Was sind in euren Augen die schlimmsten Erziehungsfehler?

vom 27.05.2019, 18:16 Uhr

Auch wenn nicht jeder Mensch eigenen Nachwuchs hat, hat man im Alltag doch oft genug die Gelegenheit, andere Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu beobachten. Dabei kann man durchaus Dinge beobachten, die man nicht so toll findet und als falsch ansieht. Beispielsweise, wenn die Eltern ihrem Smartphone mehr Beachtung schenken als ihrem Kind. Sicherlich gibt es aber noch andere Beispiele.

Was sind eurer Ansicht nach die schlimmsten Erziehungsfehler, die Eltern jemals begehen könnten? Welche durftet ihr schon beobachten? Sprecht ihr die Eltern auf solche Fehler an, wenn sie euch auffallen oder ignoriert ihr das völlig?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Über Erziehungsfehler kann man sicherlich ganze Bücher schreiben und endlose Geschichten erzählen. Ich finde gerade dieses "das Smartphone ist wichtiger als mein Kind" ganz schlimm. Neulich war ich mit meinen beiden auf den Spielplatz und da war eine andere Mutter, die nach einer halben Ewigkeit dann mal wieder hoch gesehen hat um mal nach ihrem Kind zu sehen und dann ganz überrascht war, dass er mit meinem Sohn und meiner Tochter im Sandkasten saß, denn ihr erster Blick galt dem Klettergerüst, da war ihr Sohn aber bestimmt schon eine halbe Stunde nicht mehr.

Ich fand das schon wirklich schlimm, wie vertieft sie da saß und als wir ankamen versuchte er die ganze Zeit Aufmerksamkeit zu bekommen, bei uns bekam er die dann auch, aber so sollte man das eigene Kind nicht ignorieren. Auch finde ich es schlimm, wenn Eltern beleidigend werden und ihr Kind beispielsweise als unfähig oder dumm bezeichnen, die wissen gar nicht was sie damit anrichten. Generell ist es schlimm, wenn Eltern keine Liebe zu vermitteln wissen, denn dies ist so wichtig, egal wie anstrengend der eigene Tag war, wie viel Stress man hat, man muss seinem Kind die Liebe zeigen, die man für das Kind empfindet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Man kann Kinder bekanntlich auf tausend verschiedene Arten verkorksen, und oft genug masse ich mir als Außenstehende gar nicht an, mit dem Finger auf Eltern zu deuten, was die alles falsch machen. Sobald die Kleinen auf der Welt sind, redet dir sowieso jeder rein und belehrt dich an allen Ecken und Enden.

Manchmal habe ich in der Öffentlichkeit zwar durchaus den Eindruck, dass Eltern ihre Kinder wohl nicht besonders gerne mögen, wenn ich mir den Umgang mit ihnen so anschaue. Da wird grob angeschnauzt, ungeduldig gemeckert, ständig heißt es "Du neeeervst" (von den Eltern, wohlgemerkt!) und es wird sofort mit Eisentzug gedroht, obwohl der Kleine nur eine interessante Schnecke entdeckt hat. Aber offensichtlich ist Elternsein für diese Leute ein brutal anstrengendes und freudloses Geschäft und ihre gute Laune schon lange unter Schlafmangel und Stress erstickt.

Extrem nervig finde ich es auch, wenn Eltern ohne Punkt und Komma in ihre Kinder hineinreden, ohne jemals ihren Hintern zu lüpfen und im Positiven oder Negativen einzugreifen oder sich generell dafür zu interessieren, was sich auf Kniehöhe so abspielt. Dass die Kinder dann mit Gewalt um ungeteilte Aufmerksamkeit kämpfen und sich entsprechend nervig verhalten, verstehe ich aus Sicht der Kinder auch vollkommen. Ich würde auch am Rad drehen, wenn es ständig heißt: "Geh weg, komm da runter, das ist bäh, setz dich ordentlich hin, du darfst jetzt noch dreimal rutschen, wo ist dein Sandeimerchen, ich zähle bis drei! Dann gibt es eben kein Eis, lass die Ramona in Ruhe, wieso machst du dich schon wieder schmutzig, wirf das weg!"

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Aus meiner Sicht sind die größten Fehler, wenn man das Kind nicht zur Selbstständigkeit erzieht und kaum Grenzen setzt. Da wird der Nachwuchs teilweise noch in der 10. Klasse mit dem Auto zur Schule gebracht. Wohlgemerkt von Eltern, wo der Weg zur Arbeit nicht an der Schule vorbei führt, sondern ein Umweg gefahren werden. Im ländlichen Bereich, wo der öffentliche Nahverkehr oft ungünstig ist, kann ich das noch nachvollziehen. Aber nicht in den Städten, wo es ausreichend Möglichkeiten gibt.

Oder wenn Eltern über die Jahre die Verantwortung übernehmen, wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht erledigt hat. Sicherlich gibt es Situationen, wie eine Familienfeier die weiter weg statt gefunden hat. Aber das reine Vergessen, habe ich nie gegenüber den Lehrern verantwortet. Das mussten meine Kinder von der 1. Klasse an selbst übernehmen.

Ganz schlimm finde ich die Situationen, wo man wirklich denkt, dass das Kind die Eltern erzieht und seinen Willen grundsätzlich durchsetzt. Wo eben beim Einkauf solange Theater gemacht wird, bis man das in Wagen legen darf, was man unbedingt will.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Manchmal kommt es mir so vor, als hätte meine Mutter so ziemlich alle Erziehungsfehler gemacht. Das fing an bei Inkonsequenz und Strafen nach Lust und Laune, außerdem ein ständiges Entmutigen im Sinne von "lass das lieber sein, das schaffst du doch nicht. " Letzteres fand ich am Schlimmsten.

Auch als Erwachsene hab ich meiner Mutter manchmal gesagt, dass ich es trotzdem tue, und das es gut ist, dass ich nicht auf sie höre, sonst hätte ich gar nichts getan im Leben. Beleidigungen kamen natürlich auch vor. Das andere, was ich in meiner Kindheit problematisch war (außer Schlagen, das klammere ich jetzt mal aus), war auch dass Erwachsenenprobleme bei den Kindern abgeladen wurden. Ich war der seelische Mülleimer für meine Mutter und sie erzählte mir oft Sachen, die man Kindern gar nicht erzählen sollte. Oder sie deutete diese an, was auch nicht besser war.

Natürlich hab ich versucht, bei meinen Kindern alles besser zu machen. Sie wurden nie mit Problemen belastet. Manchmal denke ich, vielleicht hab ich es übertrieben. Ein bisschen mehr Verantwortung hätte ich ihnen schon geben sollen. Und ein bisschen mehr bei praktischen Dingen mithelfen.

» Stockholm » Beiträge: 28 » Talkpoints: 7,97 »


Ich habe selbst keine Kinder, aber sehr viel mit Kindern anderer zu tun gehabt als Nachhilfelehrerin. Und ich erinnere mich auch noch gut an meine eigene Kindheit. Ganz schlimm finde ich von fast allen Menschen, dass sie Kinder immer nur als "das Kind" ansehen und sogleich eine Meinung darüber haben, was es alles nicht kann. Außerdem interessiert kaum jemanden die Person dieses kleinen Wesens, seine Meinung und Gefühle.

Dazu gehören dann eben auch die Sätze "Das kannst Du nicht! Dafür bist Du noch zu klein! Dafür bist Du nicht alt genug!" Damit wird alles gleich im Keim erstickt! Wir verschwenden soviel Potenzial unserer Kinder! Wir müssten uns nur mal wieder für sie interessieren! Ich habe den Eindruck, dass wie bei meinen Eltern die Kinder eben zum Leben dazu gehörten, darum wurden sie in die Welt gesetzt - und dann wartet man eben ab, bis sie endlich 18 sind und man nicht mehr für sie verantwortlich ist. Dazwischen sind sie eben ein notwendiges Übel, was man irgendwie aushalten und überleben muss.

Für mich gehört zur Erziehung ganz klar, dass ich das kleine Wesen auch respektiere, seine Meinung und auch seine Gefühle ernst nehme. Das sehe ich bei vielen Müttern, die man so im Geschäft oder auf dem Spielplatz sehen kann, nicht. Die gehen mit ihren Kindern schlimmer um als ich mit meinem Hund. Auch wenn ich viel am Smartphone mache - mein Hund hat Vorrang! Wenn ich mit ihm unterwegs bin, sind meine Augen bei ihm. Das kann ich von den Eltern nicht sagen.

Sie wissen kaum, wo ihr Kind gerade auf dem Spielplatz ist, was es im Sandkasten baut, welches Spielgerät es am liebsten hat oder welches andere Kind es nicht leiden kann. Und das Kind wird auch nicht wirklich gefördert, sondern abgesetzt, damit man endlich ans Smartphone kann. Da wird nicht gezeigt, was man mit Sandförmchen machen kann oder wie man eine Burg baut. Oder wenn die Mutter sich mal dazu setzt, baut sie und hält ihr Kind allen Ernstes davon ab, auch etwas zu machen! Da darf sich das Kind höchstens das fertige Gebilde ansehen!, von dem noch schnell ein Foto für Facebook und Co. gemacht wird!

Ich bin die ersten Jahre mehr oder weniger von meiner Großmutter erzogen worden. Sie hat mir viele Sachen gezeigt, die ich ausprobieren konnte und durfte. Insoweit hat sie mich und meine Entwicklung gefördert. Sie hat mir aber auch ganz klar meine Grenzen aufgezeigt, oft allerdings nicht mit dem Totschlag-Argument "Dafür bis Du noch zu klein!", sondern mit einer kindgerechten Erklärung, warum es noch nicht geht. Und helfen musste ich natürlich auch, etwa abtrocknen.

Alles in allem hat sie mich gut erzogen und ich würde es vielen anderen Kindern wünschen, auch so eine Erziehungsperson zu haben. Ich fühlte mich immer von ihr als Mensch respektiert, wusste aber auch, dass die Welt sich nicht um mich dreht. Ich musste also auch mal warten, bis sie Zeit hatte. Diesen gesunden Mittelweg finden auch nicht viele Eltern.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es gibt aber auch Dinge, die Kinder ausprobieren wollen und wirklich noch zu jung sind. So habe ich zum Beispiel nie erlaubt, dass eines meiner Kinder im Auto auf meinem Schoss sitzt und lenken darf. Dazu sind sie nicht nur zu klein und zu jung, sondern es ist eben auch verboten. Da sollte man als Eltern auch keine Kompromisse eingehen.

Dafür durften sie schon im Kindergartenalter ihren eigenen Einkauf tätigen. Ansprache zu Hause, was sie aussuchen dürfen. Vor dem Geschäft noch mal darüber gesprochen und dann sind die beiden mit ihrer kleinen Einkaufstasche los. Immer innerhalb meines Beobachtungsmöglichkeiten. Selbst an der Kasse durften sie allein bezahlen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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