Ausbildung abbrechen, weil man nichts zu sagen hat?
Der Sohn meiner Nachbarin ist irgendwie seltsam. Der 18 Jahre alt und hat vor kurzem die zweite Ausbildung abgebrochen. Zusätzlich hat er gerade den vierten Nebenjob hingeschmissen. Er wirkt auf mich ein wenig größenwahnsinnig und eingebildet, denn er ist der Überzeugung, dass er nur noch Stellen oder Ausbildungsplätze annehmen wird, wo er selbst den Leuten etwas sagen und Vorschriften machen kann, anstatt sich immer was sagen lassen zu müssen. Offensichtlich ein "Alpha-Männchen", jedenfalls sieht er sich so.
Er scheint nicht so wirklich zu kapieren, dass jeder mal klein anfängt, daher finde ich so eine Einstellung ziemlich befremdlich. Auf diese Weise wird er nie was finden, es sei denn natürlich das Arbeitsamt macht entsprechend Druck. Ich glaube nicht, dass die ewig geduldig bei derartigen Aktionen zuschauen werden und ich hoffe, der wird noch erwachsen. Wie seht ihr das? Könnt ihr verstehen, dass man eine Ausbildung abbricht, weil man als Lehrling den Leuten nichts zu sagen hat? Ist hier in der Erziehung etwas falsch gelaufen oder ist eine derartige Einstellung für heutige Teenager ganz normal?
Ich kann das ehrlich gesagt nicht verstehen und finde es auch sehr weltfremd wenn man dann nicht mal arbeiten geht und sich irgendwie finanziert. Das da das Amt Druck macht kann ich schon verstehen, aber auch die Eltern sollten das meiner Meinung nach nicht unterstützen, denn er muss ja etwas machen und kann sich nicht darauf verlassen irgendwo sofort Chef sein zu dürfen.
Was hat diese Einstellung mit heutigen Teenagern zu tun? Mein Onkel ist 1940 geboren worden und seine Taumausbildung zum Dekorateur abgebrochen, weil er mit dem Vornamen angesprochen und geduzt worden ist. Schließlich ist er der große Herr X und möchte eben auch als Herr X angesprochen und gesiezt werden. Am Ende ist doch noch etwas aus ihm geworden.
So ein Verhalten ist sicherlich keine neumodische Erscheinung der heutigen Zeit, schließlich gibt es den Satz „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ auch nicht erst seit gestern, sondern der ist wahrscheinlich schon zu Zeiten unserer Großeltern oder noch früher schon an der Tagesordnung gewesen. Die Ausprägung des Verhaltens dürfte sich nur vielleicht ein wenig gewandelt haben, aber auch da glaube ich auch nicht, dass dies in den letzten Jahrzehnten so massiv gewesen ist.
Im Endeffekt ist es aber genauso, jemand, der noch nicht gelernt oder geleistet hat, der hat sich an das zu halten, was diejenigen mit Erfahrung ihm sagen und beibringen. Natürlich heißt das nicht, das man alles einfach nur hinnehmen muss, natürlich darf man hinterfragen oder auch Ideen einbringen, aber das ist noch kein Garant dafür, dass man deshalb sofort als Chef angesehen wird. Wer etwas großen werden will, der muss selber erst einmal etwas leisten und dazu gehört eben auch, das man klein anfängt.
Ich denke durchaus, dass dort etwas in der Erziehung falsch gelaufen ist aber nicht nur von den Eltern, sondern auch von der allgemeinen Gesellschaft. Denn es entwickelt sich immer mehr in die Richtung, dass man nur noch auf sich schaut und die Ellenbogen oben hält und sich von niemand anderen etwas sagen lässt und dann auch das Verhalten auf alles andere übertragen wird. Somit würde ich das schon in die Richtung "normal" mit einordnen, da es immer mehr am zunehmen ist.
Zu meinen das man direkt der Chef ist wenn man den ersten Tag als kleines Licht in ein Unternehmen kommt ist schon ein wenig weit her geholt aber alles muss man sich auch als Azubi nicht bieten lassen. Legt man also auf das "Sie" einen Wert und wird dann immer mit "Du" angesprochen, dann kann man durchaus seinen Mund auch aufmachen aber muss direkt nicht die Stelle hinschmeißen sondern kann andere Wege gehen, damit sich auch daran gehalten wird. Aber dem Chef vorschreiben wie er sein Unternehmen zu führen hat und man keinen Plan hat, das ist dann schon sehr dreist und würde auch bei mir, je nach Ton der an den Tag gelegt wird, auch zur Kündigung führen.
Leider meinen auch frische Studenten die nur studiert haben und neu anfangen immer, dass sie etwas besseres sind und wollen sich von Facharbeitern dann auch nichts sagen lassen, die "nur" eine Ausbildung genossen haben und im Anschluss mehrere Jahre Berufserfahrung haben. Auch das erlebe ich immer wieder, dass hier frische Absolventen der Uni aufschlagen und meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und dann einem Meister mit 20 Jahren Berufserfahrung sagen zu müssen was dieser zu machen hat damit Problem X sich beheben lässt.
Studierte Fachidioten, die praktisch keinen Schimmer haben wollen dann aber praktische Tipps gehen. Das ist manchmal ganz amüsant zu beobachten, manchmal auch nur unverschämt und einer hat es direkt geschafft nach 20 Minuten direkt die Fristlose Kündigung von mir zu erhalten, nachdem er sich unmöglich aufgeführt hat und doch alles besser weiß nur weil er studiert hat und sich nichts sagen lassen wollte, von jemanden mit Meistertitel und 25 Jahren Berufserfahrung. So etwas kann dann auch niemand brauchen. Meinst du dieser Mensch hat verstanden warum er die Kündigung erhalten hat? Er sieht sich wohl immer noch im Recht und hält sich für etwas besseres, dann muss er auch zusehen das er damit einen anderen blöden Arbeitgeber findet der sich so auf der Nase tanzen lässt.
So etwas kann ich auch gar nicht verstehen. Dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, das sollte doch nun wirklich allgemein bekannt sein und ich denke auch nicht, dass der junge Mann mit dieser Einstellung irgendeine Ausbildung beenden kann, wenn er so daran festhält, dass er auch schon in der Ausbildung den Leuten gegenüber etwas zu sagen haben möchte, die schon länger im Betrieb sind.
Dass eine solche Einstellung für Teenager heutzutage normal ist, das kann ich mir nicht vorstellen. Sicher verändert sich die Gesellschaft, aber die Eltern müssten dem Junior doch auch vermitteln können, dass diese Einstellung ihn im Leben nicht weiterbringt. Spätestens dann, wenn die Mutter ihm den Geldhahn zudreht, wird er es wohl einsehen müssen, dass er sich zumindest in der Ausbildung auch unterornen muss, wenn er es zu etwas bringen möchte.
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