Ab wann sollten Pfandflaschensammler Steuern zahlen?
Ich habe eben gelesen, dass ein Duisburger bei "Rock am Ring" Pfandflaschen im Wert von 23000 Euro gesammelt hat. Nun soll er darauf auch Steuern zahlen. Dies kann man hier nachlesen. Aber ab wann ist es eine gewerbliche Tätigkeit wenn man Flaschen sammelt? Wann denkt ihr ist es so, dass es als Einkünfte zählt, die man versteuern muss?
Wenn man bei der Menge davon ausgeht, dass es eine gewerbliche Tätigkeit ist, wie schaut es dann bei den Leuten aus, die jeden Tag irgendwo in der Stadt oder am Wochenende in Stadien Flaschen sammeln? Wenn ich beispielsweise meine eigenen Flaschen im Keller sammle, bis ich Unmengen mit dem Auto transportieren muss um diese einzulösen, brauche ich auch keine Steuern zu zahlen, weil ich wohl auch das Pfand schon selbst gezahlt habe. Aber die, die die Flaschen weggeschmissen haben, haben auch das Pfand schon gezahlt und bekommen es ja nicht wieder. Dafür holt sich ein anderer Mensch das Pfand ab.
Ab welcher Summe ist es selbstständige Arbeit mit Gewerbe und ab wann muss man dann auch Steuern dafür zahlen? Wenn man jetzt einmal im Jahr so viele Pfandflaschen sammelt, wird das dann auf den Monat gerechnet oder wie schaut es aus?
Ich bezweifle die Summe von 23.000 Euro stark. Bei einem Höchstpfand von 25 Cent sind dies 100.000 Flaschen. Die müssen eingesammelt, transportiert und eingelöst werden. Normalerweise geht es beim Flaschensammeln maximal um ein paar hundert Euro für einen ganzen Monat. Viele Sammler beziehen Hartz IV und darauf wird alles angerechnet.
Die Steuer ist immer eine Jahressteuer. Nur muss man dann eine Gewerbe- und eine Umsatzsteuererklärung machen. Bis 17.500 Euro Umsatz kann man sich als Kleinunternehmer von der Umsatzsteuer befreien lassen. Wenn man sich als Kleinunternehmer (weniger als 15 Stunden) registrieren lässt, muss man auch keine Ķrankenversicherung zahlen. Grundsätzlich kann das Finanzamt Bargeldeinnahmen nicht sehen. Sollte man bei einem Getränkehändler als Kunde erfasst sein, kann das Finanzamt allerdings eine solche Tätigkeit bei einer Steuerprüfung des Händlers leicht erkennen.
Irgendwie finde ich es menschlich gesehen schon etwas dreist, wenn man als Kleingewerbe geführt werden sollte nur weil man einmalig viele Flaschen eingesammelt hat. 100.000 Flaschen werden nicht mal eben in einer Stunde eingesammelt und das macht auch niemand, weil er das so lustig findet, immerhin ist es schon ein bisschen erniedrigend, wenn man zu den Leuten geht und nachfragt oder um die Zelte herumläuft und da die Flaschen sammelt.
Wobei das natürlich eine sehr hohe Summe ist, das muss man schon anerkennen. Ich würde es fair finden, wenn man das nun sein lässt mit der Steuer und einfach anerkennt, dass das in mühevoller Arbeit gesammelt wird. Es ist ja auch eher die Ausnahme so eine große Summe da heraus zu bekommen.
Das ist denn das für ein Argument? Nach der Logik müssten ganz viele Arbeitnehmer und Selbstständige keine Steuern zahlen, weil die Arbeit hart ist und vielleicht als erniedrigend empfunden wird. Deine Argumentation unterstreicht eigentlich genau, warum es schnell eine steuerpflichtige Tätigkeit ist.
Die Gewerbesteuer ist keine Einkommensteuer, es handelt sich um eine kommunale Steuer, die den Gewerbebetrieb zusätzlich anhand seiner Leistungsfähigkeit besteuert. Das betrifft gewerbliche Einzelunternehmen und Personengesellschaften, deren Gewerbeertrag 24.500 Euro pro Jahr überschreitet. Auch bei der Umsatzsteuer bist du ziemlich ungenau. 17.500 Euro ist die Grenze inklusive Umsatzsteuer. Auch bei der Krankenkasse kommen deine Ausführungen nicht hin.
Eigentlich ist es simpel. Zuerst fällt das Sammeln von Flaschen unter die Freigrenze für sonstige Einkünfte. 256 Euro im Jahr sind durch sonstige Einnahmen erlaubt. Aber Achtung! Das ist eine Freigrenze und kein Freibetrag. Wird die Grenze überschritten, ist der gesamte Betrag steuerpflichtig.
Wer insgesamt zusammen mit allen anderen Einkünften den Grundfreibetrag überschreitet, muss für Flaschenpfand Einkommensteuer zahlen, wenn der Freibetrag von 256 Euro durch diese oder andere Einnahmen überschritten wird. Eine Gewerbeanmeldung ist dann erforderlich, wenn es sich um eine selbstständige, auf Dauer angelegte Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht handelt.
Selbstständig ist das Sammeln, es gibt keinen Arbeitgeber. Im Prinzip ist es nicht anders als beim Schrottsammler, der mit Musik durch die Straßen fährt. Auf Dauer angelegt ist eine Tätigkeit, die jemand immer wieder ausführen möchte. Dazu muss er das nicht regelmäßig tun. Und die Gewinnerzielungsabsicht ist wohl unbestritten vorhanden. Nur, wer kann die Einnahmen kontrollieren?
Ich finde es schon amüsant, dass jetzt das heimische Flaschensammeln bis das Auto voll ist mit so einem doch eher professionellen Sammler verglichen wird. Für wie viel Euro habt ihr denn schon einmal Pfandflaschen abgegeben? Unser Rekord mit vollem Auto waren mal knapp 60 Euro. Ich denke viel mehr wird hier wohl auch kaum jemand abgeben. Und selbst wenn es hundert Euro wären, wären das immer noch Welten, die diese Summe von 23.000 Euro trennen.
Kein Menschen kann doch ernsthaft erzählen wollen, dass Pfandflaschen im Wert von 23.000 Euro einfach so zusammengekommen sind, weil man seine Flaschen lange nicht weggebracht hat. Hier hat jemand ganz gezielt auf einem Festival versucht Geld zu verdienen. Das ist ja auch nicht schlimm und wenn man sich die Summe anschaut, sogar ziemlich clever. Aber es ist eben auch ganz zielgerichtetes Geldverdienen gewesen. Und warum sollte man es dann nicht auch genau so behandeln? Ich finde das schon völlig in Ordnung, dass man das Geld dann auch versteuern muss, wenn man über die Freigrenzen hinaus kommt.
Natürlich lässt sich das recht schwierig kontrollieren. An sich kann man die Flaschen ja einfach in kleiner Stückelung wegbringen zu allen möglichen Supermärkten in seiner Nähe und nirgendwo taucht auf, dass er da Geld verdient hat. Das macht natürlich dann auch viel Arbeit, aber das wäre in Anbetracht der jetzt fälligen Steuern wohl cleverer gewesen, wenn auch natürlich nicht ganz legal. Aber wenn man sich eben damit rühmt soviel Geld verdient zu haben, muss man sich eben nicht wundern, wenn dann auch das Finanzamt darauf aufmerksam wird.
Irgendwie verstehe ich das nicht: Schaue ich mir einen Kassenzettel an, da steht dann beim Pfand, dass auf eine Pfandflasche beim Kauf erhoben wird, der Steuersatz 7%. Auf dem gleichen Bon ist für die zurückgebrachte leere Flasche der Steuersatz 19% angegeben. Wer betuppt da wen? Die Differenz von 12% kassiert der Staat sowieso? Wenn jemand also für Pfandflaschen, die er selber nicht gekauft hat, bei der Rückgabe 19% Steuer berechnet bekommt, ist er doch im Vorteil, oder nicht? Diese 12% Differenz sollte er ans Finanzamt zahlen müssen. Sonst nichts.
Abgesehen davon, dass ich diese 23.000 Euro an gesammeltem Leergut auch etwas dick aufgetragen finde, weil es ja logistisch schon schwer lösbar ist, diese Anzahl an Leergut zu sammeln, zum Auto und dann auch noch zur Annahmestelle zu bringen. Und zudem tummeln sich ja auch noch dutzende andere Sammler in diesem Leergut-Eldorado. Aber egal, wer so damit angibt, was er an einem Wochenende gesammelt haben will, der sollte dies auch angeben und darauf Steuern zahlen.
Rosenhecke, der gute Mann kommt auf etwa 23.000 Euro im Jahr. Der reist mit Transporter, Beuteln und Mama an. Dann wird professionell gesammelt. Rock am Ring bringt ihm etwa 3.000 Euro pro Tag. Er ist auf Festivals spezialisiert.
Ich habe mal mit ein paar Kommilitonen spontan beschlossen nach einem ersten Mai die Flaschen in einem Park aufzusammeln. Wir waren sehr sehr weit von 23000 Euro entfernt und es war trotzdem schon nicht ganz einfach das Ganze logistisch zu organisieren.
Wenn man Flaschen für tausende von Euros einsammelt braucht man wahrscheinlich einen LKW um diese Menge abtransportieren zu können und man würde tagelang den Pfandautomaten im Supermarkt blockieren, also wird man einen Käufer haben, der den Inhalt des LKWs aufkauft. Da in dem Fall also einiges schon vor dem Festival organisiert werden muss kann man auf jeden Fall von einer gewerblichen Tätigkeit ausgehen. Das kann man nicht mit deinem Keller voller Flaschen vergleichen.
Cloudy24 hat geschrieben:Wenn man Flaschen für tausende von Euros einsammelt braucht man wahrscheinlich einen LKW um diese Menge abtransportieren zu können und man würde tagelang den Pfandautomaten im Supermarkt blockieren, also wird man einen Käufer haben, der den Inhalt des LKWs aufkauft. Da in dem Fall also einiges schon vor dem Festival organisiert werden muss kann man auf jeden Fall von einer gewerblichen Tätigkeit ausgehen.
Im Rahmen eines Umzuges fiel mir einmal die ehrenvolle Aufgabe zu, die im Keller gesammelten Pfandflaschen in dem Supermarkt, bei dem diese gekauft worden waren, einzulösen. Nach der dritten Fuhre weigerte sich der Filialleiter, von mir weiteres Leergut anzunehmen, da das Lager bereits mit Leergut überfüllt sei. Nach 24 vollen Europaletten mit leeren Gebinden aufwärts würde erst vom Hersteller der kostengünstige Vertrags-Recycling-Transport in Gang gesetzt.
Angesichts dieser bösen Erfahrung kann ich mir nicht vorstellen, dass diese rauen Mengen, von denen hier im Beitrag die Rede ist, einfach auf konventionelle Weise gegen Bargeld eingetauscht werden. Von den Niederlanden her kenne ich es, dass die "Volleidige-Vergunning-Flessen", also die klassischen Pfandflaschen, von einem Altwarenhändler genauso wie auch Altpapier und Alteisen in Zahlung genommen werden konnten. Da wurde dann alles auf die Waage gelegt und Kilopreise ausgehandelt. So, könnte ich mir vorstellen, hat es auch der besagte Profi-Flaschensammler organisiert.
Dann kann man durchaus auch von gewerblicher Vorgehensweise sprechen. Wieso jemand dann im Fernsehen damit prahlt, und dann noch in einem Kanal, der unter anderem auch dafür bekannt ist, Spaß daran zu haben, die Leute vorzuführen und zu blamieren, entzieht sich meinem Verständnis.
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