Was sind für euch Luxusprobleme?
Immer wieder hört man ja, dass irgendwas als Luxusproblem beschrieben oder bezeichnet wird. Ich würde ein Problem als Luxusproblem sehen, wenn es doch viel schlimmere Probleme gibt und das für mich dann in dem Moment eigentlich keines darstellt. Wie zum Beispiel, wenn sich jemand beim shoppen nicht zwischen zwei Handtaschen entscheiden kann. Das ist für mich nun kein wirkliches Problem.
Ich habe schon erlebt, dass solche Luxusprobleme aber für die Person dann wirklich schlimm sind. Gerade, wenn diese ansonsten wohl noch keine richtigen Probleme kennengelernt hat. Auch die Wahl des Fernsehprogramms oder ähnliches, stell für mich ein Luxusproblem da.
Was sind für euch Luxusprobleme? Hattet ihr schon öfter solch ein Luxusproblem? Wie entscheidet ihr da zwischen richtigem Problem und einem Luxusproblem? Meint ihr, dass die Personen es oftmals anders sehen, die das Problem gerade haben?
Ich denke, dass sich nicht allgemein gültig sagen lässt, was genau ein Luxusproblem ist. Falle ich in einer Prüfung durch, stellt das für mich einen Super-GAU da. Für jemand anderes, der gerade von seiner Krebserkrankung erfahren hat, ist eine vermasselte Klausur wahrscheinlich auch ein Luxusproblem. Tendenziell sind aber die genannten Probleme wie "welche Handtasche kaufe ich?" tatsächlich Luxusprobleme, die ich aber auch gar nicht als Probleme sehen würde.
Ich denke auch, dass es immer eine Frage der Sichtweise ist, was ein Luxusproblem ist und was nicht. Aber auch für mich gibt es schon Probleme, die ich immer als Luxusproblem definieren würde. Wenn jemand sagt, dass er sich beim Eiswagen nicht entscheiden kann, welche Sorten er nehmen soll und dass das ein Problem ist, dann würde ich auf jeden Fall sagen, dass das ein Luxusproblem ist, wenn es überhaupt ein Problem darstellt.
Ich würde sagen, Luxusprobleme sind die kleinere Probleme, die nicht einmal man selbst als Problem sieht. Wenn ich mich, wie so häufig, nicht zwischen zwei Dingen entscheiden kann, dann "jammere" ich zwar ganz gerne, weil mir das lustigerweise beim Entscheiden hilft. Trotzdem sehe ich selbst es nicht als Problem an.
Sobald es aber von der problemhabenden Person wirklich als solches angesehen wird, würde ich es nicht mehr als "Luxusproblem" bezeichnen, selbst, wenn es für mich eines wäre. Probleme sind kein Wettbewerb, man muss nicht das schlimmste Problem der Welt haben, damit es valide ist.
Kalu-chan hat geschrieben:Ich würde sagen, Luxusprobleme sind die kleinere Probleme, die nicht einmal man selbst als Problem sieht.
Naja, das würde ich so nicht behaupten. Ich kenne durchaus Menschen, denen so langweilig ist im Alltag, dass sie sich tatsächlich in Luxusprobleme reinsteigern und diese gar nicht als Luxusprobleme wahrnehmen, da sie andere Probleme und Gefühle damit verdrängen wollen und sich nicht damit auseinandersetzen wollen.
Das fängt dann zum Beispiel damit an, dass man schon herum heult, weil man nicht weiß, was man zu Hochzeit XY anziehen soll, auch wenn drei ganze Kleiderschränke voller schicker Kleider sind. Das ist doch kein Problem, mal ehrlich. Dann wird weiter geflennt, dass man keine Schuhe und keine Handtasche hat, die 1:1 dieselbe Farbe wie das Kleid haben, sondern minimal abweichen. Also manche Menschen haben echt zu viel Langeweile.
Ich finde Luxusprobleme auch schwer zu definieren, weil Probleme immer relativ sind. Wenn man irgendwo in einem Bürgerkriegsgebiet ums Überleben kämpft, hätte man gern die Probleme eines deutschen Hartz-IV-Empfängers, aber das heißt ja nicht, dass diese nicht real und/oder nicht bedrückend sind. Und wenn man sein Geld beispielsweise mit Schreiben verdient, ist es auch kein Luxusproblem, wenn einem nichts einfällt.
Ich finde auch, dass es höchst selten vorkommt, dass jemand seine eigenen Probleme als "Luxusprobleme" ansieht. Diese betreffen immer nur andere, wenn bei mir selber etwas schief läuft, ist es nie ein Luxusproblem, sondern immer gleich eine ernstzunehmende "Situation". Und im Leben mancher Leute passiert eben wirklich kaum einmal etwas Schlimmeres, als wenn man nicht das Passende zum Anziehen findet oder die Sonderlackierung in Hornhaut-Pastell für den Porsche nicht pastellig genug geworden ist. Von daher finde ich es eigentlich eher anmaßend, mit dem Begriff Luxusproblem um sich zu werfen.
Für mich sind echte Probleme die Probleme, die unmittelbar für die eigene Gesundheit oder das Überleben essentiell sind. Natürlich ist es relevant, ob sich jemand mit HIV angesteckt hat oder Krebs bekommen hat. Auch ist es relevant, ob man Angst hat, die nächste Rechnung oder Miete nicht mehr zahlen zu können.
Aber definitiv kein Problem und damit vergleichsweise lächerlich (siehe Luxusproblem) ist für mich, wenn man sich über Sachen aufregt, die gar nicht für das Überleben wichtig sind wie beispielsweise, ob vor der Nutzung des Ablagevertrags an der Tür geklingelt wird oder nicht. Man bekommt das Paket ja trotzdem, also warum darüber aufregen? Als ob sich jemand zum Ablageort in die Garage schleicht um die Paketsendungen zu klauen.
Viel schlimmere Probleme findet man doch immer. Wenn ich mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus liege ist das auf jeden Fall ein Problem und nicht nur ein Luxusproblem, aber es wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Station irgendwo ein Patient finden mit zwei gebrochenen Beinen oder einer gebrochenen Hüfte oder irgendeiner anderen Diagnose, die schlimmer ist als meine.
Für mich ist ein Luxusproblem ein Problem, das überhaupt nur entsteht weil man einen gewissen Lebensstandard oder eben Luxus hat. Das Luxusproblem "ich will in Mexiko Urlaub machen aber mein Freund möchte lieber auf die Malediven" gibt es ja nur weil wir uns einen Urlaub in dieser Preisklasse leisten können. Wenn wir kein Geld für Urlaub hätten wäre das überhaupt kein Thema.
Ich bezeichne gewisse Problemchen in meinem Alltag übrigens regelmäßig als "Luxusprobleme". Ich kann mich gut über irgendwelche Banalitäten aufregen und gleichzeitig amüsiert es mich, dass ich aktuell anscheinend gerade keine größeren Probleme habe das Design meines neuen Toasters oder die Parkplatzsituation vor dem Aldi. Ich finde das irgendwie beruhigend, zeigt doch, dass es uns hier eigentlich sehr gut geht.
Für mich ist ein Luxusproblem nicht erst dann, wenn es schlimmere Probleme gibt. Mal ehrlich - schlimmere Probleme gibt es doch grundsätzlich immer, egal wie schlimm etwas erscheinen mag. Es wird immer noch genügend Menschen geben, die es noch schlimmer erwischt hat, so dass man das nicht daran messen kann, wie ich finde.
Für mich ist ein Luxusproblem dann ein Luxusproblem, wenn ich etwas als Problem ansehe, obwohl es mich nicht wirklich einschränkt und mir auf andere Art und Weise vielleicht sogar Vorteile verschafft. Wenn ich mich beispielsweise beschwere, dass ich durch meinen neuen Job eine Stunde früher aufstehen muss als sonst, ist das für mich ein Luxusproblem. Es ist in dem Sinn ein Problem, weil ich nichts dran ändern kann - wenn man eine Kündigung aufgrund einer solchen Lappalie mal außer Acht lässt - allerdings ein Luxusproblem, wenn ich nicht gerade mitten in der Nacht aufstehen muss oder wenn ich dafür sogar mehr verdiene als im alten Job.
Letztendlich muss das ja aber jeder für sich definieren. Ich denke, dass es da auch keine guten allgemeinen Definitionen gibt, da jeder das anders sieht. Für jeden Menschen haben gewisse Probleme ja auch eine andere Bedeutung und jeder sieht ein Problem ja als etwas anderes an.
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