Gefährlich und ungesund viel an die Vergangenheit zu denken?

vom 08.11.2018, 08:36 Uhr

Eine Freundin denkt gerade viel über ihr Leben nach und auch über die Vergangenheit. Sie hatte kein gutes Jahr und hat Personen verloren, die ihr sehr viel bedeutet haben. Sie denkt daher viel über die vergangenen Zeiten nach und sagte mir schon, dass sie gar nicht an Weihnachten denken möchte.

Es würde ja nie wieder so sein, wie es mal war und die ganze Familie würde nie wieder so zusammenkommen. Ihr Partner wäre durch so eine Aussage wütend geworden und hat sie angemeckert, dass sie aufhören sollte, nur in der Vergangenheit zu leben und zu schwelgen. Das wäre nicht gut für sie und würde sie nur runterziehen und könnte auch gefährlich für sie werden.

Kann es wirklich gefährlich oder ungesund sein, wenn man viel an die Vergangenheit denkt? Habt ihr da Erfahrungen oder Beobachtungen gemacht? Ist das wirklich bedenklich, wenn meine Freundin so etwas äußert? Ist es nicht eher normal, dass man da auch an die Vergangenheit denkt? Inwiefern kann das gefährlich werden?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, dass viele Menschen in einem gewissen Maß an die Vergangenheit denken und auch an schlechte Erfahrungen. Aber stell dir mal vor, du würdest dauerhaft nur an das Schlechte in deiner Vergangenheit denken und die Vergangenheit würde sich auch in deinem Verhalten wiederspiegeln? Klingt doch uncool und absolut unschön, oder?

Mich hat meine Vergangenheit krank gemacht, die Depressionen, die unglücklichen Verhaltensweisen, die Probleme kommen bei mir nicht von ungefähr. Die ganzen Frustrationen, das ganze Grübeln, das kommt alles bei mir von früher und es macht verdammt unglücklich. Und teilweise habe ich Gedanken, die mir das Leben nehmen könnten. Zum Glück ist bisher nie etwas passiert, mein Glück und ich bin unheimlich dankbar dafür, weil ich das Leben an sich mag, trotz Höhen und Tiefen.

Ich versuche an mir zu arbeiten und im Hier und Jetzt zu bleiben, alte Sachen abzulegen und zu verarbeiten. Das ist nämlich ein unangenehmes Päckchen, das man mit sich herumschleppt, weil heute ist nämlich nicht alles schlecht und schlimm, ich interpretiere dies nur so. Also der Gedanke an die Vergangenheit kann schon nicht gut sein, besonders wenn nur das Schlechte hochkommt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Natürlich ist es nicht gut, wenn man ständig und rund um die Uhr nur an die Vergangenheit denkt und solche Gedanken einfach nicht mehr bleiben lassen kann. Genauso schlecht ist es doch aber auch, wenn man nur an die Zukunft denkt und sich diesbezüglich viele Sorgen macht oder hofft, dass das Leben in Zukunft besser sein wird und nur noch auf die Zukunft wartet und hofft. Viele warten ja auch sehnsüchtig auf die Rentenzeit und können es kaum erwarten, älter zu werden und in Rente zu gehen.

Das bringt ja aber alles nichts. Warum sollte man denn nur darauf warten, älter zu werden und in Rente zu gehen, während man sein Leben jetzt genießen kann? Vielleicht wird man später ja auch so krank, dass man kaum noch etwas machen kann. Genauso macht es keinen Sinn, nur an früher zu denken - man kann ja ohnehin nichts an der Vergangenheit ändern, egal wie viel man darüber nachdenkt.

Die Gegenwart ist ja auch irgendwann Früher und dann bereut man es wieder, die Zeit nicht genutzt zu haben und sich nur Vorwürfe und Sorgen gemacht zu haben. So kann es einem auf Dauer ja aber auch nicht gut gehen. Man sollte lernen, einfach im Hier und Jetzt zu leben und in erster Linie daran zu denken, das Leben jetzt zu gestalten. Denn alles andere hat man ja nicht unbedingt in der Hand - vor allem die Vergangenheit nicht mehr.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Sagen wir mal so: welche Gründe gibt es denn, dass man zu sehr an die Vergangenheit denkt? So gesehen kommen nur zwei Gründe in Frage. Entweder man war in der Vergangenheit besonders glücklich und ist es jetzt nicht mehr und man trauert dieser Zeit nach. Oder aber man bereut irgendwelche Geschehnisse aus der Vergangenheit und kommt nicht wirklich damit klar, wie sich die Dinge entwickelt haben.

So oder so halte ich es für kontraproduktiv, wenn man zu sehr an die Vergangenheit denkt, da man so eben vergisst, in der Gegenwart zu leben und die Gegenwart so zu gestalten, dass man zufrieden und glücklich ist. Es bringt schließlich nichts, zu sehr über die Vergangenheit nachzugrübeln, davon wird die Gegenwart auch nicht besser.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es kommt sicherlich auf den Menschen an, ob es wirklich schadet, viel an die Vergangenheit zu denken. Ich würde von mir nicht behaupten, dass ich viel an vergangene Zeiten denke, aber in manchen Unterhaltungen werden doch alte Geschichten erzählt und damit werden auch Erinnerungen wach.

Bei mir zum Beispiel die Zeiten bei meinem Großeltern mit großen Hof und Garten und eben auch Haustieren. Zumal meine Großeltern auch immer sehr viel wert darauf gelegt haben, dass alles ordentlich aussieht. Wenn ich dagegen sehe, wie mein Onkel das alles nach und nach vergammeln lässt, kann ich auch nur dem Kopf schütteln. Allerdings bin ich da eher pragmatisch veranlagt. Ist nicht meins, geht mich nichts an.

Wenn man aber zu sehr in der Vergangenheit lebt, egal ob es positive oder negative Erinnerungen sind, wird sich das bei manchen Menschen eben in psychischen Veränderungen zeigen. Und das meint sicherlich der Partner deiner Freundin.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Manche Menschen trauern eben aufrichtig und lange um einen geliebten Menschen. Sie sind eben sensibel und eben daher auch anders als andere. Das müsste doch der Partner der Freundin schon wissen. Ich finde seine Reaktion der Freundin gegenüber ziemlich unsensibel und empathielos. Einem Partner seine Gefühle zu verbieten ist doch sehr sinnlos. Was soll das denn bringen? Er reagiert ja gleich total über in dem er sie beschuldigt, nur noch in der Vergangenheit zu leben. Wie lebt man denn in der Vergangenheit?

Das wäre erst einmal zu klären. Ich stelle es mir so vor, dass man seine Umgebung gar nicht mehr wahr nimmt und nicht am täglichen Leben teilnimmt. So schlimm wird es doch ganz sicher nicht sein. Mich würden weniger die eigenen Gedanken runterziehen, als dieser unsensible Mann. Ein guter Freund starb im vorigen Jahr und ich musste viele Monate täglich an ihn denken. Das hatte ich mir aber nicht verboten oder es gar als gefährlich eingestuft. Mit der Zeit hat sich das relativiert und ich denke an ihnen zu bestimmten Gelegenheiten bei denen wir gemeinsame Zeit verbrachen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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