Sich eher auseinanderleben, wenn man Fernbeziehung hat?

Viele Paare leben sich im Laufe der Jahre auseinander und trennen sich dann. Oft gibt es dann einfach nicht mehr so viel, was sie miteinander verbindet - oder es verbindet sie nur eine freundschaftliche Basis. Ich habe nun mal gehört, dass man sich eher auseinanderleben soll, wenn man eine Fernbeziehung führt.

Zwar vermisst man sich dann mehr und freut sich mehr aufeinander, wobei man eben auch lernt, ohne den Partner zurechtzukommen und den Alltag ohne ihn zu gestalten. Man wäre viel freier, hätte mehr eigene Hobbys und würde daher auch nicht so viele Gedanken an den Partner "verschwenden". Mit der Zeit und wenn die rosarote Brille weg wäre, soll man sich immer mehr eigenen Interessen widmen, so dass der Partner nicht mehr an erster Stelle stehen würde. Könnt ihr dem zustimmen? Immerhin ist das alles ja auch oft dann der Fall, wenn man keine Fernbeziehung führt und sich oft sieht.

Ich denke, dass es da unterschiedliche Typen gibt und eine Fernbeziehung nicht für jede Beziehung automatisch das Aus bedeutet. Gerade wenn man seine Freiräume in einer Beziehung liebt, ist eine Fernbeziehung doch das Richtige für einen. So hat man nicht zu viel Alltag miteinander. Es ist ja auch die Frage, ob beide Seiten das immer so wollen. Wenn es für beide keine gute Lösung ist und keiner nachgeben kann, dann ist man deswegen sicherlich auch schnell gefrustet und hat schnell keinen Bock mehr auf die Beziehung.

Es gibt also sicherlich Gründe, die dazu führen, dass sich Menschen in einer Fernbeziehung trennen, aber auseinanderleben kann man sich auch, wenn man jeden Tag zusammen verbringt, wenn man kein Interesse mehr hat. Dieses Interesse kann man sich aber auch nicht künstlich erhalten. Es geht aber wohl einfach ein bisschen schneller in einer Fernbeziehung, wenn man sich nicht bemüht.

Von meiner Fernbeziehung kann ich nicht sagen, dass man sich da auseinander gelebt hat. Es war eher so, dass man sich dann eben auf den Partner gefreut hat und darauf Zeit miteinander zubringen und sich auch schon Unternehmungen überlegt hat, die man dann gemeinsam machen könnte. Zeit für Beruf, Arbeit und Hobbys war dann ansonsten an den anderen Tagen auch noch. Oder wir haben etwas mit Freunden gemeinsam unternommen.

Ich denke, dass es auf beide Partner ankommt und wie wichtig ihnen die Beziehung ist und wie diese eben gestaltet wird. Ich fand es teilweise ganz praktisch eine Fernbeziehung zu haben, weil ich so alles unter einen Hut bekommen habe und nichts zu kurz gekommen ist. Wenn ich lernen musste, dann hat man sich eben mal nicht gesehen oder der Partner sich in der Zeit dann anders beschäftigt oder gemeinsam gelernt. Mittel und Wege hat es da immer gegeben.

Ich denke, dass man sich eher auseinanderlebt, wenn man sich jeden Tag sehen kann und nicht, wenn man eine Fernbeziehung führt. Bei einer Fernbeziehung plant man bewusst Zeit für den Partner ein und versucht die fehlende räumliche Nähe auszugleichen. Dagegen kenne ich einige Paare, die in einem Haushalt leben und sich aber dennoch auseinandergelebt haben.

Da wurde der Partner als selbstverständlich wahrgenommen und man nahm sich nicht bewusst Zeit füreinander, da durch Haus, Arbeit, Kinder, Haustiere, Hobbies, zu viel Zeit in Anspruch genommen wurde. Irgendwann lebten die Betroffenen nur noch nebeneinander her und hatten keine richtige Beziehung mehr. Aber wenn man eben jeden Tag einander sieht, fällt dieser schleichende Prozess nicht wirklich auf.