Kunstwerke am Buffet nicht essen wollen?

Vor einigen Jahren war ich auf einer Hochzeit, bei der es am Abend ein sehr schön gestaltetes Buffet gab, die Küche hatte sich den Aufwand gemacht die verschiedenen kalten Speisen so anzurichten das man von weiter weg zwei Ringe sehen konnte, die ineinander übergehen.

Das war natürlich ein toller Anblick und vermutlich wollte ihn niemand kaputtmachen. Um die Ringe herum war nicht mehr viel übrig am Ende des Abends, aber die Ringe selber blieben unangetastet. Macht ihr auch einen großen Bogen um solche Kunstwerke am Buffet und bleibt zur Not lieber hungrig?

Mir selbst würde das nichts ausmachen ein Kunstwerk am Buffet zu zerstören. Ich denke mir, dass das doch dafür da ist um gegessen zu werden. Es nachher wegschmeißen zu müssen, weil niemand gegessen hat ist ja auch blöd. Von daher hätte ich damit kein Problem so etwas anzuschneiden und zu essen.

Ich kann es irgendwie schon verstehen, dass so ein Kunstwerk nicht zerstört wird, weil niemand der erste sein möchte, der da dran geht. Das habe ich auch schon öfter erlebt. Sobald dann einer der Gäste den Anfang gemacht hat, hat keiner mehr Hemmungen, auch an das Kunstwerk zu gehen und davon zu essen.

Ich finde auch, dass es nicht sinnvoll ist, das Kunstwerk zu lassen und dafür vielleicht auch noch hungrig von der Feier weg zu gehen. Das ist doch sicher nicht der Sinn der Sache. Ich würde so ein Kunstwerk am Anfang fotografieren, wenn noch niemand am Buffet gewesen ist und dann soll es eben gegessen werden. Es macht doch keinen Sinn, wenn die Gäste hungrig bleiben und das Kunstwerk dann zerstört und entsorgt wird, wenn die Gäste gegangen sind.

Es handelt sich bei dem Kunstwerk doch um Essen und ich kann gar nicht verstehen, wie man darauf verzichten kann, etwas zu essen, nur damit das Kunstwerk nicht kaputt geht. Es ist doch extra dafür da, um gegessen zu werden und wurde nur zu diesem Zweck hergerichtet. Isst niemand etwas von diesem Kunstwerk, dann muss das ganze Essen im Endeffekt weggeschmissen werden, was doch wesentlich schlimmer ist, als es quasi direkt zu zerstören.

Man macht ja nichts Schlimmes, wenn man das Kunstwerk einfach isst. Viel schlimmer ist es, wenn das ganze gute Essen weggeschmissen werden muss. Ich denke, dass ich dann da als Braut durchaus auch eingreifen würde, wenn sich niemand trauen würde, das Kunstwerk zu zerstören, indem ich dann einem nahen Verwandten einfach eine Portion auf den Teller geben würde, wenn ich wüsste, dass sie gerne etwas davon essen würde. Wenn einer damit anfängt und das Kunstwerk dann quasi schon beschäftigt ist, dann ziehen die anderen normalerweise auch ganz schnell nach.

Ich denke, dass es schon Überwindung kostet, so ein Kunstwerk anzurühren, aber dafür ist es eben da und die Köche sind dann wohl auch traurig, wenn das niemand anrührt, genauso wie das Brautpaar. Das bringt doch keinem etwas und von daher sollte man einfach zuschlagen und es sich schmecken lassen. Da wird wohl kaum jemand böse auf einen sein, wenn man das dann isst, zumal so ein Kunstwerk doch auch nichts für die Ewigkeit ist.

Egal wie schön ein Kunstwerk aus Nahrungsmitteln aussieht: Es ist da, um gegessen zu werden. Ich finde es nicht schade, wenn ich ein Kunstwerk am Buffet zerstöre. Ich finde es eher schade, wenn das Essen vergammelt oder schlecht wird, weil keiner sich ran traut und das Zeug nicht essen möchte. Das finde ich tausend mal schlimmer. Meiner Meinung nach sollte man bei einem Kunstwerk am Buffet erst recht zuschlagen.

Ich habe damit keine Probleme, denn ich sehe das nicht als Kunstwerk sondern als Lebensmittel an die zum Essen aufgebaut worden sind und nicht damit man sie anschaut und hinterher dann für die Ewigkeit konserviert. Von daher finde ich es schade, wenn manche diesen Sinn dahinter nicht verstehen und Berührungsängste haben nur wegen der Aufmachung und sich daran dann nicht bedienen. Aber kaum machen es andere vor, ziehen die andere mit. Da ist dann wohl eher der Gedanke da, dass es nun schon zerstört ist und man selbst nicht der Verursacher war und kann daher ruhig mitmachen.

Überwindung kostet mich das ebenfalls keine, ich achte nur darauf, dass ich bei einem Turm nicht das unterste ziehe damit alles andere in den Dreck fällt und damit nicht mehr zu essen ist. Sprich die Technik die gewählt wird, ist je nach "Kunstwerk" dann eine andere, aber ich scheue mich nicht davor als erstes dort zu stehen und mich zu bedienen, damit die Berührungsängste bei anderen dann nachlassen und sie sich ebenfalls trauen.

Mir geht es auch so, dass ich keinen Sinn darin sehe, ein Kunstwerk aus Lebensmitteln stehen zu lassen und lieber deren Entsorgung und Verschwendung in Kauf zu nehmen, als das Arrangement zu zerstören. Egal, wie hübsch etwas aussieht, wenn es essbar ist dann ist es auch zum Essen da. Ansonsten hätte man das Buffet mit Plastikfiguren oder Kunstblumen geschmückt, wenn es wirklich nur rein um die Optik gegangen wäre.

Tatsächlich bin ich bei solchen Anlässen dann auch nicht selten diejenige, die sich ein Herz fasst und sich einfach als Erste an den Leckereien bedient, die von allen anderen nur mit großen Augen und falscher Schüchternheit betrachtet werden. Ich erinnere mich ganz spontan an drei oder vier Geburtstage, zu denen das Geburtstagskind eine wunderschön dekorierte Motivtorte mitgebracht bekam, die am Ende des Abends immer noch strahlend jungfräulich ausgesehen hätte, wenn ich nicht irgendwann das Messer gezückt hätte. Dafür war die Leckerei danach umso schneller verputzt, weil der Bann endlich gebrochen war und alle, die schon gierig darauf gewartet hatten, sich nicht mehr schuldig fühlen mussten.

Komisch angeguckt oder angesprochen wurde ich deswegen noch nie, und selbst wenn, dann wäre mir das ehrlich gesagt ziemlich egal. Wenn ich Appetit auf etwas habe und es zur freien Verfügung steht, warum sollte ich mich dann zurückhalten - zumal völlig klar ist, dass der Gastgeber die ganzen Reste nie und nimmer alleine aufgebraucht bekommt und somit zwangsläufig eine Menge wegwerfen oder verschenken muss.

Ich habe nie so wirklich verstanden, warum man so viel Wert auf die Optik des Essens legt. Gut, wenn ich etwas esse, möchte ich auch nicht, dass es aussieht wie Erbrochenes oder sonstwie unappetitlich ist. Aber alles gleich zu dekorieren als wäre es ein Kunstwerk finde ich auch übertrieben. Dementsprechend hätte ich keine Hemmungen, dieses "Kunstwerk" zu zerstören. Besser so als dass es hinterher schlecht wird und entsorgt werden muss. Daher verstehe ich auch die Berührungsängste so mancher Menschen in dieser Hinsicht nicht.

Ich habe bei der Überschrift eher an kunstvoll geschnitztes Obst und Gemüse gedacht, denn da habe ich es wirklich schon oft erlebt, dass diese Sachen auf Buffets liegen bleiben und anscheinend überhaupt nicht in die Kategorie "essbar" einsortiert werden.

Das mit dem Obst und Gemüse kann ich schon verstehen, weil es ja teilweise auch gar nicht so praktisch ist diese Sachen zu essen. Also wenn man zum Beispiel eine in Form geschnitzte Wassermelone vor sich hat aber kein ordentliches Messer, mit dem man sich ein Stück abschneiden könnte. Aber ansonsten bin ich der Meinung, dass Lebensmittel zum essen da sind, egal wie schön dekoriert. Man dürfte ja dann auch die Hochzeitstorte nicht anschneiden, weil die Dekoration mit Sicherheit auch viel Arbeit gemacht hat.

Ich bin da eher schmerzfrei. Wenn ich eine Speise bevorzuge, ist es mir ehrlich egal, ob die Bestandteil einer Dekoration ist. Wenn etwas ansprechend und ästhetisch angerichtet ist, probiert man gerne noch mal hier und da, obwohl gar nicht mehr so viel reinpasst. Das ist für mich aber ausreichend, Bestandteil eines Kunstwerkes muss Essen für mich nicht sein.

Mir war auch immer schleierhaft, wenn Menschen über eine eingewickelte Süßigkeit sagten, die wäre doch zu schade zum Essen. Das müsste mir einmal passieren, leider ist das nicht der Fall. Zum siebzigsten Geburtstag der Schwiegermutter, gab es eine Torte mit Fondantdecke. Diese Fondantdecke stellte ein Jugendfoto der Jubilarin dar.

Für mich war das Geschenk mehr als unpassend. Es wurde ja schließlich das Gesicht auf der Fotografie mit einem großen Messer zerschnitten. Wer es mag, mein Fall ist das absolut nicht. Ich aß dann von dieser Torte auch nichts. Die war mir einfach ziemlich suspekt. Wenn man diese Torte als Kunstwerk bezeichnen will, dann wäre es mir auch lieber gewesen, sie wäre erhalten geblieben.