Erinnerungen erst nach einer Weile entsorgen können?

vom 22.12.2014, 12:52 Uhr

Als ich von meinen Eltern weggezogen bin, habe ich zu Hause drei schöne gemusterte Kisten hinterlassen, die bis oben hin mit Dingen waren, die ich nicht brauche, aber auch nicht wegschmeißen wollte. Ich habe vor meinem Auszug sehr viele Dinge entsorgt, denn meine Eltern wollten mein Zimmer renovieren, da ich viele Möbel mit in meine Studentenwohnung genommen habe. Ich habe mich über die Renovierung gefreut und bin mit leichtem Gepäck in meine Studentenwohnung gezogen.

Nun ist es schon eine Weile her und allmählich stören mich die drei großen Kisten in meinem Schrank. Immer wieder habe ich gedacht, dass es doch besser wäre, wenn ich diese entsorgen könnte, denn dann hätte ich mehr Platz für dieses oder jenes. Letztens habe ich dann ein Buch gesucht und dabei die Kisten durchstöbert. Dabei habe ich dann aus einer Kiste sehr viele Dinge aussortiert, die ich mit Sicherheit nicht mehr brauchen werde.

Vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen, weil ich irgendwie an den Dingen gehangen habe und eine Verbindung zu ihnen hatte. Inzwischen fällt mir das loslassen schwerer und so verschwindet immer mehr und mehr aus den Kisten. Wenn ich Zeit haben werde, werde ich noch einige Dinge aussortieren und den Vorrat auf vielleicht eine Kiste einschränken. Eine Kiste mit Erinnerungen ist auch noch genug und nimmt nicht so viel Platz weg.

War es bei euch mitunter auch so, dass ihr Dinge nicht sofort wegschmeißen konntet, euch aber später doch dazu entschieden habt? Was waren es für Dinge und wie schwer ist es euch einige Jahre später gefallen, die Dinge doch loszulassen? Wart ihr froh, den Ballast weg zu haben und weniger Kisten herumstehen zu haben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich war oder bin teils noch in der gleichen Situation wie du: Bei meinen Eltern Zuhause steht eine halbes Zimmer voller Dinge, die ich dachte nochmal brauchen zu können, aber alles was ich wirklich gebraucht habe, ist mit mir in die erste eigene Wohnung gewandert.

Jetzt staubt alles vor sich her und eigentlich ist der einzige Grund für das noch Vorhandensein dieses Mülls, das meine Mutter ein absolutes Problem damit hat, wenn ich Dinge wegschmeiße, die im Prinzip noch völlig in Ordnung sind, obwohl ich sie nicht mehr brauche und sie auch absolut keinen Wiederverkaufswert haben.

Dementsprechend sieht auch mein Elternhaus aus. (Dies lässt zwar die Messikultur erahnen, aber eigentlich ist es daheim recht sauber.) Ich bin nicht sehr sentimental, besonders wenn etwas Zeit vergangen ist und ich mich nicht mal mehr daran erinnere, woher ein Gegenstand kam und in welcher besonderen Situation ich ihn erworben habe. Ich lasse mir eher gerne ein schlechtes Gewissen einreden.

» Becker_K » Beiträge: 26 » Talkpoints: 8,75 »


Ist das nicht völlig normal? Ich meine, wenn die emotionale Bindung zu diesen Erinnerungsstücken lockerer wird und nachlässt, fällt das Aussortieren doch grundsätzlich leichter. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele Menschen an materiellen Dingen hängen so als hätten sie Angst, dass die Erinnerungen verblassen, sobald die dazu gehörigen Gegenstände weg sind. Das ist natürlich kompletter Blödsinn, aber es bedarf eines Lernprozesses, um das eben zu begreifen und zu verinnerlichen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich versuche in diesen Dingen immer einen Mittelweg zu gehen. Einerseits weiß ich rein logisch betrachtet auch, dass die Erinnerungen auch dann bleiben, wenn der materielle Krempel entsorgt wird, aber andererseits habe ich auch Verständnis dafür, wenn man nicht alles achselzuckend wegschmeißt, was keinen unmittelbar praktischen Zweck erfüllt. Sein Leben von Dingen diktieren zu lassen ist nicht empfehlenswert, aber ein bisschen Kram zu besitzen, finde ich so verwerflich auch nicht.

Bei mir liegen auch noch ein paar Unterlagen aus dem Studium herum, aber so viel Platz nehmen sie nicht weg, dass ich mich hier gezwungen sehe, zur Tat zu schreiten. Auch aus meiner Kindheit habe ich noch ein bisschen Spielzeug, welches ich aus sentimentalen Gründen nicht wegschmeißen möchte. Wenn mir jemand einen Strick daraus drehen möchte, dass ich an dem Teddybären hänge, den mir meine Oma selig zum fünften Geburtstag geschenkt hat, bitte. Von abgetragener Kleidung, Haushaltsgegenständen oder Papierkram trenne ich mich dagegen meistens problemlos, da ich keine besonderen Emotionen damit verbinde.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^