Möge der Kelch an mir vorüberziehen - nur Schülerhoffnung?
Jeder Schüler kennt wahrscheinlich die Hoffnung vor dem Ausfragen, dass der Kelch an ihm vorüberziehen möge. Man versucht, sich möglichst unauffällig zu verhalten und sich am liebsten unsichtbar zu machen. Ich kenne dieses Gefühl fast nur aus Schulzeiten. Als Erwachsener habe ich das nur sehr selten noch erlebt. Und immer war es in schulähnlichen Situationen, wie etwa auf Fortbildungen.
Kennt ihr den Gedanken: "Möge der Kelch an mir vorüberziehen!" und das damit verbundene Gefühl auch als erwachsene Menschen, unabhängig von einer Schulsituation? Wann habt ihr euch als Erwachsener noch einmal so dem Schicksal ausgeliefert gefühlt und nichts anderes gehabt als die Hoffnung, dass ihr noch einmal verschont bleibt?
Ich kenne das Gefühl noch von Veranstaltungen. Wenn man auf einer Hochzeitsfeier aufgefordert wird, nach vorn zu kommen und an blöden Spielchen teilzunehmen oder man wird von einem Unterhaltungskünstler direkt angesprochen und einbezogen. Im Hamburg Dungeon wird das beispielsweise gemacht. Da sucht man dann schon irgendwo nach einem Mäuseloch.
Ich habe das Gefühl aktuell bei meiner neuen Chefin. Sie hatte vor einigen Monaten eine Schnapsidee geäußert, wie man mich in Zukunft nach der Umstrukturierung des Unternehmens einsetzen könnte, wobei da auch ein Aspekt dabei war, bei dem ich alles andere als begeistert bin und der für mich persönlich die Hölle auf Erden wäre. Aber da ich damals eine Gehaltserhöhung rausgeschlagen habe, musste ich zum Schein zustimmen, dass ich mit dieser neuen Aufgabe eben einverstanden wäre.
Sie saß schließlich am längeren Hebel. Nun hoffe ich aber, dass sie es vergessen hat und krieg jedes Mal ein Unbehagen, wenn sie mich sieht und Small Talk machen möchte. Ich denke dann immer, ihr fällt ihre Schnapsidee wieder ein und sie will zur Umsetzung schreiten, bisher ist aber noch nichts passiert.
In erster Linie kenne ich das auch so aus der Schule. Da kam es ja tatsächlich sehr oft vor, dass die Lehrer einfach irgendwelche Schüler ausgewählt haben, egal ob sie sich gemeldet haben oder nicht. Da habe ich dann auch ganz oft versucht, mich hinter meinen Mitschülern zu verstecken oder so zu tun, als würde ich mir etwas Wichtiges aufschreiben, nur um nicht dranzukommen.
In der Uni war das dann gar nicht mehr so, soweit ich mich erinnern kann. Da haben die Professoren nicht einfach so irgendwelche Studenten aufgerufen sondern nur die, die sich auch gemeldet haben. Es hat ohnehin ständig jemand eine Antwort gewusst und sich gemeldet oder direkt die Antwort reingerufen, so dass das für mich kein Problem war.
Ich kenne es aber auch von einigen Veranstaltungen so, dass da manchmal irgendwelche Leute aus dem Publikum drangenommen werden und etwas sagen oder gar auf die Bühne gehen sollen. Als Kind hat es mich auch schon einmal getroffen, so dass ich zur Bühne musste. Das war damals der absolute Horror für mich und ich erinnere mich auch nur sehr ungern zurück, da ich da richtig blamiert wurde. Seitdem sitze ich bei solchen Veranstaltungen auch lieber hinten, nur um nicht drankommen zu müssen. Das hat bisher dann glücklicherweise auch immer geklappt.
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