Voraussetzen, dass Arzt oder Psychologe eine Vertretung hat?
Hier habe ich ja schon öfter über eine Freundin berichtet, die an Depressionen leidet. Sie befindet sich auch in psychologischer Behandlung. Nun hat ihre Psychologin ihr gesagt, dass sie im Herbst in eine Pause geht, da sie schwanger ist. Sie konnte wohl nicht genau sagen, wie lang diese Pause wird.
Meine Freundin war ganz überrascht und auch verwundert, dass die Psychologin für diese Zeit keine Vertretung hat. Aber sie meinte, dass sie sich wohl auch schwer tun würde, in der Zeit dann zu einer anderen Psychologin oder einem Psychologen zu gehen.
Setzt ihr voraus, dass ein Arzt oder Psychologe bei längerer Pause eine Vertretung hat? Würdet ihr diese durchaus in Anspruch nehmen? Findet ihr es nicht normal, dass manche eben keine Vertretung haben? Würde es euch überraschen, wenn dem eben nicht so ist?
Du kannst doch nicht einen Arzt mit einem Psychologen vergleichen. An Psychologen haben wir eh schon einen Mangel und die Wartelisten sind lang, um überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Abgesehen davon würde eine Vertretung eines Psychologen doch gar nichts bringen, da zu der Vertretung meist kein Vertrauensverhältnis besteht und eine Konsultation keinen Therapieerfolg bringen würde, wenn der Patient sich gegenüber diesem Fremden nicht öffnen kann und kein Vertrauen hat.
Bei einem Arzt ist das anders. Da geht es meist um objektive Untersuchungen, vielleicht mal ein Medikament, das verschrieben wird. Da sind Vertretungen deutlich häufiger und mehr oder weniger normal. Ich kenne jedenfalls keinen Arzt, der keine Vertretung im Falle von Abwesenheit hat. Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Bei Ärzten setze ich tatsächlich eine Vertretung voraus, weil ich noch nie erlebt habe, dass ein Arzt keine Vertretung hat. Selbst wenn die Praxis nur für ein, zwei Tage wegen Brückentagen geschlossen ist bekommt man mitgeteilt wer in der Zeit die Vertretung übernimmt. Und für die Zeiten, an denen die Praxis regulär geschlossen hat, also Wochenenden und Feiertage, gibt es den Notdienst.
Dass es das bei Psychologen in der Form natürlich nicht gibt ist doch logisch. Erstens werden da keine Notfälle behandelt und zweitens kann man sich als Vertretung nicht eben mal durch einen Blick in die Krankenakte einen Überblick über den Patienten verschaffen.
Ich würde hier auch klar zwischen Ärzten und Psychologen unterscheiden. Bei Ärzten würde ich es auch voraussetzen, dass eine Vertretung benannt ist und man sich als Patient an diesen Arzt dann wenden kann, wenn etwas ist. Bei Psychologen ist das sicher ungleich schwieriger, weil es ja nicht nur um die Diagnose und Verordnung von Medikamenten geht, sondern auch um Gespräche und ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.
Bei einem anderen Psychologen wird es sicher nicht so einfach sein, ein solches aufzubauen, wenn man überhaupt einen Termin bekommt und dann der Zeitraum doch begrenzt ist, in dem man zu diesem Psychologen geht. Deswegen denke ich auch, dass es da wenig Sinn macht, wenn die Psychologin überhaupt einen Kollegen empfiehlt, zu dem vertretungsweise die Patienten gehen könnten.
Dir ist schon klar, dass das zwei völlig verschiedene Sachen sind? Du kannst. nicht einen Arzt mit einem Psychologen gleichsetzen. Bei einem Psychologen ist es doch auch total schwer eine Vertretung zu finden, immerhin haben die Patienten eine Vertrauensbasis zu dem Psychologen und da fällt es doch schwer einfach mal eben zu wechseln und einer völlig fremden Person dasselbe nochmal zu erzählen und damit quasi wieder von vorne anzufangen.
Bei einem Arzt erwarte ich auf jeden Fall eine Vertretung, immerhin muss da ja auch die Hilfe gewährleistet sein und man muss behandelt werden können. Da kann man schneller mal wechseln, weil man ja nur Symptome behandeln lassen muss und nicht sein Seelenleben auspacken muss.
Irgendwie kann ich die Schwierigkeiten der Freundin nicht nachvollziehen. Wenn eine Vertretung da wäre, müsste sie sich doch auch auf einen neuen Therapeuten einlassen. Ich meine, die potentielle Vertretung ist doch kein Klon der eigentlichen Therapeutin.
Außerdem ist dem Gesetzgeber die schwierige Situation von Patienten mit psychischen Erkrankungen durchaus bekannt. Deshalb dürfen sich Psychotherapeuten nie bei Sitzungen vertreten lassen. Fallen die aus, müssen die Patienten warten oder sich einen neuen Therapeuten suchen. Das schreibt die Berufsordnung vor.
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