Depressive Freundin im Freundeskreis
Ich habe vor einigen Jahren eine mittlerweile sehr gute Freundin kennengelernt. Wir sind uns damals auf einem Musikfestival begegnet und hatten drei wirklich sehr intensive Tage auf dem Festival. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie ein aufgeweckter, lebensfroher Mensch ist. Aus dieser Bekanntschaft wurde dann über die Jahre eine sehr enge Freundschaft. Wir haben auch einen gemeinsamen Freundeskreis aufgebaut und verbringen viel Zeit gemeinsam.
Mir ist an ihr nie aufgefallen, dass sie nur nach außen hin glücklich erscheint. Innerlich scheint es ihr nicht gut zu gehen. Ich hatte neulich ein längeres Gespräch mit ihr und das hat meine ganzen Ansichten zu ihr völlig über den Haufen geworfen. Ihr geht es psychisch wohl nicht gut. Was genau sie hat konnte ich leider nicht rausfinden, aber sicher ist das sie das schon seit sehr langer Zeit hat. Es geht in die Richtung Depressionen.
Es hat mich sehr erschrocken, da ich vorher nie bemerkt habe, dass sie besonders traurig oder in sich gekehrt ist. Auch ihre Familie hat wohl bisher davon noch nichts mitgekriegt. Aber aufjedenfall stehen wir jetzt vor dem Problem, ob wir es unserem Freundeskreis mitteilen, oder nicht. Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist, wenn alle aus der Clique von ihren wahren Gefühlen wissen. Wir wollen beide nicht, dass sie von den Anderen dann anders behandelt wird. Vorallem kann sie kein Mitleid gebrauchen, denn das macht alles nur noch schlimmer.
Folgende Aspekte sprechen aus meiner Sicht für eine Aufklärung des Freundeskreises: Wenn es ihr nicht gut geht, kann sie es uns mitteilen und wir können ihr helfen; sie muss nicht nach außen glücklich wirken, um ihre wahren Gefühle zu verstecken; wir wissen was bei ihr im Kopf vorgeht, wenn sie in gewissen Situationen anders reagiert als erwartet.
Und diese Aspekte sprechen aus meiner Sicht gegen ein Outing: Es könnte Mitleid provoziert werden; vielleicht will sie garnnicht, dass alle wissen was in ihr vorgeht; es könnten Gespräche über ihren Gesundheitszustand statt finden, das könnte triggern; sie könnte als "die Kranke" abgestempelt werden
Was soll sie eurer Meinung nach tun, der Gruppe von ihren Leiden erzählen oder lieber nicht?
Das ist eigentlich eine ziemlich schwierige Frage, zumindestens wenn sie sich nicht selbst verletzt oder sogar suizidgefährdet ist, würde ich es niemanden anvertrauen. Warum? Weil sie mit dir über ihre Gefühle im Vertrauen gesprochen hat. Wenn euer gemeinsamer Freundeskreis davon etwas mitbekommt und jemand sich ausversehen "verplabbert" (natürlich nicht bösartig!) besteht die Gefahr, dass sie sich hintergangen fühlt. Zumindestens wäre ich ziemlich wütend, wenn ich meiner besten Freundin privat rede und später jeder weiß, was mich bewegt. Wenn sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll oder wenn sie überfordert ist, dann kann sie mir das ehrlich sagen und wir würden eine gemeinsame Lösung finden. Vielleicht kannst du ihr ja anbieten mit euren gemeinsamen Freunden auch über ihre Situation zu sprechen? Wie würde sie reagieren? Was denkst du?
Man kann Menschen nur vor den Kopf schauen und man weiß eigentlich nicht, was in der anderen Person vorgeht. Es kann sein, dass sie die Anwesenheit von Menschen genießt und unter Leuten einfach "aufblüht" und ihre depressiven Stimmungen nur vorkommen, wenn sie alleine ist. Ich denke nicht, dass sie Mitleid erregen will, sonst hätte sie mehreren Leuten von ihren Gefühlen erzählt. Vielleicht ist die Lösung ihres Problems auch einfach und sie sieht nur den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr? Wichtig ist, dass du herausfindest, was sie so bedrückt und traurig macht.
Falls du Angst hast, dass sie sich etwas antun könnte, von zu Hause abhauen will oder sich selbst schadet, dann solltest du aber umbedingt (professionelle) Hilfe holen und ihr auch anbieten, dass du sie zu einem Arzt oder einem sonstigen Gespräch begleitest. Vermittel ihr zuerst einfach das Gefühl, dass sie nicht alleine ist und du jemand bist, der sich für sie ehrlich interessiert.
Ich würde es den anderen wohl nicht sagen. Ich denke, dass es doch ausreichend ist, dass du eben von ihren Probleme weißt und dann für sie da sein kannst, wenn es ihr schlecht geht und sie eben jemand braucht, der für sie da ist. Auch wenn es ihr dann bei manchen Unternehmungen nicht so gut geht, könntest du ihr beistehen und die anderen brauchen es nicht unbedingt mit zu bekommen.
Wie du schon sagst, könnte so etwas Mitleid hervorrufen und die anderen aus der Clique würden sie vielleicht wie ein rohes Ei behandeln und nicht mehr wie ihre Freundin. Vielleicht würden sich sogar einige abwenden, weil sie nicht wissen, wie sie sich nun ihr gegenüber verhalten sollen. Ich habe selbst eine Freundin, die auch immer gewisse Probleme hatte. Davon wusste so aus dem Freundeskreis auch niemand. Sie hatte es damals eben nur mal ihrem Ex Freund gesagt, als dieser noch ihr Freund war. Er war dann auch eher für sie da, wenn mal nicht so gut ging. Sie hatte wohl auch Bedenken, dass sie anders behandelt werden könnte oder sich einige von ihr abwenden und sie als Geisteskrank einstufen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn sonst niemand davon weiß. Da sie sich dann einfach so verhalten kann, als wenn eben nichts wäre.
Wenn sie aber doch meint, dass sie es den anderen sagen sollte. Vielleicht auch um einfach die Reaktionen zu sehen und zu schauen, wer dann eben für sie da ist und weiterhin als guter Freund mit ihr durch die Gegend zieht. Aber es könnte eben auch ein bisschen was kaputt machen. Sei es durch Mitleid oder eben Vorurteile.
Ich würde es nicht weitersagen oder anderen mitteilen, denn man kann als Außenstehender einen Depressiven ohnehin nicht helfen. Du hattest ja geschrieben, dass das Wissen um die Depression dazu beitragen könnte, sie zu unterstützen, aber ich denke nicht, dass das möglich ist. Sie wird sich ja sicherlich irgendwie in Behandlung begeben und damit würde ich es auch gut sein lassen, d.h. ich würde sie nicht anders behandeln als vorher.
Zumal eine Depression ja auch nicht bedeuten muss, dass es jemandem permanent schlecht geht oder er im inneren eine tiefe Krise durchmacht. Es gibt auch leichtere Formen von Depressionen und letztlich ist das nichts weiter als dass eine Phase an gedrückter Stimmung, die wir vielleicht alle kennen, länger anhält und damit eine Schwelle überschreitet, ab der man von einer Störung spricht.
Ich würde es einfach so machen, dass du eben alleine davon weißt und dann mit ihr redest, wenn sie zu dir kommt und deine Hilfe braucht. Der Clique würde ich es nur sagen, wenn sie es auch möchte. Immerhin scheint es ihr ja auch gut zu tun, auch mal einfach in der Gruppe auszugehen. Sonst hätte sie es ja bereits gesagt.
Ich denke, dass das ihr Rollenbild in der Gruppe ziemlich verändern würde und dass das dann eher schaden würde. Sie verliert irgendwo ihr Gesicht und bekommt Mitleid, was sie nicht möchte.
Du solltest dich aber darum kümmern, dass sie professionelle Hilfe bekommt. Sie braucht mit Sicherheit einen Psychologen oder Medikamente von einem Arzt. Alleine werdet ihr das sicherlich nicht hinbekommen und deswegen musst du sie dazu überreden Hilfe anzunehmen.
Ich bin auch der Meinung, dass es vollkommen ausreichend ist, wenn man einen Vertrauten (in diesem Fall dich) in dieser Hinsicht hat, den man dann im Bedarfsfall ansprechen kann. Weiteren Menschen würde ich es nicht erzählen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Gerade Depressionen sind mit einem ziemlichen Stigma behaftet und wenn die Leute das nicht selbst merken oder sie ansprechen würde ich auch gar nichts sagen wollen. Ich finde das in dem Fall einfach nicht nötig, weil die Gefahr zu groß ist, dass die anderen sich komisch verhalten werden und sie daher wie ein rohes Ei behandeln und außerdem kommt noch der Aspekt hinzu, dass die anderen eh nichts ausrichten und für sie tun könnten.
Sie hat es dir anvertraut und ich würde es an deiner Stelle auch nicht weitergeben. Es ist nun einmal häufig so, dass Menschen mit Depressionen eine Maske aufsetzen, um zu zeigen, dass sie noch funktionieren. Sie hat dich als Vertrauten gewählt und dieses Vertrauen würde ich an deiner Stelle auch nicht missbrauchen.
Zudem finde ich, dass Depressionen ein heikles Thema sind und wenn es in einem Freundeskreis herumgetragen wird, dann kann es sein, dass sie sich so Sprüche wie "Stell dich mal nicht so an" oder "Das wird wieder" zu hören bekommt, was bei Depressionen echt nicht förderlich ist.
Außerdem kann nicht jeder Mensch offen mit psychischen Problemen umgehen. Ich kann mittlerweile auch mehr darüber reden, aber in einigen Situationen funktioniert dies wiederum nicht und ich behalte es für mich. In meinem Freundeskreis weiß auch nicht jeder meiner Bekannten und Freunden Bescheid, ich habe vier oder fünf Menschen ausgewählt, das reicht aus.
So etwas muss ja nicht zwangsläufig jeder wissen. Denn im Normalfall ist es ja so, dass quasi niemand den Betroffenen helfen kann - nicht Therapeuten und auch keine Freunde. Der Wille und das Umdenken muss von den Betroffenen selbst kommen. Und wenn die Dame schon einige Bezugspersonen hat und vielleicht sogar schon in psychologischer Behandlung ist, reicht das doch aus.
Oft ist es besser, wenn nicht jeder davon weiß. Du hast ja selbst beschrieben, dass du sie als sehr fröhlichen und lebensfrohen Menschen wahrgenommen hast und nun erschüttert und erschrocken bist, nachdem du ihre Geschichte kennst. Du siehst sie nun automatisch mit anderen Augen. Das ist in Ordnung, aber es wäre doch schöner, wenn die anderen Freunde sie weiterhin nur als lebensfroh und fröhlich wahrnehmen und nicht als depressiv.
Es tut der Dame doch sicher auch gut, wenn sie einige Personen beziehungsweise Freunde hat, die sie so wahrnehmen, wie du sie früher wahrgenommen haben und sie ganz normal behandeln. Ich denke, dass sie auch nicht unbedingt eine Sonderbehandlung von jedem möchte, sondern auch so behandelt werden will, wie jeder andere auch.
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