Wann und warum hoffen, dass Andere zur Vernunft kommen?

Die Flüchtlingsdebatte hat große Diskussionen in Deutschland ausgelöst und eine Bekannte meinte kürzlich, dass sie noch hoffen würde, dass die Politiker noch zur Vernunft kommen würden, denn nur so wäre eine Lösung der Probleme möglich. Sicherlich gibt es aber auch andere Bereiche außerhalb der Politik, wo man hofft, dass Andere zur Vernunft kommen.

In welchen Situationen und zu welchen Gelegenheiten habt ihr schon einmal gehofft, dass Andere zur Vernunft kommen? Um welche Themen ging es dabei? Ging es dabei eher um Kinder, für die ihr die Verantwortung getragen habt oder auch mal um Freunde, Verwandte oder vielleicht sogar Kollegen?

Dass ich gehofft habe, irgendwer auf der Welt möge jetzt bitte zur Vernunft kommen, ist schon sehr lange her. Das Leben und die Erfahrung haben mich gelehrt, dass meine Variante der Vernunft noch lange nicht mit der anderer konform gehen muss. Im oben genannten Beispiel bleibt auch die Frage, wie es von der Bekannten gemeint war. Eine Vertreterin sofortiger Grenzschließungen oder eine aus der Fraktion, die die mangelhafte Seenotrettung der Flüchtlinge im Mittelmeer anprangert? An diesem Beispiel kann man schon sehen, wie relativ Vernunft ist.

Als ich so ca. in der Oberstufe war, hatte ich einen Freund, der zunehmend mehr gekifft hat und wo ich auch immer hoffte, dass er mal zur Vernunft kommt und sich etwas auf Mäßigung besinnt. Das ist aber nie passiert, über Jahre nicht, im Gegenteil. Nach unserer Trennung hat er eigentlich außerhalb der Arbeit gar nichts anderes mehr gemacht und sich meiner Meinung nach seinen lustigen, fixen und schlagfertigen Verstand zur Hälfte in grün-blauem Dunst auflösen lassen.

Ich habe einen besten Freund und der stand Mal kurz davor eine richtig miese Entscheidung zu treffen. Damals hatte er sich fest vorgenommen mit seinen Chef, bei dem er erst kurze Zeit angestellt war, ein Haus zu kaufen und gemeinsam zu wohnen. Das habe ich ihn versucht auszureden und dann gehofft, dass er noch Vernunft zeigt und es nicht macht. Letztendlich hat er es auch nicht getan. Sonst habe ich das Gefühl eigentlich noch nicht so stark gehabt, wie in der Situation.

Ich denke dass man sich das immer denkt, wenn es um Menschen geht, die einem am Herzen liegen und denen man das beste wünscht. Leider ist es meistens so, dass man keinen großen Einfluss darauf hat. Beispielsweise, wenn pubertierende Jugendliche Selbstmordgedanken hegen oder wenn man findet, dass der beste Freund oder die beste Freundin einen unmöglichen Partner oder eine unmögliche Partnerin hat.

Es kann aber genau so gut sein, dass es um Menschen geht, die man generell nicht mag, mit denen man aber auf engstem Raum zusammen leben und somit auskommen muss. Beispielsweise könnte es sich hierbei um eine nervende Nachbarin handeln, die einen grundlos traktiert und nicht in Ruhe lässt. So ist es einer Freundin von mir ergangen.

Immer wieder wünscht sie sich, wenn sie mir von ihrem Leiden erzählt, dass die Nachbarin doch endlich zur Vernunft kommen möge. Allerdings geht das schon jahrelang so und es gibt eben Menschen, die sich nie ändern.

Also alles in allem kann ich sagen, dass es meiner Meinung nach so ist, dass man entweder für Menschen die man liebt und nicht möchte, dass sie selber unglücklich werden, hofft, dass sie zur Vernunft kommen, oder eben aus reinem Eigennutz. Und das könnte beispielsweise eben mein zuletzt genanntes Motiv sein.