Psychotherapie oder Selbsthilfegruppe bei Trauernden?

vom 19.01.2015, 15:50 Uhr

Sind eigentlich bei trauernden Menschen eher Selbsthilfegruppen effektiv oder eher eine Psychotherapie? Was sollte man einem trauernden Menschen raten? Reicht es, wenn diese mit gleichgesinnten Menschen, die das gleiche erlebt haben zusammen kommen oder muss da ein Psychologe helfen?

Was haltet ihr von Selbsthilfegruppen bei der Trauerbewältigung? Was haltet ihr von einer Psychotherapie bei der Trauerbewältigung? Wo findet man eine Selbsthilfegruppe und wie findet man den richtigen Psychologen für die Trauerbewältigung?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Also ich meine doch eher die Therapievariante scheint mir hier effektiver, denn man muss ja die Trauerarbeit auch direkt beginnen und auch aufarbeiten können. Eine Selbsthilfegruppe kann hier leider nur gering einen Beitrag leisten, weil sie unter Umständen nicht direkt auf die betreffende Person eingehen kann. Auch der Zeitfaktor dabei spielt eine wichtige Rolle, denn die Trauerarbeit sollte auch nicht eine Ewigkeit andauern. Eine Selbsthilfegruppe arbeitet eher sehr langfristig gesehen mit seinen Gruppenmitgliedern.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es gibt kein besser. Trauern ist nie gleich und so muss jeder sehen, was einem besser hilft. Der eine spricht gerne in einer Gruppe und der andere mit einem Fachmann. Man muss das machen, was einem selber etwas bringt. Manche suchen sich dann auch erst mal Ablenkung oder sie reden mit Freunden darüber, weinen, ziehen sich zurück, es gibt nicht nur die eine Trauer und nicht die eine Art damit umzugehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass man das pauschal sagen kann. Das hängt sicherlich vom Typ Mensch ab, weil da jeder anders ist. Manche Menschen wollen keine psychologische Hilfe vom Profi, sondern wollen das lieber mit sich ausmachen, wenn sie ein Problem haben. Andere Menschen sind eher "Rudeltiere" und fühlen sich unter Leidensgenossen ziemlich wohl und es tritt dadurch eben schneller eine Besserung ein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde keinem Trauernden zu dieser oder jener Methode raten, erst recht nicht im ersten Jahr. Da sollte nur jemand da sein, der zuhört und keine gut gemeinten Ratschläge erteilt. Trauer ist ja normal und dauert unterschiedlich lang und äußert sich in unterschiedlicher Weise. Manche reden gerne darüber, andere ziehen sich zurück und wiederum andere stürzen sich in Aktivitäten. Alles sollte respektiert werden.

Wenn der Trauernde selber meint, dass er noch zusätzliche Hilfe braucht, ist ein Therapeut nicht schlecht. Aber erst einmal einen finden! Es hört sich in den Medien immer so einfach an. Aber die Wartezeiten sind oft ewig lang. Selbsthilfegruppen sind auf jeden Fall schneller zu finden und bei gleichartigen Verlusten, wie etwa den Verlust eines Kindes, hilfreich.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch, dass es auf den Menschen selbst ankommt. Manchen mag es helfen, wenn sie zu einer Selbsthilfegruppe gehen und sich dort mit anderen Menschen austauschen können, denen ähnliches passiert ist. Aber das kann eben auch das Gegenteil bewirken und den Trauender noch mehr herunterziehen, wenn er immer nur traurige Geschichten von den anderen zu hören bekommt.

Ich denke, dass ein Trauernder selbst entscheiden muss, ob er Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Oftmals gibt es ja auch zuerst Seelsorger, die sich um den Hinterbliebenen kümmern. Ich denke, dass man selbst durchaus merkt, ob einem Gespräche mit Familie oder Freunden ausreichen oder man da doch professionelle Unterstützung braucht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich wäre auch sehr vorsichtig mit der heute verbreiteten Meinung, Trauer sei eine Art "Krankheit" und jeder, der - überspitzt formuliert - sechs Wochen nach der Beerdigung seiner Tochter noch nicht wieder perfekt funktioniert und sich nichts mehr anmerken lässt, gehöre in Behandlung. Trauer gehört zum Leben dazu, die einen erwischt es schlimmer als andere, aber ich fände es viel hilfreicher und angemessener, wenn Menschen auch Phasen zugestanden würden, in denen sie nicht perfekt ihre Rolle als wartungsfreies Rädchen im Getriebe spielen.

Ich halte es natürlich auch nicht für falsch, sich Hilfe zu suchen, wenn das schwarze Loch gar kein Ende zu nehmen scheint, aber da hängt es auch von den Bedürfnissen des Einzelnen ab, ob der Kontakt zu Mitbetroffenen hilfreicher ist oder eher die medizinische Herangehensweise. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass eine Psychotherapie eher weniger in Frage kommt, weil es sich bei Trauer um durchaus "normale" Erlebnisse und Verhaltensweisen handelt und es vielleicht gar nicht so hilfreich ist, sich möglichst schnell und gründlich wieder auf "angepasst und stets gut gelaunt" trimmen zu lassen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Eine Therapie halte ich für ziemlichen Schwachsinn. Man wartet doch in der Regel mehrere Jahre auf einen freien Therapieplatz. So lange trauert man meistens ja gar nicht. Außerdem werden die meisten Therapeuten nicht wissen wie es ist den Ehepartner oder ein Kind zu verlieren.

Bei uns gibt es ein Trauercafé. Also eine Art Selbsthilfegruppe. Da würde ich hin gehen, weil mir der Kontakt zu Gleichgesinnten und anderen Betroffenen wichtiger wäre als mit jemanden zu reden, der in erster Linie mein Geld will.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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