Sich ärgern, Dinge der Vorfahren nicht aufbewahrt zu haben
Als meine Eltern beide gestorben waren, haben wir außer Fotos und handgearbeitete Tischdecken nichts aufbewahrt, sondern alles verschenkt, verkauft oder entrümpelt. Darunter war auch ein alter schwerer Taschenrechner, den sich mein Vater um die siebziger Jahre für damals, glaube ich, 2000 DM gekauft hatte. Es war einer der ersten handhabbaren Tischrechner, der auch Sinus, Kosinus, Tangens und Logarithmus konnte.
Das musste mein Vater vorher umständlich in Tabellen nachschauen beziehungsweise mit dem Rechenschieber berechnen. Heute wäre dieses Ungetüm von Taschenrechner bestimmt viel wert. Vielleicht würde sich auch eines meiner Kinder darüber freuen und ihn in der Wohnung sozusagen als Museumsstück ausstellen. Habt ihr auch alte Dinge weggeworfen, worüber ihr euch im Nachhinein ärgert und die vielleicht sogar heute viel wert sind?
Ärgerst du dich nur, dass der Taschenrechner nicht mehr da ist, weil er heute viel Geld eingebracht hätte? Darüber würde ich mich nicht ärgern. Der Zug ist eben abgefahren. Viel schlimmer fände ich es, wenn man es im Nachhinein bereut, weil es ein schönes Erbstück gewesen wäre und man weiß, dass es dem Verstorbenen immer viel bedeutet hat.
Ich hatte mal eine schöne gestrickte oder gehäkelte Stola, die ich von meiner Oma bekommen hatte. Leider ist diese einfach nicht mehr auffindbar. Ich bin unsicher, ob sie beim letzten Umzug mit weggekommen ist oder mal mit ausgemistet wurde, weil ich vielleicht dachte, dass ich sie vielleicht eh nie tragen würde. Mich macht es schon manchmal traurig, wenn ich daran denke. Aber ich habe alles abgesucht und muss eben damit leben, dass es weg ist.
Mir ging es noch nie so, obwohl ich auch beim Entrümpeln geholfen hatte, als Verwandte von mir verstorben sind, darunter auch meine geliebte Oma. Ich bin aber nicht so radikal, was das Ausmisten und Wegschmeißen angeht. Ich werfe nur weg, wenn ich mir auch wirklich sicher bin, dass etwas weg kann. Ansonsten behalte ich es erst einmal.
Man kann etwas ja auch erst einmal eine Zeit lang behalten und dann später wegschmeißen, wenn man sich dann doch sicher ist, dass man es nicht mehr braucht. Allerdings kann man ja aber auch nicht alles behalten, so dass es normal ist, dass man sich auch mal von etwas trennen muss, auch wenn es schwer ist.
Meine Mutter bereut auch sehr, so viele Sachen von ihrer Oma weggeschmissen zu haben und trauert den Sachen teilweise bis heute hinterher. Allerdings ist meine Mutter eben kurz vor dem Tod ihrer Oma ausgewandert, so dass es ihr gar nicht möglich gewesen wäre, das ganze Zeug mitzunehmen. Dafür hätte sie nun auch jetzt gar keinen Platz, so dass es da meiner Meinung nach auch nichts zu bereuen gibt. Es ging ja nicht anders und man muss ja auch nicht alles aufbewahren.
Meine Uroma hatte auch viele Dinge, die mich als Kind begeistert haben, einfach weil sie so alt waren. Als es dann aber an der Zeit war, dass sie verstorben war und das ganze Haus beziehungsweise ihre Hälfte leergeräumt werden musste, war ich dann auch noch nicht in dem Alter da Ansprüche zu stellen. Wobei ich mich im Nachhinein an viele schöne und interessante Dinge erinnern kann, die dann leider alle im Müll gelandet sind.
Sicherlich muss da aber auch jeder seinen Weg finden und wenn man besser abschließen kann, wenn man alles entsorgt, dann ist das auch okay. Bilder sind sicherlich auch wichtiger, weil sie eigene Erinnerungen beinhalten. So ein altes Stück kann man immer gut verkaufen und vielleicht hängt da auch das Herz daran, aber man möchte ja auch nicht vergessen und deswegen würde ich Bilder immer vorziehen.
Das kann ich so gar nicht nachvollziehen, aber gut. Ich meine, es wird ja auch einen Grund gegeben haben, dass man die Sachen eben nicht behalten hat. Vielleicht hatte man keinen Platz oder was auch immer. Jedenfalls verstehe ich nicht, warum man sich da ärgert. Wenn ich Zweifel habe, ob ich etwas abgeben soll, dann lasse ich es. Ich gebe nur Sachen weg oder entsorge sie, wenn ich mir absolut sicher bin, dass ich sie nie gebrauchen werde. Damit bin ich bisher immer gut gefahren.
Es kommt ganz darauf an weshalb du dich jetzt ärgerst. Wenn man Jahre später herausfindet dass das eine Teil das man entsorgt hat jetzt jede Menge Geld wert wäre kann man sich schon mal kurz darüber ärgern. Aber einerseits kann man es nicht ändern das man das Teil entsorgt hat weshalb es sich schon allein deswegen nicht lohnt sich darüber zu ärgern. Und andererseits muss man sich die Frage stellen ob man das Teil, oder eben mehrere Dinge, wirklich so lange hätte aufheben wollen. Schließlich braucht man nicht nur einen geeigneten Platz an dem man die Dinge unterstellen kann sondern muss sich auch immer wieder, auch emotional, mit diesen Dingen auseinandersetzen. Es gab schließlich einmal einen Grund warum man diese Dinge entsorgt hat.
Außerdem kann man nicht immer alles aufheben nur weil die Sachen in vielen Jahren einmal etwas wert sein könnten. Ich persönlich habe zumindest in der Hinsicht noch nie bereut etwas weggeschmissen zu haben. Nur das ein oder andere Andenken an meine eigenen Vorfahren hätte ich gerne für meine Nachfahren als Andenken bewahrt. Jedoch war damals nicht ich in der Situation entscheiden zu dürfen bzw. zu können was aufgehoben wird und was nicht. Deswegen kann ich mich auch nicht darüber ärgern, schließlich ändert es nichts daran das diese Dinge entsorgt wurden.
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