Nur Organspendern Organe transplantieren?
Ich finde nicht, dass nur Organspender von einer Spende profitieren sollten, da es ja auch leider genug Menschen gibt, die aus gesundheitlichen Gründen gar nicht spenden dürfen, weil beispielsweise bestimmte Krankheiten wie HIV oder was auch immer vorhanden sind oder Gelbsucht oder so. Will man diese Menschen dann gezielt sterben lassen, auch wenn sie sich nicht freiwillig dazu entschlossen haben, krank zu werden oder was? Ich kenne einige Menschen, die gerne Blut oder Organe spenden würden, aber sie dürfen aus medizinischen Gründen nicht.
Ja, es gibt Gründe warum man keine Organe spenden darf, aber genau diese Gründe sprechen oft auch gegen den Empfang eines Spenderorgans. Wer es nicht weiß - der Empfang eines Spenderorgans bedeutet, dass eine Immunsuppression notwendig wird, oft auch ein Leben lang. Und was passiert wohl mit einem Virus wenn man das Immunsystem runter fährt? Genau, der freut sich und gibt ordentlich Gas. Krebszellen fühlen sich dann auch sehr wohl.
Ich finde den Grundgedanken auf jeden Fall gut. Warum sollte ein Organ an einen Egoisten gehen, der nicht bereit wäre anderen zu helfen, die in der gleichen Situation sind wie er, wenn es Menschen auf der Warteliste gibt, die ihre Organe spenden würden? Nennt mir einen gute Grund dafür. Vorausgesetzt natürlich, dass alle anderen Voraussetzungen gleich sind.
Cloudy, dafür gibt es viele Gründe. Zum einen ist es inhuman, seine eigene Haltung über das Leben anderer zu stellen. Zum anderen kündigt das die Solidargemeinschaft auf. Dann dürfen ehemalige Raucher, Alkoholiker oder Drogenkonsumenten auch keine Organe bekommen, weil ein Drittel nach der Transplantation rückfällig wird.
Und dann kann man gleich weitermachen. Warum soll die Gemeinschaft einen Herzinfarkt bei Übergewicht bezahlen? Warum den Motorradfahrer, der in der Kurve weggerutscht ist, flicken? Bei Sportverletzungen ist man dann auch Selbstzahler? Das ist immer das gleiche Prinzip.
Also dürfte ich auch kein Spenderorgan bekommen, weil ich ganz bewusst keinen Organspenderausweis besitze. Was aber bei mir nicht heißt, dass ich meine Organe nicht spenden will. Ich will einfach nicht "ausgeschlachtet" werden, bevor meine Familie mich noch einmal gesehen hat. Sie wissen alle, dass mein Körper danach freigegeben werden darf.
cooper75 hat geschrieben:Und dann kann man gleich weitermachen. Warum soll die Gemeinschaft einen Herzinfarkt bei Übergewicht bezahlen? Warum den Motorradfahrer, der in der Kurve weggerutscht ist, flicken? Bei Sportverletzungen ist man dann auch Selbstzahler? Das ist immer das gleiche Prinzip.
Nein, das ist nicht das gleiche. Es gibt keinen Mangel an Behandlungen für Herzinfarkte. Wenn eine Person mit Herzinfarkt in der Klinik landet wird die behandelt, wenn fünf Personen in der Klinik landen werden die auch behandelt. Und wenn es so viele sind, dass eine Klinik das nicht mehr alleine schafft, wird in andere Kliniken verlegt.
Wenn es aber für jeden ein Spenderorgan geben würde, der ein Spenderorgan benötigt, würde es diese Diskussion überhaupt nicht geben. Es geht hier nämlich nicht um Kosten oder selbstverursachte gesundheitliche Probleme, es geht darum wie ein zu knappes Gut am gerechtesten verteilt werden kann.
Cloudy, das sehe ich anders. Denn das fängt schon bei der Formulierung "Organe sind ein knappes Gut" an. Das impliziert einerseits, dass Menschen nur sterben, weil sie kein Organ bekommen. Nur ist das unrichtig, sie sterben, weil sie krank sind. Andererseits deutest du damit an, dass es sich um eine Ware handelt, die ein Sterbender gefälligst herzugeben hat. Mit Spende hat das nichts mehr zu tun.
Interessanterweise befürworten zwar viele die Clublösung, aber die Kosten soll brav die Allgemeinheit zahlen, da gilt dann komischerweise wieder das Solidarprinzip. Und gerecht verteilen kann man die Organe nie. Über vier von zehn Herzen gehen an Menschen mit koronarer Herzkrankheit. Daran sterben pro Jahr gut 120.000 Menschen, es ist Todesursache Nummer 1. Weitere vier von zehn Herzen gehen an Menschen mit Herzmuskelschwäche. Daran sterben fast 50.000 pro Jahr. Anzunehmen, dass man da Fairness herstellen kann, ist utopisch.
Und wo möchtest du die Grenze ziehen? Die Filetstücke wie Herzen, Lungen, Lebern und Nieren bekommen nur Clubmitglieder? Und die Reste vom Fest wie Knochen, Sehnen und Herzklappen können alle haben? Bei strenger Auslegung gibt es dann Knochenaufbau für Zahnimplantate oder ein neues Kreuzband nur für Spender. Eine lockerere Auslegung dagegen hat was von der Auspreisung beim Metzger.
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