Sind Tiere mit schwerem Schicksal leichter vermittelbar?
Im deutschen Fernsehen gibt es einige Sendungen in der Tiere aus dem Tierheim vermittelt werden und in der Tageszeitung findet man in unserer Stadt auch immer einen Abschnitt über aktuelle Tiere die dringend ein zu Hause suchen. Meist kann man sich im Internet dann darüber informieren, welche Tiere vermittelt werden konnten und welche immer noch suchen. Mir fällt dabei häufig auf, dass Tiere eher ein zu Hause finden, wenn sie ein schweres Schicksal hatten.
Hoch im Kurs scheinen das Tiere aus dem Ausland zu sein, die beispielsweise auf der Straße gelebt haben. Solche Tiere werden meist eher vermittelt, als ein Deutscher Hund der mal bei einem Autounfall ein Bein verloren hat und in diesem Sinne eigentlich auch bemitleidenswert ist. Viele scheinen auch zu glauben, dass ausländische Tiere eine Vermittlung nötiger hätten, als deutsche Tiere. Das ist eigentlich Schwachsinn, denn in Deutschland gibt es ebenso sehr viele unverantwortliche Hundehalter die ihre Tiere verkommen lassen, bis diese beschlagnahmt werden.
Habt ihr auch den Eindruck, dass Tiere mit einem schweren Schicksal eher vermittelt werden, als Tiere die einfach wegen einer Allergie oder Erkrankung des Besitzers ins Heim gegeben wurden? Würdet ihr auch eher einen Straßenhund adoptieren, als einen der es bei einer Familie vermeintlich gut gehabt hat?
Bei Tieren mit schweren Schicksal kann man allerdings auch so einige Überraschungen erleben, denn diese Tiere können unter Umständen sehr aggressiv sein. Gerade in Familien mit Kindern oder beispielsweise mit älteren Leuten kann ein solches Verhalten schnell zur Gefahr werden. Hier müssen erst gewisse Verhaltensweise genau überprüft werden und das kann sich in der Tat als sehr schwierig erweisen. Gerade wenn es mehrere Vorbesitzer schon gab sollte man davon direkt Abstand nehmen.
Ich denke es kommt auf das Schicksal drauf an. In unserem Tierheim landen öfters mal sehr alte kleine Hunde, die dann meist zügig ein zuhause finden. Aber bei einem alten Hund der sowieso nicht mehr lange lebt und meist als Pflegehund vom Tierheim abgegeben wird findet sich eben immer einer der das Tier aus Mitleid aufnimmt.
Anders sieht es aus, wenn ein Schäferhund im Tierheim landet der 5 Jahre seines Lebens nur im Zwinger verbracht hat und keine Artgenossen, Kinder und Katzen leiden kann und jeden Interessenten übel anbellt. Den nimmt man halt nicht mal so eben mit und gibt ihm sein Gnadenbrot.
Ich glaube schon irgendwo, dass Tiere mit einem schweren Schicksal einfach zu vermitteln sind. Wieso ich das glaube? Ich vermute, dass hier viel auf Mitleid gesetzt wird, aber eher unbewusst. Man gibt als Tierheim oder neuer aktueller Besitzer einfach die jeweilige Geschichte des Tieres preis und dann kommt es natürlich auf den Gegenüber an. Hier wird viel Empathie erwünscht und auch gegeben und das ist meiner Meinung nach auch ein Problem.
Viele lassen sich von ihrem Gefühl leiten und was passiert? Am Ende sind sie verwundert, wie verstört die Hunde, Katzen und anderen Tiere aufgrund ihrer traumatischen Verhältnisse sein können. Manche Katzen brauchen ein Jahr, ehe sie sich öffnen, wohlfühlen, aufhören zu kratzen und mehr. Andere Hunde sind ängstlich und total scheu. Da stellt sich einem natürlich als Besitzer die Frage, was habe ich da eigentlich gemacht.
Doch mit dem Schicksal verkauft sich eben im Allgemeinen vieles und auch die Tiere lassen sich dadurch wesentlich einfacher vermitteln. Ein klein wenig Story und schon melden sich alle. Das sehe ich bei 17.30 NRW ganz oft, wenn da was mit Tieren passiert, sind die Kommentare auf Facebook eindeutig und auch die Tierheime oder Aufpeppler-Tierärzte kriegen ständig Kontaktanfragen, um die Tiere dann aufzunehmen.
Das ist sicherlich total lieb und gut gemeint. Es klappt auch meist sehr gut, aber es gibt eben auch Ausnahmen und hier würde ich mir wünschen, wenn sich die Menschen nicht immer direkt von Schicksalen alleine leiten lassen, sondern immer bedenken, was das für Arbeit mit sich ziehen kann. Denn dann kommen auch die richtigen Besitzer, die viel Zeit, Geduld und Aufwand bieten, um dem Tier etwas Gutes zu tun.
Ich habe bislang beides beobachten können. Einerseits erregen Tiere mit schwerem Schicksal viel Mitleid und ich kenne diverse Menschen, die aus dem Urlaub einen Hund oder eine Katze mit nach Hause gebracht haben. Das ist einerseits schön für das Tier, andererseits gibt es, wie du selbst schon sagst, mehr als genug Tiere in Not in Deutschland. Von denen sieht man vielleicht nicht so viel, aber sie sind da. In Griechenland haben wir einen Straßenhund mit Welpen gefunden und an jeder Ecke findet man kleine Katzen. Die Urlauber bekommen Mitleid, verlieben sich in das Tier und nehmen es mit nach Hause, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen.
Ähnlich möchten viele generell Tieren, die bislang ein schlechtes Leben hatten, ein schöneres ermöglichen, leider setzt man sich nicht immer mit den Problemen auseinander, die da auf einen zukommen können oder es wird bei der Vermittlung versäumt darauf hinzuweisen. Gute Absichten allein reichen nicht aus, die Tiere können sehr anstrengend und teuer werden und nicht so reagieren, wie man sich das als guter Samariter vorgestellt hat.
Zugleich höre ich aber immer noch von diversen Leuten, sie möchten kein Tier aus dem Tierheim oder aus schlechtem Hause, die Tiere hätten ja sicher alle einen Knacks oder seien gestört. Nein, ein frisches junges Tier muss her, oftmals von einem unseriösen Züchter oder einem Laden, damit man auch schön weiter für Nachwuchs sorgt, der zum Teil wieder im Tierheim landet.
Ich kann mir schon vorstellen, dass Tiere mit schwerem Schicksal leichter vermittelbar sind, allerdings frage ich mich, wie lange das Haustier dann behalten wird. Denn es kann ja auch sein, dass man dann feststellt, dass man mit dem verhaltensauffälligem und traumatisierten Tier total überfordert ist und es dann wieder abgeben möchte. Mich würden mal Statistiken zu diesem Thema interessieren, sofern sie existieren sollten.
Ich denke auch, dass es von Fall zu Fall verschieden ist. Wenn Tiere durch eine schlimme Vergangenheit gehandicapt sind und vielleicht sogar dauerhaft Behandlungen und Medikamente brauchen, wird das sicherlich viele eher abschrecken. Da wird man an die Kosten denken, die ja unter Umständen auch nicht unerheblich sind. Ansonsten denke ich schon, dass viele eher an solch einem Tier mit einem schweren Schicksal interessiert sind, weil das Mitleid dann eben besonders angeregt wird.
Tiere aus dem Ausland zu adoptieren wurde ja ein regelrechter Trend. Es wird auch immer gesagt, dass es diese Tiere viel schwerer hätten als die in Deutschland. In den Tierheimen findet man auch sehr viele Tiere, die aus dem Ausland kommen und teils kaum noch Tiere, die aus Deutschland sind und ein zu Hause suchen.
So pauschal kann man das doch gar nicht sagen. Auch ist es eine Sache der Definition. Schweres Schicksal kann sein auf der Straße gelebt zu haben, die Bezugsperson ist gestorben oder ein Partner. Es kann aber genauso gut Behinderungen und Krankheiten beinhalten und da tun sich die meisten Menschen doch eher etwas schwer so ein Tier aufzunehmen, weil das auch immer mit Kosten verbunden ist. Diese Kosten muss man ja aber nicht tragen, wenn man ein anderes Tier nimmt.
Mein Hund stammt ursprünglich aus Rumänien. Ich selbst aber habe ihn vom deutschen Tierschutz. Buddy kam mit einer Engländerin nach Deutschland, die in Rumänien fünf Hunde aus einer Tötungsstation holte. Buddy wurde wohl in Rumänien von den Tierschützern Ricky genannt.
Allerdings heißt schon mein Kater so und da er unser Kumpel sein sollte, nannte ich ihn Buddy. Wir schauten uns Buddy erst einmal nur an um herauszufinden, ob er zu uns passen könnte. Buddy war sehr reserviert und taute nur etwas auf, weil ich jede Menge Hundeleckerlis in der Tasche hatte.
Davon schnappte er sich ganz vorsichtig eins und lief dann gleich wieder etwas weiter, um es in Sicherheit zu verzehren. Von der Tierschützerin wurde uns versichert, dass Buddy gesund sei und ein friedliches Wesen hätte. Nur am Anfang hätte er wohl sein Futter massiv verteidigt. Wir beschlossen also Buddy aufzunehmen und holten in zwei Wochen später ab.
Das war vor zweieinhalb Jahren und ich habe nicht einen Tag bereut, an dem Buddy hier lebt. Er ist sehr sensibel und daher sehr lernfähig. Aber er ist eben auch anspruchslos. Streicheleinheiten, gutes Futter, schöne Spaziergänge, mehr braucht er nicht.
Das mit dem Futterneid haben wir allerdings daheim getestet. Und er bestätigte sich nicht, man kann ihm die Brocken aus dem Napf stibitzen, er schaut nur komisch. Wir hatten echt wahnsinniges Glück mit unserem Liebling. Er ist körperlich topp in Ordnung und seelisch auch wieder voll ok.
Ein paar Monate lang hatte er regelmäßig Alpträume aber die vergingen dann eben irgendwann. Wir hatten damals aber nicht den Hund nach seinem Schicksal ausgewählt, sondern weil die Chemie zu stimmen schien.
Das denke ich auch, dass man es wie Quasselfee halten sollte, dass man einfach im Tierheim schaut, ob die Chemie stimmt. Was bringt die tränenreichste Story, wenn Tier und neue Halterin nicht zusammen passen? Und ich meine, Macken wird fast jedes Tier aus dem Tierheim haben, sie müssen halt nur zum Menschen passen.
Mag sein, dass es eine Mode ist, Tiere aus dem Ausland zu retten. Aber ich kann es auch verstehen, dass da Tierschützern der Kragen platzt, wenn es in anderen Ländern üblich ist, dass aus Geldmangel kerngesunde und liebe Tiere eingeschläfert werden, nur weil sie innerhalb einer bestimmten Frist nicht wieder vermittelt werden konnten.
Letztlich sollte es auch völlig schnuppe sein, aus welchem Land das Tier kommt. Unser Hund wurde auch aus Ausland gerettet und konnte am Anfang nicht einen einzigen Befehl. Aber er ist lieb und hat einen guten Charakter. Ich hätte ihn auch adoptiert, wenn er in Deutschland abgegeben worden wäre, denn er hat uns einfach beim ersten Besuch im Tierheim schon unheimlich gut gefallen.
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