Eigenanteil beim Zahnarzt als Unrecht empfinden?
Eine Bekannte von mir hat sich neulich sehr darüber aufgeregt, dass man bei vielen Behandlungen beim Zahnarzt einen Eigenanteil bezahlen muss. Das wurde so eingeführt, da viele Menschen die Verantwortung auch bei den Patienten sehen. Wer schlechte Zähne hat, der pflegt seine Zähen vermutlich auch weniger und muss daher mehr bezahlen.
In anderen Bereichen ist das nicht so. Hat man beispielsweise etwas am Herzen, dann zahlt die Krankenkasse alles. Dabei kann man auch hier davon ausgehen, dass bei einigen Menschen eine Mitschuld besteht, da diese sich vielleicht zu wenig bewegen und übergewichtig sind. Meine Bekannte ist der Überzeugung, dass sie von Natur aus schlechte Zähne hat und versteht daher nicht, warum sie dafür nun so viel Geld zahlen muss.
Findet ihr den Eigenanteil beim Zahnarzt mitunter auch ungerecht, da Patienten beim Zahnarzt nicht grundsätzlich Schuld sind an ihren schlechten Zähnen? Ist es im Gegenzug dann fair, dass man für andere Behandlungen nichts zuzahlen muss, obwohl gerade bei Gelenkoperationen Übergewicht auch immer eine Rolle spielt und vermieden werden kann?
In anderen Beiträgen schreibst du, dass manche gar nichts für ihr Übergewicht können und jetzt argumentierst du, dass es vermeidbar wäre. Du widersprichst dir. Es gibt sicherlich Menschen, die zu viel essen oder sich nicht bremsen und daher zu dick sind, aber es gibt auch Leute, die haben einfach ungünstige Gene und die müssten dauerhaft hungern, wenn sie schlank sein wöllten.
Genauso kann man auch von Natur aus schlechte Zähne haben. Manche haben eine sehr starke Neigung zu Karies, trotz regelmäßigem Putzen und was will man dann machen? Ich hatte früher auch viele Löcher und ich würde nicht sagen, dass ich meine Zähne schlecht gepflegt hätte. Ich wollte ja auch weiße Zähne haben und habe daher immer geputzt, aber dennoch hatte ich Phasen, da kam beinahe jedes Jahr ein Loch dazu.
Wie viele das insgesamt sind, weiß ich nun gar nicht, ich habe irgendwann nicht mehr gezählt, aber ich schätze mal, dass ich in einem Drittel aller Zähne eine Füllung drin habe. Bis auf eine Ausnahme sind das bei mir alles Keramik- oder Kunststofffüllungen und die eine Ausnahme ist Amalgan, weil da das Loch so tief war, dass man nichts anderes nehmen konnte - hat jedenfalls der Zahnarzt gesagt.
Diese Kunststofffüllungen muss man aber zusätzlich bezahlen. Ich weiß, dass ich ganz kleine Löcher ohne Zusatzkosten gestopft bekommen habe, aber bei größeren muss man dazuzahlen und das nicht wenig, da sind schnell mal 100 oder 200 Euro weg. Brücken oder Gebisse gehen gar in die Tausende. Findest du das ernsthaft fair, dass Menschen so viel dazuzahlen sollen? Wofür zahlt man eigentlich Beiträge in die Krankenversicherung ein, wenn das nicht übernommen wird?
Es gibt viele Menschen, die nicht wie du in einem reichen Nest geboren worden und sich nicht den ganzen Tag darüber Gedanken machen, wann sie sich ihren ersten Audi oder ein Kind von der Leihmutter kaufen können. Viele können sich das nicht leisten, wenn sie da hunderte Euro zuzahlen müssen. Die nehmen dann das billigste - Amalgan - oder man lässt dann eben die Zahnlücke und verzichtet auf Brücke und Co.
Die Familie meines Freundes hatte etwa früher nicht so viel und er hat da, wo ich nicht sichtbare Kunststofffüllungen habe, alles Amalgan. Das sieht man beim Sprechen nicht, weil es die hinteren Zähne sind, aber wenn er lacht, dann sieht man es schon. Die konnten sich das früher nicht leisten, da überall Kunststoff reinzumachen.
Und meine Mutter hat eine Zahnlücke hinten. Eine Brücke war ihr zu teuer. Und wenn bei mir eine Brücke fällig wäre, würde ich mir auch überlegen, ob es mir die Sache wirklich wert ist, mehrere tausend Euro dafür auszugeben. Oder zumindest einen höheren dreistelligen Betrag - ich denke wenn das hinten wäre würde ich das eher nicht machen, auch wenn ich es mir leisten könnte.
Aber ich frage mich ernsthaft, warum man denn dann so hohe Krankenkassenbeiträge zahlt, wenn man dann bei Füllungen so dermaßen viel nachzahlen soll. Bei einer neuen Hüfte kommt ja auch keiner und verlangt die drei Tausender, die das kostet. Ja, das ist unfair, es sollte alles von der Krankenkasse übernommen werden, dafür ist die da.
Natürlich gibt es auch Menschen mit von Natur aus schlechteren Zähnen oder besser gesagt anfälligeren Zähnen, aber ich finde es trotzdem nicht ungerecht, wenn man beim Zahnarzt zuzahlen muss. Man kann durchaus durch regelmäßige Besuche Vergünstigungen bekommen und unter normalen Umständen kann man schon viel für die Zahngesundheit machen und dann muss man auch keine Zuzahlungen leisten.
Systeme sind nie für alle Menschen fair, aber deswegen finde ich nicht, dass man Menschen, die sich darum nicht kümmern auch noch belohnen muss, indem sie dann kostenlos die Zähne gemacht bekommen.
Ich habe dieses Jahr schon einen vierstelligen Betrag als Eigenanteil beim Zahnarzt gelassen und ich fand es schon sehr heftig. Die Krankenkasse hat zum Glück einen Teil übernommen, aber es war schon eine Menge Geld, die ich einfach nicht mehr habe. Ich habe schon das Gefühl, dass der Eigenanteil etwas ungerecht ist.
Andererseits sah ich eine Notwendigkeit in der Behandlung. Mein Zahnarzt sagt zwar immer, dass meine Zähne super gepflegt bin, aber sie sind von Natur aus halt anfällig für Schäden. Daher habe ich mir jetzt einen Zahnersatz gegönnt, weil mein vorheriger Zahnarzt Mist gebaut hat und zwei Füllungen, weil Amalgan-Füllungen getauscht wurden.
Klar, man bekommt Vergünstigungen, aber nur wenn man auch jedes Jahr brav seinen Besuch absolviert. Hat mir aber nicht viel gebracht, war ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich finde es gerecht, auch wenn ich mir diesen Betrag leisten konnte. Aber ich musste lange dafür sparen.
Ich finde es aber auch nicht fair, zu behaupten, dass Menschen mit Übergewicht selbst schuld sind. Es ist mir egal, woher das Übergewicht kommt, es ist eine Belastung für viele dieser Menschen, manche sind einfach schon genetisch vorbelastet. Man kann etwas dagegen tun, aber ich sehe es auch so, dass auch Übergewichtige eine adäquate und finanzierbare ärztliche Behandlung verdient haben und nicht an allem selbst schuld sind. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst mal viel auf den Rippen hatte, dass ich es anders sehe.
Die Krankenkasse muss nicht alles übernehmen, aber ich finde schon, dass manche Behandlungen deutlich stärker von der Kasse getragen werden sollten. Die Zähne sind leider ein Aushängeschild. Wer lacht und schlechte Zähne hat, wird schnell als ungepflegt und eklig abgestempelt. Daher sollte deutlich mehr übernommen werden, auch wenn ich schon sehr zufrieden bin, dass bei mir wirklich viel übernommen wird.
Aber ich sehe da besonders Menschen mit weniger Geld, die in die Röhre schauen müssen und sich mit günstigem Zahnersatz zufrieden stellen sollen. Diesen Menschen sollte zumindest ein mittelpreisiger Ersatz übernommen werden, egal wie die Zahnschäden entstanden sind, damit sie auch noch in ein paar Jahren kraftvoll zubeißen können.
Ich persönlich finde das ehrlich gesagt auch ungerecht und führt sicher auch dazu, dass man Menschen mit geringem oder keinem Einkommen früher oder später auch an den Zähnen erkennen kann, denn Zahnlücken haben hauptsächlich Menschen, die sich keinen Zahnersatz leisten können. Ich selbst bin zwar bisher vor hohen Zuzahlungen verschont geblieben, weil sich meine Zuzahlungen bisher auf die regelmäßige Zahnreinigung beschränkt haben, aber wer weiß, was da noch kommt, wenn man älter wird... Schon bei wenigen ersetzten Zähnen gehen die Kosten gleich auf mehrere Tausend Euro hoch....
Crispin hat geschrieben: Wer schlechte Zähne hat, der pflegt seine Zähen vermutlich auch weniger und muss daher mehr bezahlen.
Das ist doch Quatsch. Ich kenne viele Menschen, die einfach durch Vererbung oder warum auch immer schlechte Zähne haben. Diese können da putzen und pflegen wie sie wollen und haben trotzdem häufiger etwas.
Ich denke, dass es auch in anderen medizinischen Bereichen Zuzahlungen gibt und das nicht zwingen nur bei Zahnarztbehandlungen der Fall ist. Aber wenn man sich nach Zusatzversicherungen umsieht, wird da ja schon einiges übernommen und es ist sicherlich auch immer Empfehlenswert sich vor einer Behandlung bei der Krankenkasse zu erkundigen, was diese übernimmt und was nicht.
Crispin hat geschrieben:. Das wurde so eingeführt, da viele Menschen die Verantwortung auch bei den Patienten sehen.
Quark. Oder wieso gibt es dann keinen Eigenanteil für Raucher, Übergewichtige und Sportmuffel? Der Eigenanteil wurde eingeführt, weil die Krankenkassen (angeblich) kein Geld haben. Oder was kann das Kind dafür, wenn es Karies bekommt? Ich finde den Eigenanteil ungerecht. Für Reiche finde ich das ja noch ok, aber nicht für Leute die eh schon kaum Geld haben.
Was soll daran ungerecht sein? Es ist doch klar, dass die Krankenkasse nicht alle Kosten übernehmen kann, da das Solidarsystem so nicht funktionieren kann, wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen. Wo soll man denn sonst Abstriche machen eurer Ansicht nach? Habt ihr alternative Vorschläge, wodurch das Finanzierungssystem der Krankenkassen nicht zusammenbricht? Es ist eh einkommensabhängig finanziert durch die Beiträge und durch den demographischen Wandel werden eh schon genug Probleme hinzu kommen, um die Finanzierung zu gewährleisten.
Das mit einem Eigenanteil kann man unfair finden oder nicht. Grundsätzlich finde ich es schwierig. Für schlechte Zähne wegen einer Veranlagung sollte niemand bestraft werden. Den Eigenanteil daran zu knüpfen, ob regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen wurden, finde ich hingegen nicht gar so verkehrt. Gerade bei Zähnen kann man viel mit wenig Aufwand richten, wenn zum Beispiel Karies rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
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