Arzt will nicht operiert werden

vom 23.04.2011, 23:02 Uhr

Um gleich zum Thema zu kommen kann ich sagen, dass mein Onkel Arzt ist und sich deshalb mit Medikamenten, Operationen und ihren Nebenwirkungen bestens auskennt. Mein Onkel ist etwa 60Jahre alt und humpelt. Er hat wahnsinnige Schmerzen wegen seiner Hüfte. Seit circa 10 Jahren schiebt er die Operation schon vor sich her und hält es stets durch. Seit langen Diskussionen versuchen wir ihn zu überreden sich operieren zu lassen, aber er sagt immer nein.

Seit kurzem haben wir heraus gefunden weshalb er so schreckhaft vor dieser Operation ist. Er hat Angst davor, die gesamte Kontrolle abzugeben. Er ist es nun mal gewohnt selbst zu operieren. Am liebsten würde er sich selbst du Hüfte herausschneiden. Wie kann ich ihn davon überzeugen es schnellstmöglich machen zu lassen?

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» aaronbc123 » Beiträge: 417 » Talkpoints: -0,34 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da wirst du nichts machen können. Dein Onkel ist ein erwachsener Mann, der zudem auch noch genau weiß, was auf ihn zukommen würde. Ich muss sagen, dass es nicht nur die Angst eines Arztes ist, die Kontrolle zu verlieren. Ich selber schiebe eine Meniskus Operation auch schon seit einigen Jahren vor mich hin und ich denke auch nicht, dass ich sie machen lassen werde. Denn ich habe auch wahnsinnige Angst davor, dass ich nicht weiß, was die Ärzte während der Vollnarkose mit mir machen und ich auch nicht weiß, ob ich die Narkose überstehe.

Die Angst kann man deinem Onkel nicht nehmen. Er ist ja vom Fach und er weiß ja auch genau, wie die Ärzte mit einem Patienten umgehen und das wird ihm wahrscheinlich zusätzlich noch angst machen. Frage doch deinen Onkel, warum er diese Angst hat. Frage ihn mal, wie er selber einen Patienten überreden würde sich operieren zu lassen. Frage ihn, ob er einem Patienten raten würde sich so zu verhalten wie er es macht. Vielleicht hilft das ja.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Kannst du nicht, wie willst du das auch machen. Dein Onkel ist kein kleines Kind, welches man zum Arzt zwingen kann, er muss selbst entscheiden, ob er das will und wenn ja, von wem und wann. Und wenn er sich dagegen entscheidet, dann ist es eben so, dagegen kannst du gar nichts ausrichten.

Ich würde es einfach mal damit versuchen, dass ihr eurem Onkel erklärt, dass er doch selbst weiß, welche Folgen das haben kann, wenn er sich nicht operieren lässt. Sagt ihm, dass euch an ihm liegt und das ihr nicht zusehen wollt, wie er sich selbst kaputt macht. Wenn dein Onkel Chirurg ist, dann wird er sicherlich in seinem Bekanntenkreis den einen oder anderen Kumpel haben, der diese Operation für ihn übernehmen könnte. Falls nicht, hat er als Arzt auch so sicherlich Bekannte, die ihm einen guten Chirurg empfehlen können und wenn er solche Angst davor hat, dann sollte er diesen vielleicht vorher einfach mal kennenlernen oder so.

Es hat übrigens auch gar nichts damit zu tun, dass dein Onkel Arzt ist, denn meiner Erfahrung nach geht es sehr vielen Menschen, besonders auch älteren so, dass sie Angst davor haben, unter Narkose von anderen aufgeschlitzt zu werden. Diese Vorstellung macht sie nun mal hilflos und ist ihnen unangenehm, ich erinnere mich selbst noch daran, wie lange es gedauert hat, bis wir meine Großmutter dazu überreden konnten, sich das Knie operieren zu lassen, da diese auch so große Angst davor hatte und sich dann auch nur für eine Betäubung entscheiden wollte, damit sie noch sehen kann, dass sie da auch wirklich nichts falsches machen. Das ist für Menschen also durchaus typisch und hat gar nichts damit zu tun, dass dein Onkel Arzt ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dein Onkel weiß sicherlich genau, wovor er Angst hat, weil es sich nicht operieren läßt. Im Gegensatz zu einem nicht privat versicherten Krankenkassenpatient kann er sich seinen Operateuer aussuchen und auch seinen Anästhesisten. An ihm wird keiner der neu anfängt herumprobieren, was andere über sich ergehen lassen müssen. Das Ergebnis sehen sie dann im Gegensatz zu deinem Onkel erst später, wenn sie wieder bei vollem Bewußtsein sind.

Dein Onkel könnte in ein schönes sauberes Krankehaus gehen, wo auch die Hygiene beachtet wird und er keine Angst haben muß, von resistenten Keimen heimgesucht zu werden. Deshalb verstehe ich seine Weigerung nicht. Er weiß, wer Fachmann auf dem Gebiet der Hüftoperationen ist, und trotzdem hat er Angst. Dein Onkel kennt sich zu gut aus, um unbesorgt einer Operation zustimmen zu können. Dabei ist eine Hüftoperation einfacher als eine Knieoperation. Mit gutem Zureden werdet ihr bei ihm nichts erreichen. Er wird sich erst operieren lassen, wenn es gar nicht mehr anders geht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Da wirst du leider nichts machen können. Der Mann ist wie gesagt ein erwachsener Mensch und kann selbst Entscheiden, ob er operiert werden will oder nicht. Denn es ist ja schließlich sein Körper und er kann damit tun und lassen, was er will. Sicherlich findest du es bestimmt auch nicht so klasse, wenn dich einer zu einer OP zwingt und du es gar nicht möchtest? Oder doch? Du kannst ihn zwar über die Vorteile oder Risiken aufklären, wenn er nicht an der Hüfte operiert wird, aber die endgültige Entscheidung liegt letztendlich bei deinem Onkel und der möchte es so wie ich es aus deinem Beitrag raus gelesen habe nicht operiert werden. Somit musst du die Entscheidung deines Onkels akzeptieren. Wobei ich es auch verstehen, kann, dass dein Onkel nicht von anderen Ärzten operiert werden will. Da er vielleicht Angst hat, dass die Ärzte vielleicht etwas falsch machen könnten und wo weiter.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke nicht, dass du das können wirst. Dein Onkel ist ein erwachsener Mann und er kann in seinem Alter selbst entscheiden. Daher wird es nichts bringen, wenn ihr versucht ihn zu überreden. Es wird ihn nur eher noch mehr davon abhalten sich operieren zu lassen.

Es ist klar, dass dein Onkel Angst davor hat. Wie du schon gesagt hast ist er ja Arzt und er weiß wie es ist, wenn jemand operiert wird. Ich kann es auch nachvollziehen, dass er Angst davor hat die Kontrolle zu verlieren und abzugeben, da es ja normalerweise umgekehrt ist.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich kann deinen Onkel wirklich gut verstehen. Ich bin auch jemand, der lieber alles selbst macht, weil ich nur dann die Gewissheit habe, dass es auch gut wird. Selbst wenn das dann nicht der Fall ist, kann ich mir dann selbst die Schuld geben. Damit kann ich besser leben als mit Fehler von anderen, weil ich dann immer denke, dass ich es vielleicht besser hinbekommen hätte. Eine Operation ist keine Lappalie, auch wenn es sich um einen eher kleinen Eingriff handeln sollte, und leider ist man hierbei auf die Hilfe anderer angewiesen und kann sich nicht selbst operieren. Ich wurde bisher nur ein einziges Mal operiert, allerdings hatte ich dabei schon ein Problem, mich dem Operateur anzuvertrauen. Mittlerweile kann ich mir immer schlechter vorstellen, von jemandem operiert zu werden. Das Studium (ebenfalls Medizin) ist daran sicher nicht ganz unschuldig, wobei ich grundsätzlich eher misstrauisch bin. Deinem Onkel wird es ebenso gehen - er weiß eben, wie bestimmte Dinge gemacht werden, wo Fehlerquellen sind, was passieren könnte und so weiter.

Wirklich viel kannst du nicht machen. Du kannst deinen Onkel ja schlecht dazu zwingen, sich dieser Operation zu unterziehen. Es bringt auch nichts, ihn über die vermutlich überschaubaren Risiken aufzuklären oder ihm zu erzählen, dass er sich danach wohl besser fühlen wird. Das sind alles Dinge, die er selbst auch weiß und ich finde es immer ziemlich vermessen, Leute in dieser Weise zu etwas zwingen zu wollen, weil man der Meinung ist, es wäre besser für sie. Dein Onkel ist ein erwachsener Mensch und hat auch noch den richtigen beruflichen Background, um selbst abschätzen zu können, ob er sich operieren lassen sollte oder nicht. An deiner Stelle würde ich überhaupt nichts unternehmen. Hat er keinen befreundeten Arzt in seinem Freundeskreis, dem er vertraut? Ein solcher Ansprechpartner, der eben auch in medizinischen Fragen kompetent ist, wäre wohl die bessere Wahl als mehrere Verwandte, die eigentlich keine Ahnung haben, aber dennoch ihre Meinung kundtun.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich sag es mal so, man ändert erst was, wenn man den Zustand nicht mehr aushalten kann. Also sind die Schmerzen vielleicht nicht so schlimm und der alte Herr lässt sich vielleicht gerne bedauern? Und wenn alle da drauf eingehen und ihn trösten, dann kann man es noch eine Weile aushalten. So ein Arzt kommt ja auch recht leicht an starke Schmerzmittel.

» Neandertaler » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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