Sind viele Sozialkontakte bei Erwachsenen wichtig?
Ich bin ja nun ein eher introvertierter Mensch. Ich muss am Freitagabend nicht in die Disco oder auf irgendwelche privaten Parties gehen. Im Gegenteil, ich fühle mich alleine oder mit meinem Partner viel wohler. Sowieso sehe ich in den Besäufnissen und Tratschereien, zu denen diverse Parties oftmals fühlen, keinen wirklichen Sinn. Da lese ich lieber ein gutes Buch oder nehme mir Zeit zum Malen oder Zeichnen.
Aber auch sonst im Alltag habe ich kein wirkliches Bedürfnis, sonderlich viel mit anderen Menschen zu unternehmen. Sicher habe ich auch Freunde, mit denen ich ab und zu mal irgendwohin gehe. Wobei das dann normalerweise auch "nur" Spaziergänge oder Besuche in Museen oder Gärten sind, oder wir gehen zusammen ins Café oder abends essen. Also alles total langweilige Spießer-Tätigkeiten.
Und wenn ich ganz alleine bin, dann macht mir das aber auch nichts aus. Ich kann stundenlang alleine wandern und herumspazieren, tagelang alleine reisen, und weiß eigentlich immer etwas mit meiner Zeit anzufangen. Ich glaube, ich habe mich in den letzten 20 Jahren kein Mal gelangweilt. Im Gegenteil, ich habe sogar immer viel zu wenig Zeit für meine gesamten Hobbies.
Also darüber, dass ich ein armes Mäuschen wäre, das dauerhaft vereinsamt alleine in der Wohnung hockt und nicht wüsste, was es unternehmen soll, kann ich mich nun echt nicht beklagen. Und ich wage mal auch zu behaupten, dass ich, wenn ich mal mit Menschen umgehen muss, beispielsweise im beruflichen Umfeld, damit auch keine echten Probleme habe. Sicher gibt es auch Kollegen, die mir etwas suspekt sind, aber mit dem Großteil komme ich zurecht. Ich kenne normale Verhaltensweisen und würde mich sogar als höflicher als so manch andere Person in meinem Alltag bezeichnen.
Ich frage mich also, benötigt man als erwachsener Mensch wirklich viele Sozialkontakte? Benötigt man sie für seine geistige Gesundheit? Oder für das Wohlbefinden? Wieso vertretet Ihr die jeweilige Meinung dazu, wie auch immer sie ausfällt?
Ich persönlich denke, dass es jedem selbst überlassen sein sollte, und es vermutlich auch einfach sehr vom individuellen Charakter einer Person abhängig sein dürfte, wie viel Menschenkontakt sie benötigt, um sich wohl zu fühlen. Einige Leute brauchen vielleicht viele soziale Kontakte, andere Leute hingegen brauchen diesen Austausch weniger. Solange die Person sich sozial verhält und zurecht kommt, wenn sie unter Menschen sein muss, ist meines Erachtens alles in Ordnung.
Bei Kindern mag es noch etwas anders sein. Ein Kind muss soziale Verhaltensweisen ja auch erst erlernen, und das kann man meiner Meinung nach wirklich nur durch die Praxis. Von daher benötigt ein Kind schon Sozialkontakte, um das Verhalten im Umgang mit anderen Menschen zu erlernen. Aber diese Sozialkontakte finden ja beispielsweise auch im Kindergarten oder in der Schule statt. Wobei man so oder so meines Erachtens nicht abstreiten kann, dass Kinder schon soziale Kontakte benötigen, um sich zu entwickeln. Bei Erwachsenen hingegen finde ich ein eher "eremitenhaftes" Leben nicht zwangsläufig schlecht. Da ist das dann für mich eher eine Frage des eigenen Geschmacks.
Manchmal ist es fast schon witzig: Menschen, die viele Sozialkontakte pflegen, gerne unter Menschen sind, feiern gehen und Rambazamba brauchen, gehen meiner Erfahrung nach meistens davon aus, dass Leute, die das alles nicht oder nur eingeschränkt betreiben, ganz arme schüchterne Mäuschen sind, die dringend Hilfe brauchen, um "aus sich heraus zu gehen" und möglichst viele neue Leute kennen zu lernen. Umgekehrt sagt kaum jemand: Bleib doch mal am Wochenende allein daheim und lies ein gutes Buch bei einer schönen Tasse Tee!
Ich war noch nie ein besonders geselliger Mensch und je älter ich werde, desto mehr habe ich das Bedürfnis, in meiner Freizeit allein zu sein oder mit wenigen guten Freunden nett und stressfrei zusammen zu sitzen. Meiner Meinung nach handelt es sich einfach um unterschiedliche Präferenzen, was die Lebensweise angeht, und keine davon ist besser oder schlechter als die andere. Manche Menschen benötigen Sozialkontakte, um sich zu entspannen und abzuschalten, andere brauchen dafür Ruhe und Einsamkeit.
Ich persönlich glaube, dass nicht empfehlenswert ist, ganz oder fast ganz ohne Sozialkontakte in Form von Freunden und Bekannten zu leben, weil man auch den Umgang mit seinen Mitmenschen pflegen und trainieren sollte, um nicht völlig zum Außenseiter zu werden. Aber ich halte es auch nicht für besonders klug, sich ins Partyleben zu stürzen, nur um irgendwelche sozialen Vorstellungen zu erfüllen, auch wenn man eigentlich viel lieber allein ist. Ein Leben gegen die eigene Natur ist oft furchtbar anstrengend, wenn nicht gar schädlich für die seelische Gesundheit.
Ich finde es schon wichtig, dass man wenigstens ein paar soziale Kontakte hat, um sich aussprechen zu können und auch ein bisschen Unterhaltung hat. Es ist nun ja aber nicht jeder Mensch gleich und deswegen solltest du dein Buch einfach weiterhin genießen. Man muss ja nicht immer herausgehen, Leute treffen und im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen. Man kann es durchaus auch ruhig angehen.
Ich denke auch, dass viele Kontakte beim Feiern gehen einfach nur oberflächlich sind und man damit ja auch nichts gekonnt hat. Wahre Freunde hingegen finde ich aber sehr wichtig und umgebe mich auch gerne mit ihnen. Ich gehe aber auch gerne mal feiern und brauche meine sozialen Kontakte, ich sammel sie aber nicht.
Ich finde, dass man sein Leben so gestalten sollte, wie man sich eben wohl damit fühlt. Ich sehe an meinem Partner und mir schon, dass wir da sehr unterschiedlich sind, auch wenn wir beide keine Partymenschen sind. Ich bin gerne unter Freunden und unterwegs und brauche viele (enge) soziale Kontakte und treffe meine Freunde auch mal im Rudel. Mein Partner ist aber schnell überfordert damit, wenn er mit mehr als einem Menschen über längere Zeit gleichzeitig zu tun haben muss.
Er ist schon nach dem Weihnachtsessen bei der Familie völlig fertig. Sein Gehirn ist dann schnell reizüberflutet ist von den ganzen visuellen und akustischen Reizen und er sich da sehr anstrengen muss, sich auf die Menschen zu konzentrieren, sich alles zu merken und die Kontakte dann auch zu pflegen. Er braucht danach immer viel Ruhe um sich davon zu erholen, auch wenn er die Familie sehr mag. Warum sollte man so einen Menschen zwingen, regelmäßig Kontakte zu pflegen, wenn ihm das offensichtlich nicht gut tut? Er bekommt dann direkt Migräne wegen der Reizüberflutung, das kann doch auch nicht Sinn der Sache sein.
Ich denke, dass das jeder für sich entscheiden muss. Es gibt ja Menschen, die schon seit Jahrzehnten alleine leben und keine Freunde und auch keine sonstigen Kontakte haben und sich pudelwohl damit fühlen und auch nichts daran ändern wollen. Wiederum andere Menschen haben jedoch das Bedürfnis danach, jeden Tag auf Achse zu sein und diese langweilen sich schon extrem, wenn sie nur einen Tag alleine sind und können nicht damit umgehen.
Ein "Richtig" und ein "Falsch" gibt es meiner Meinung nach nicht. Jeder sollte das so handhaben wie es für ihn passt und wie es für ihn richtig ist. Es ist nicht schlimm, kaum soziale Kontakte zu haben, schlimm ist es nur, wenn man sich einsam oder alleine fühlt und es vermisst, jemandem zum Reden zu haben oder jemanden zu haben, mit dem man etwas unternimmt.
Ich kann mich auch sehr gut allein beschäftigen und genieße es auch, wenn ich mal den ganzen Tag allein bin. Das ist ja auch völlig in Ordnung so und ich finde nicht, dass man sich dazu gezwungen fühlen sollte, etwas mit anderen unternehmen zu müssen. Wenn man gerne alleine ist und sich gut mit sich alleine beschäftigen kann, dann ist es doch toll und da sollte man sich nicht verunsichern lassen.
Es kommt ja drauf an, was man unter viele Sozialkontakte versteht. Ich treffe mich 2-3 Mal die Woche mit meinem Freund und 3x die Woche mit Freunden. Das ist mir schon sehr wichtig.
Ob das jetzt viel ist weiß ich nicht.
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