Bezieht ihr Mitmenschen ein, um eure Ziele zu erreichen?

Zu Silvester haben sich viele Menschen viel vorgenommen. Die Ziele können unterschiedlichster Art sein, wie etwa abzunehmen, sich das Rauchen abzugewöhnen, mehr Sport zu betreiben, schuldenfrei zu werden oder sich einen neuen Partner zu suchen.

Manche Leute versuchen, diese Ziele alleine zu erreichen und erzählen ihren Freunden oder Angehörigen gar nichts davon. Andere wiederum beziehen ihre Mitmenschen ein, damit sie ihnen helfen. Als Raucher könnte man beispielsweise seinen Partner darum bitten, ihm in seiner Gegenwart das Rauchen zu untersagen, ja ihm sogar die Zigaretten wegzunehmen und ihn immer wieder an seinen Vorsatz erinnern. Wenn man Schulden hat, kann man ganz radikal die Geldgeschäfte jemandem ganz überlassen und nur noch ein kleines Taschengeld in die Hand bekommen. Möchte man abnehmen, könnte man die ganze Familie bitten, die Essensgewohnheiten umzustellen.

Lasst ihr euch bei euren Zielen helfen oder seid ihr eher ein Einzelkämpfer? Weiß eure Umgebung von euren Vorsätzen oder schweigt ihr darüber, um euch nicht zu blamieren, wenn ihr die alten Gewohnheiten doch nicht ablegen könnt?

Ich bin eher ein Mensch, der solche Vorsätze für mich behält. Eigentlich weiß ich, dass es mir eventuell helfen würde, wenn ich darüber reden würde, denn dann könnten mir andere eben auch helfen, so wie du beschreibst. Aber irgendwie lässt das mein Stolz nicht zu, warum auch immer. Ich habe mir beispielsweise vorgenommen, dass ich dieses Jahr mehr Zeit für meinen Freund einplane, weil ich wegen der Universität das letzte Jahr wirklich sehr wenig Zeit für ihn hatte. Aber ich denke, dass es manchmal eben nicht anders geht und wenn wir uns dann wieder eine Woche oder länger nicht gesehen haben, dann möchte ich auch keine Vorwürfe an den Kopf bekommen, nach dem Motto, was ist mit deinem Vorsatz. Das kann alles schon auch nach hinten losgehen.

In dem Umfang, wie Menschen einem helfen können, können sie auch alles kaputt machen. Wenn man abnehmen möchte, kann es ja auch sein, dass man auf einmal jedes Mal schief angeguckt wird, wenn man dann doch etwas in die Hand nimmt, was nicht so gesund ist. Dabei hat man sich selbst ja vielleicht nicht unbedingt auf eine Hungerkur gesetzt, sondern möchte langsam abnehmen. Sowas kann dann auch irgendwie belasten, genauso wie wenn einem von anderen Menschen vorgeworfen wird, man hätte kein Durchhaltevermögen, wenn man etwas dann doch nicht erreicht.

Also Stolz bin ich in dieser Hinsicht gar nicht, mir ist das egal, ob ich "bedürftig" wirke, weil ich um Hilfe bitte oder nicht. Ich habe nur das Ziel im Fokus und konzentriere mich darauf, wie ich das Ziel am besten erreichen kann. Dabei kann es durchaus sein, dass man das Ziel streckenweise nicht ohne Hilfe erreichen kann und manchmal ist man alleine eben besser dran, weil Gesellschaft in dieser Hinsicht nur hinderlich und kontraproduktiv wäre.

Ich hätte ehrlich gesagt Hemmungen, Freunde und Familie auf die geschilderte Art in meine persönlichen Angelegenheiten hineinzuziehen und einfach so davon auszugehen, dass jeder mir gerne hilft, auch wenn das bedeutet, mein Problem zu seinem zu machen.

Wenn ich Schulden habe, ist das ganz allein mein Problem, und ich finde nicht, dass ich ein Recht darauf habe, jemand anderem unentgeltlich die Last aufzubürden, meine Finanzen zu regeln. Oder in den anderen Beispielen, zu reglementieren, was ich esse oder trinke oder wie viel ich rauche. Das ist in meinen Augen einfach nicht der Job anderer Leute, die mit ihrem eigenen Kram oft schon genug zu tun haben.

Wenn ich "Mitmenschen einbeziehe", dann vielleicht dadurch, dass ich ihnen von meinen Plänen erzähle und mir ihre Ideen und Ratschläge anhöre oder mir auch mal Zuspruch abhole. Dafür sind Freunde und Familie ja da, aber nicht um aktiv zu verhindern, dass ich Dummheiten mache. Sie sind ja nicht meine Babysitter, und meine Ziele können ihnen im Regelfall sowieso egal sein.

Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen andere Menschen mit meinen Vorsätzen zu belasten. Was will man da auch erreichen? Wenn jemand um einen herum rauchen möchte, dann ist es eben so und wenn sich jemand schlecht ernähren will, dann ist es auch so, aber die Leute bitten es anders zu machen finde ich lächerlich. Immerhin muss man doch selber mit dem klarkommen, was man sich vorgenommen hat und den eigenen Misserfolg nicht bei anderen Menschen festmachen und denen das in die Schuhe schieben. Man ist immer selber für seinen Erfolg zuständig.

Ich finde es schon mal recht albern, wenn man an Silvester Vorsätze knüpft. Man kann das ganze Jahr über diverse Dinge beginnen umzusetzen. Aber ob ich Hilfe benötige oder nicht, hängt doch eher vom Ziel ab. Und da scheue ich mich auch nicht, um Hilfe zu bitten bzw. sie anzunehmen, wenn sie mir angeboten wird.

Ich habe ja Anfang letzten Jahres ein Geschäft samt Grundstück und Gebäude gekauft. Ein paar Euro haben an der Kaufsumme gefehlt und ich habe halt meine Mutter um finanzielle Unterstützung gebeten. Ziel war dabei, dass ich von Aufträgen als Dozentin unabhängig werde. Denn da war es immer fraglich, ob es nach dem laufenden Kurs einen nächsten geben wird.

Mein Ziel habe ich also mit Hilfe erreicht und es war mir absolut nicht peinlich danach zu fragen. Würde es um Gewichtsreduzierung gehen, der ich allein nicht gewachsen wäre, kann man genauso Hilfe suchen. Ob nun innerhalb der Familie, bei Bekannten, die ähnliche Ziele haben oder professionell in der Ernährungsberatung ist dann nebensächlich.