Wann ist ein Kind für euch pflegeleicht?

Wenn es um den Nachwuchs geht, kann man durchaus "Glück" haben, aber auch "Pech". Manche Eltern haben das Glück ein pflegeleichtes Kind zu bekommen, das wenig Stress verursacht. Andere Eltern wiederum würden sich ein pflegeleichteres Kind wünschen. Was versteht ihr persönlich aber unter einem "pflegeleichten" Kind? Welche Eigenschaften und Verhaltensweisen hat es? Oder meint ihr, dass es so etwas gar nicht gibt und Eltern das nur behaupten, um anzugeben?

Das pflegeleichte Kind ist ein Mythos. Wer selbst ein Baby hatte und mit anderen Müttern kommunizierte, kann davon ein Lied singen. Es war so gut wie niemand ehrlich. Alle Kinder schliefen nachts durch, bzw. nach einer kurzen Mahlzeit wieder ein und schliefen dann bis sieben oder acht Uhr. Tagsüber verhielten die Kinder sich auch total ruhig und wachten nur zu den Mahlzeiten auf. Später dann sitzt das Kind schon frei mit sechs Monaten und krabbelt mit sieben und läuft mit zehn Monaten. Davon muss man sich nicht verunsichern lassen.

Das meiste ist schlicht gelogen, warum auch immer. Wer gibt schon gern zu, dass sein Kind nächtelang schreit und keine Anstalten macht mit 14 Monaten endlich zu laufen? Und letzten Endes geht es ja auch niemanden etwas an. Aber viele Eltern messen sich eben gern mit anderen und sind diesbezüglich etwas gnadenlos. Sie müssen das beste, geschickteste und klügste Kind haben. Das rächt sich meistens nach einigen Jahren und relativiert sich oft.

Warum sollte ein pflegeleichtes Kind ein Mythos sein? Nach Koliken in den ersten Wochen, die regelmäßig von pünktlich gegen 18 Uhr losgingen und bis 18 Uhr anhielten, sind meine Kinder wirklich pflegeleicht. Das bedeutet weder, dass sie besonders toll, überdurchschnittlich begabt oder sonstwie besser sind.

Es ist ja zum großen Teil auch eine Frage der Einstellung, wenn man nicht gerade ein Schreikind hat. Alle meine Kinder haben beispielsweise mit etwa neun Wochen angefangen, sehr ungleichmäßig zu trinken. Nach einer großen Portion am Morgen war die Nachfrage über Tag gering. Ab 18 Uhr wurde in kurzen Abständen eine richtige Kugel angetrunken und dann war Ruhe von 23 bis 5 Uhr morgens. Für mich ist das bei so einem Würmchen Durchschlafen.

Und ja, ich finde ein Kind pflegeleicht, wenn es einfach ist, seine Bedürfnisse zu erfüllen und es dann zufrieden ist. Wir hatten kein Drama beim Windelverzicht, wir haben einfach gewartet, bis erst am Tag und etwas später auch in der Nacht keine mehr gewollt wurde.

Es ist halt die Frage, was man erwartet. Ich fand meine Kinder nie schwierig, weil sie eben in der Entwicklung nicht außergewöhnlich waren oder sind. Auch jetzt in der Pubertät hat die Brut zwar einen eigenen Kopf, aber sie und wir bleiben immer kommunikativ und verhandlungsbereit. Da gibt es viel stressigere Familien, wir haben Glück.

Pflegeleicht sind meine Kinder sicherlich nicht immer, da sie gerne das machen, was sie nicht sollen und nun auch im Verbund Blödsinn machen. Natürlich gehört das dazu, auch sich nachts Mal die Nacht um die Ohren zu schlagen und dennoch würde ich meine Kinder nie im Leben irgendwie in pflegeleicht eintauschen, denn es sind meine Kinder und ich bin zufrieden damit. Es gibt nun Mal auch Konflikte, bockige Phasen und Phasen in denen es nicht leicht ist und dennoch liebt man ja genau diese Kinder.

Pflegeleicht wäre ein Kind für mich, wenn es zufrieden und ruhig ist, wenn man seine Bedürfnisse erfüllt hat. So ist das bei uns öfter Mal nicht, aber ich brauche mich nicht beschweren, da ich als Kind auch nicht wirklich anders war und auch nicht pflegeleicht war. Wobei ich aber durchaus irgendwann geschlafen habe, mein Mann hat als Kind gerne die Nacht zum Tag gemacht und so ist auch mein Sohn. Meine Tochter geht da schon eher nach mir, wobei sie durch das Zahnen auch nicht wirklich zum Schlafen kommt.

Ein Kind muss keineswegs perfekt funktionieren wie ein Erwachsener, den Anspruch habe ich gar nicht, aber ich denke auch, dass die wenigsten Kinder wirklich als pflegeleicht zu bezeichnen sind. So höre ich auch öfter von anderen Eltern, dass da einiges nicht so läuft. Offen nach außen hin spricht man da aber eher selten darüber.