Rassismus-Vorwürfe gegen Nivea angebracht und verständlich?
Ich habe gelesen, dass Nivea wohl eine neue Werbe-Kampagne in den USA gestartet hat, wobei der Werbe-Slogan total missverstanden worden sein soll. So hat man den Slogan "White is Purity" rassistisch interpretiert, wobei aber eigentlich gemeint gewesen sein soll, dass das Deo eben keine Rückstände verursacht oder Flecken auf der Kleidung hinterlässt. Es gab wohl einen derartigen Shitstorm, dass Nivea die Kampagne stoppte.
Könnt ihr die Rassismus-Vorwürfe gegen Nivea nachvollziehen oder sind diese völlig aus der Luft gegriffen? Ist das vielleicht nur eine Strategie, um die ausländische Marke Nivea in den USA zu schwächen und US-Marken zu stärken? Wie konnte es zu diesem peinlichen Vorfall kommen? Denken wie Werbetexter von Nivea nicht mit?
Ich muss sagen, dass ich gar nichts schlimmes an der Werbung finden kann. Immerhin wird auch klar und deutlich für das Deo ohne weiße Rückstände geworben. Wer sich die Werbung ganz ansieht, sollte das doch eigentlich schnell verstehen. Ich finde, dass oftmals viel zu viel Rassismus in irgendetwas hineininterpretiert wird.
Natürlich mag es auch unglücklich von den Werbetextern gewesen sein, sich diesen Slogan auszudenken. Aber ich würde da nun auch keine böse Absicht unterstellen. Heute muss man bei diesem Thema wohl wirklich alles auf die Goldwaage legen, weil es sonst irgendwo jemanden gibt, der so etwas missverstehen möchte.
Man hätte es durchaus besser formulieren können. Sicherlich sollten Werbebotschaften knackig und einfach sein, aber in so einem Fall hätte man einfach besser nachdenken können. Natürlich können wir als Deutsche die Werbung gut verstehen und kapieren auch deren Inhalt, aber wenn man nur den Slogan hört ist das auf jeden Fall auch rassistisch zu bewerten, wenn man die Marke und deren Idee dahinter nicht kennt. Als großer Konzern hätte man da einfach mehr nachdenken müssen.
Wenn ein Deo Black & White genannt wird und Weiß Reinheit ist, was ist dann Schwarz? Während man hierzulande kaum darüber nachdenken würde, ist das in den USA aber ganz anders. Welcher Werbefritze kommt bitte in einem Land, in dem die Rassentrennung noch nicht lange her ist und wo Schwarze immer noch deutlich diskriminiert werden, auf so einen Spruch?
Eigentlich sehe ich hier nichts Verwerfliches, aber es ist eine Werbung in den USA. In den USA ist Rassismus allgegenwärtig. Der Hass auf Schwarze ist da keine Modeerscheinung, sondern gelebte Realität. Viele ländliche Regionen sind da hochgradig rechtsradikal und auch sehr deutlich. Schwarze haben "Sklaven" zu bleiben usw. Das es US-Amerikaner gleichermaßen sind, sehen sie so nicht. Andere Hautfarbe und somit kein Amerikaner.
Daher ist eine Werbung derart in den USA nicht sehr empfehlenswert. Da muss man eben besonders aufpassen, weil es Alltag in den USA ist, dass die Schwarzen immer noch runtergebuttert werden, rassistisch angegangen werden und mehr. Da muss man dann schon sagen, hat Niveau nicht ganz aufgepasst.
Hierzulande wäre die Werbung wohl Pipifax. Wobei man ja mittlerweile auch hier wirklich alles auf die Rassismusschiene packt, wer weiß das also schon, was hier gewesen wäre. Doch in den USA war das eher so ein bekanntes Fettnäpfchen.
Da ist Beiersdorf aber wirklich mit geschlossenen Augen und heftigem Sprung nach vorne direkt im Fettnäpfchen gelandet. Auch ohne ein großer Kenner des Landes oder sich der ständigen Thematik übermäßig bewusst zu sein, weiß man eigentlich, dass ein US-Amerikaner bei den Worten Black und White automatisch an Hautfarben denkt.
Sicher war die Intention eben das Helle und Weiße der Marke Nivea hervorzuheben und Assoziationen zu Sauberkeit und Reinheit zu wecken, aber auf diesem avisierten Markt war das gewaltig daneben gegriffen und wurde ganz anders gelesen. Es wundert dann umso mehr, wenn man liest, dass es nicht das erste Mal war, dass Nivea auf diese Art daneben gelegen hat.
Rassismus würde ich Nivea nicht vorwerfen. Das würde ja bedeuten, dass sie es absichtlich gemacht haben. Das kann ich mir aber kaum vorstellen. Dafür müsste es dann noch andere Anzeichen geben, beispielsweise dass sie nur weiße Models engagieren.
Aber man kann ihnen auf jeden Fall vorwerfen, unüberlegt gehandelt zu haben. Als Werbetexter muss man so etwas doch auf Herz und Nieren prüfen. Immerhin geht man damit an die Öffentlichkeit, um für ein Unternehmen zu werben. Die müssen doch eigentlich alle schon mitbekommen haben, dass das auch brutal daneben gehen kann.
Und dass der Post entfernt wurde, ist auch selbstverständlich. So kann man hoffen, dass bald Gras über die Sache wächst und Rechtsradikale den Werbeslogan nicht weiter für ihre Sache nutzen.
Ich denke auch, dass es sicher keine Absicht gewesen ist, aber mit solchen Slogans muss man in einigen Ländern sicher noch mehr aufpassen als in anderen und das hat Nivea bei dieser Kampagne sicher auch gemerkt. Darum würde ich sagen, dass es gut ist, dass die Werbung eingestellt wurde, auch wenn es nicht böse gemeint war, sondern nur auf das Produkt bezogen. Aber unglücklich formuliert war es definitiv.
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