Abhängig vom Partner und alleine nichts mehr hinbekommen
Bei uns in der entfernten Nachbarschaft lebt ein Pärchen, welches so um die 65 ist und keine Kinder hat. Die beiden hatten immer eine klare Rollenaufteilung. Er ist arbeiten gegangen und hat das Geld nach Hause gebracht und sie hat sich um den Haushalt gekümmert. Alles, was im Garten und an handwerklichen Dingen angefallen ist, hat der Mann erledigt, genauso wie alles Finanzielle und sie hat eben geputzt, gewaschen und gekocht.
Beide schienen recht zufrieden mit diesem Leben und als der Mann in Rente gegangen ist, ging es auch genau so weiter, nur dass der Job eben weggefallen ist. Dafür sind die beiden dann immer zusammen einkaufen gegangen, was eigentlich ein sehr niedlicher Anblick war, wenn die beiden Hand in Hand die Straße entlang gegangen sind und mit ihren Einkaufstüten zurück kamen.
Im letzten Jahr hat der Mann einen Herzinfarkt bekommen und lag drei Wochen im Krankenhaus und musste anschließend zur Reha. Die Frau ist in dieser Zeit zu Hause überhaupt nicht mehr klargekommen. Sie hat sich jeden Tag von Nachbarn ins Krankenhaus bringen lassen, weil sie selber keinen Führerschein hatte und nicht alleine mit dem Bus fahren wollte. Sie hat fast jeden Tag bei mir geklingelt, weil sie unter Anderem den Postboten und somit ein Paket verpasst hat und dieses nun nicht abholen konnte.
Sie wusste nicht, ob ihr Auto eine Alarmanlage hat und war der Meinung, nachts hätte irgendetwas gepiept, wodurch sie Panik bekommen hat. Einen anderen Tag wollte sie sich Geld leihen, weil sie nicht wusste, wie man am EC Automaten Geld holt, bzw. mit Karte bezahlt, da ihr Mann ihr immer Bargeld gegeben hat. Außerdem kam sie ja alleine nicht zur Bank.
Es waren lauter ganz alltägliche Dinge, die vorher ihr Mann erledigt hat und mit denen die arme Frau nun komplett überfordert war. Sie stand völlig hilflos da, so dass ich unter Anderem für sie bei der Post anrufen musste, um einen neuen Zustelltermin zu vereinbaren, weil sie das nicht konnte oder sich nicht getraut hat. Andere Nachbarn haben ihr mit dem Einkauf geholfen, denn große und schwere Sachen konnte sie alleine und ohne Auto eben auch nicht einkaufen.
Ich frage mich, ob es in dieser Generation noch häufiger der Fall ist, dass Ehepartner sich in dieser Art voneinander abhängig machen. Ich könnte mir vorstellen, dass der Ehemann, wäre die Situation andersherum gewesen, wahrscheinlich zu Hause im Dreck erstickt wäre und keine Ahnung gehabt hätte, wie er Wäsche waschen, kochen oder sich ein Brot schmieren sollte. Das hat ja schließlich immer die Frau gemacht.
Kennt ihr Paare, die in einer ähnlichen Weise voneinander abhängig sind und haltet ihr so eine Art von Beziehung für erstrebenswert? Was sind die Vor- bzw. Nachteile, wenn man als Paar so lebt? Bestimmt ist es auch eine intensive Art von Zusammengehörigkeit, wenn man sich alles in dieser Art aufteilt aber ich hätte dann schon angst, dass ich irgendwann gar nicht mehr alleine zurecht kommen würde, wie es in diesem Beispiel der Fall war.
Ich kenne solche Paare nun eigentlich gar nicht, wobei ich denke, dass es tatsächlich eher ein Phänomen der älteren Generation ist. Immerhin wäre es doch vor einigen Jahrzehnten noch völlig undenkbar gewesen, dass der Mann sich um das Mittagessen kümmert und alleine einkaufen geht oder auch selbst die Wohnung putzt, während die Frau arbeiten geht. Genauso undenkbar wäre es aber auch gewesen, dass die Frau allein die Reifen am Auto wechselt oder ein Regal montiert, während sie doch einen Mann hat.
Mittlerweile hat sich die Zeit ja glücklicherweise gewandelt und die meisten Männer, die ich kenne, können sehr gut kochen und auch sehr gut allein den Haushalt schmeißen. Genauso kenne ich sehr viele Frauen, die auch technische Berufe haben oder die sich allgemein für Autos und Elektronik interessieren. Von daher löst sich diese klare Geschlechterteilung immer mehr auf, was jedoch nur praktisch ist. Immerhin sollte wohl niemand mehr aus der heutigen Generation in die Lage kommen, wie das von dir beschriebene Paar.
Auch wenn es wirklich ungewöhnlich erscheinen mag, so ungewöhnlich finde ich das Phänomen wirklich nicht. Immerhin kann man das eigentlich bei vielen Generationen so beobachten und meine Mutter meinte auch, dass ihr Vater ähnlich überfordert war, als ihre Mutter einmal nicht zu Hause war. Immerhin konnte er sich dann nicht einmal selbst einen Tee machen. Genauso war ihre Mutter aber auch absolut überfordert, wenn es darum ging, allein von A nach B zu kommen.
Heutzutage ist es ja jedoch auch normal geworden, dass auch Männer die Kinder wickeln und dass auch Männer eben das Essen kochen, während die Frau das Auto in die Werkstatt fährt. Es ist ja eher absolut unnormal, dass es in einer Familie noch so eine krasse Geschlechterteilung gibt, wie noch vor einigen Jahrzehnten und ich kann mir das nicht vorstellen, dass die heutige Jugend später so überfordert sein wird, wenn der Partner einmal nicht da ist.
Der Opa meines Mannes war nach dem Tod seiner Frau zu Hause total aufgeschmissen. Auch wenn es im ersten Moment witzig klingt, aber er konnte nicht mal Zahnpasta auf die Bürste machen. Er hat wirklich alles von ihr erledigt bekommen, außer handwerkliche Sachen. Selbst das Brot hat sie ihm zurechtgemacht, obwohl er das alles hätte eigentlich alleine machen können, also er war nie behindert oder geistig dazu nicht mehr in der Lage.
Ich finde das ganz schrecklich, wenn man sich innerhalb solcher Rollen bewegt. Man sollte alles auch selber können. Heutzutage kann man sich so etwas auch nicht mehr leisten, jeder muss alles können, denn man weiß ja gar nicht ob man schnell wieder einen Partner findet, der das machen kann, was man braucht und wie lange die Beziehung dann auch hält.
Heute sind andere Zeiten, aber ich finde es durchaus auch besser, wenn man alles selber machen kann oder sich zumindest überall schnell Hilfe besorgen kann, wenn man es handwerklich nicht umsetzen kann. Die Generation der Großeltern kennt es aber so und damals war das auch normal.
Warum wird das nur in der älteren Generation vermutet? Das findet heute ebenfalls noch so statt bei jüngeren Beziehungen. Mann schafft das Geld ran, Frau sitzt Zuhause bei den Kindern hat womöglich schon früh Kinder bekommen, keine Ausbildung, Eltern haben vorher alles übernommen und nun macht das der Mann. Einteilen vom Haushaltsgeld in Form von Bargeld geben, kenne ich aus vielen Beziehungen.
Da sind Damen mit Mitte 20 nicht in der Lage selbst Geld vom Automaten zu holen, bekommen die kaputte Waschmaschine nicht repariert und haben keinen Schimmer wo sie anrufen müssen damit das klappt. Bricht dort die andere Hälfte weg, dann ist ebenfalls Feierabend. Weil es so schön war sich ins gemachte Nest zu setzen und um nichts kümmern zu müssen, dafür in ihrer eigenen Traumwelt gelebt haben.
Ich muss auch nur meine Mutter ansehen. Diese hat auch Haushaltsgeld in die Hand gedrückt bekommen am Anfang des Monats. Eine EC Karte hatte sie zwar, aber musste sie nie benutzen. Dort klappte das auch nicht mit Geld abholen, geschweige denn als auf Online Banking umgestellt wurde noch eine Überweisung zu tätigen. Das Ausfüllen von den Trägern hat gerade noch so geklappt, eingeworfen hat sie immer jemand anders daher wusste sie noch nicht mal wohin mit den Dingern.
Termin ausmachen? Hat sie nie machen müssen, wir als Kinder haben unsere Termine selbst ausgemacht und somit auch nie Kontakt gehabt. Zwar hat sie etwas gelernt, stand vorher auch im Berufsleben aber nach 30 Jahren nur Zuhause sitzen, Haushalt und Kinder war das Wissen einfach komplett weg oder so veraltet, dass sie damit heute nichts mehr anfangen konnte.
Andere sind auf dem besten Wege dahin, machen sich ebenfalls abhängig von ihrem Partner. Mache nur ihre Aufgaben und wenn sie sich sonst nie um etwas anderes kümmern müssen außer Haushalt und Kind dann geht dieses Wissen ebenfalls mal den Bach herunter oder es hat sich so verändert bis es wieder gebraucht wird und man dann nicht mehr damit zurecht kommt. Muss nicht direkt alles sein, dass man nicht mal selbst die Zahncreme auf die Bürste machen kann oder nicht in der Lage ist ein Brot zu schmieren, aber in anderen Bereichen durchaus.
Ich sehe das eher so wie Sorae und mir erschließt sich nicht, warum ausgerechnet die ältere Generation davon betroffen sein soll und nicht mehr die Jungen. Ich kenne auch junge Paare, wo so eine Abhängigkeit herrscht und wenn dem Partner etwas passieren würde, wäre die Frau aufgeschmissen.
Eine Bekannte von mir zum Beispiel, sie ist genauso alt wie ich. Sie hat damals nach der Mittelschule eine Ausbildung angefangen, die sie aber eine Woche vor der Abschlussprüfung hingeschmissen hat, was ich persönlich total dämlich finde, aber das nur so am Rande. Danach hat sie sich bis 26 oder 27 mit Jobs durch eine Leihfirma über Wasser gehalten, dabei hätte sie es locker geschafft 1-2 Ausbildungen abzuschließen oder das Abitur nachzuholen und zu studieren, wenn sie das gewollt hätte. Stattdessen hat sie dann mit 26 oder 27 geheiratet und hat ein Baby bekommen, wobei sie unbedingt noch ein Haus haben wollte.
Wie es mit dem Haus aussieht weiß ich gar nicht, sie wollte immer eins bauen aber ihre Wunschgegend war so begehrt, dass es schwer ist, dort ein Grundstück zu finden, das noch zu haben ist und bebaut werden darf. Jedenfalls muss ihr Mann alles finanziell schultern und müsste auch den Kredit bezahlen, wenn ein Haus vorhanden wäre. Dabei verdient der Mann auch gar nicht so gut und besonders hoch qualifiziert ist er auch nicht.
Also wenn dem Mann was passieren würde, wäre sie aufgeschmissen, denn sie hat keine vernünftige Ausbildung, würde nichts verdienen und hätte dann noch das Kind und den Kredit an der Backe und das nur, weil sie nicht nachgedacht hat vorher. Auto fahren kann sie ja und sie weiß, wie man Geld abhebt und einkauft, aber das bringt ja nichts, wenn das Geld im Fall einer Witwenschaft nicht reichen würde und solche Frauen gibt es leider zu viele für meinen Geschmack.
Ich kann Sorae und Täubchen nur zustimmen, das es auch in der heutigen Zeit genügend Menschen gibt, die ohne ihren Partner absolut aufgeschmissen wären und das sind heute größtenteils Frauen, da sie sich ganz freiwillig in die Abhängigkeit begeben, denn es ist ja einfacher, wenn der Mann für einen sorgt, anstatt erst eine Ausbildung zu machen oder ein wenig Berufserfahrung zu sammeln.
Früher, in der Generation unserer Großeltern zum Beispiel, waren es beide Geschlechter gleichermaßen die ohne den anderen schwer zu Recht kamen, so kam der Mann nicht im Haushalt oder mit dem Kochen zu Recht, die Frau dafür konnte vielleicht nicht Autofahren oder hatte keine Ahnung von Finanzen, um einfach nur mal ein paar simple Beispiele zu nennen. Da war man im Endeffekt nur zu zweit ein großes Ganzes, was funktionierte.
Heute fällt es bei den Männern nicht mehr so auf, denn irgendwie versorgen das bekommt mittlerweile so gut wie jeder hin, aber wie viele Frauen haben irgendwann vielleicht mal einen Führerschein und sind dann 10, 15 oder 20 Jahre nicht gefahren und dann passiert etwas und sie können es einfach nicht mehr oder trauen sich nicht mehr. Ähnlich ist es dann mit finanziellen Dingen, wenn man es nie gelernt hat mit seinem Geld umzugehen und alles zugeteilt bekommt, dann steht man im Zweifel vor einem riesen Fragezeichen.
Das ganze kann man jetzt weiterspinnen Verträge abschließen, sich um andere wichtige Dinge kümmern etc. oder eben auch eine Grundlage um im Zweifel das eigene Geld zu verdienen. Da wird sich blauäugig auf den Mann verlassen und wenn dann etwas passiert, dann ist das Geschrei aber groß und der Staat soll es im Zweifel richten.
Ich finde, dass man schon die wichtigsten Dinge wissen sollte, eben man Geld aus dem Automaten bekommt oder ähnliches. Ich kenne natürlich auch Menschen, die in gewisser Weise vom Partner abhängig sind, aber da ist es nicht so extrem, wie in dem Fall, der hier beschrieben wurde. Oftmals ist es dann so, dass einer der Partner auf den anderen angewiesen ist, weil dieser keinen Führerschein hat.
Ich denke aber auch, dass es nicht immer eine Altersfrage ist. Viele junge Paare sind sicherlich ähnlich. Oftmals bekommen die Frauen ja schon früh Kinder und interessieren sich vielleicht auch gar nicht für die nötigen Versicherungen oder Finanzen. Und sind dann eben aufgeschmissen, wenn der Partner dabei mal ausfällt. Ich habe auch schon mitbekommen, dass der Partner verstorben ist, der eben das Geld verdient hat und das Haus bezahlt hat. Die Frau war dann gar nicht abgesichert und musste dann in der schon schwierigen Situation auch noch aus dem Haus raus.
Ich persönlich kenne solche Paare leider auch. Ich kenne einen Mann, der macht das ganz bewusst, dass die Frauen von ihm finanziell abhängig sind. Hinzu kommt allerdings, dass er meist auch den Haushalt schmeißt. Das liegt allerdings eher daran, dass er sehr fanatisch in puncto Sauberkeit ist und da keine zwei Meinungen zulässt. Manche Frau ist ihm da einfach nicht sauber genug, sodass er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
Er macht die Frauen allerdings vollkommen bewusst abhängig von ihm, was die finanziellen Aspekte des Lebens angeht. Meist, weil er eben nicht will, dass Frau ihn verlässt und falls sie es doch tut, soll sie schnell merken, wie schlecht das sein kann, wenn man keine Kohle hat. Er nimmt seiner aktuellen Partnerin sogar das H4 und Kindergeld weg, weil er es ihr einteilt. Witzigerweise haut er es auch auf dem Kopf.
Wieso die Frau dazu nichts sagt ist auch ganz einfach. Sie hat sich schon des Öfteren von ihm getrennt. Doch ist sie eher der Typ Frau mit Angst vor ihm, weil er eben früher sehr oft gewalttätig wurde. Das ist er in Moment jedenfalls nicht mehr, aber das scheint natürlich auch etwas bei ihr ausgelöst zu haben, dass da keinerlei Gegenwehr mehr kommt.
Doch ich muss auch dazu sagen, dass sie sich auch bewusst für ihn entschieden hat. Sie wollte den Bad Kerl haben. Sie wusste, worauf sie sich einlässt. Sie findet das ja auch in gewisser weise gut. Sie merkt ja nicht einmal, dass selbst Jugendämter ihr bereits die Pistole auf die Brust gesetzt haben. Sie nimmt ihn immer in Schutz, stellt ihn vor die Kids und mehr.
Wenn der mal kein Bock mehr auf die hat, wird die schon ganz schön doof da stehen. Die kann nicht einmal Spaghetti kochen. Sie isst dann nur an der Pommesbude & Co. Wirklich traurig, wenn man sich so abhängig macht und unselbstständig ist.
Wenn man überlegt, dass Abhängigkeit sowieso meistens auf einer anderen Ebene als der praktischen vonstatten geht, wird sich im Abgleich zu früher nichts geändert haben. Aber anscheinend wird der Fokus in diesem Thread eher auf die praktischen Aufgaben des Alltags gelegt. Da fallen mir auch mehrere Beispiele ein. In einem Fall war es so extrem, dass die Frau nicht mal ein Fenster (!) kippen konnte oder die Heizung anzustellen wusste. Das Paradebeispiel gelebter Dependenz. Und es ging da nicht um ein intellektuelles oder gesundheitliches Problem, sondern war ein Muster.
Alleine rausgehen, zum Einkaufen gehen, einen Anruf erledigen, das war alles völlig undenkbar, obwohl die Person sogar mal auf einem Gymnasium gewesen ist. Aber zu so einem Beziehungsmuster gehören zwingend zwei Leute, die andere Seite macht das ja nicht nur klaglos leidend mit, sondern hat auch etwas davon. So jemand wird niemals weglaufen und autonom werden oder gar eine Affäre oder neue Beziehung anfangen.
Manch einem gibt das auch Sicherheit, wenn er weiß, dass zuhause jemand wie ein Kind auf Heimkehr wartet. Dann wird das nicht nur hingenommen, sondern regelrecht gefördert mit Botschaften wie "Das brauchst du doch nicht selbst machen!". Und sicher werten sich einige Partner solcher Leute auch auf, dass sie die großen Macher sind, während der Mann oder die Frau das Hascherl ist, was alleine nichts auf die Reihe bekommt.
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