Als Patient Suchtmittelkonsum von Ärzten feststellen können?

Laut einer Online-Studie konsumieren etwa 23 Prozent der Ärzte in Deutschland Alkohol in gefährlichen Mengen. Risikofaktoren dafür sind Kinderlosigkeit, lange Arbeitszeiten, die Tätigkeit in chirurgischen Fächern und speziell bei Frauen die Position als Assistenzärztin.

Ich habe schon in anderen Studien gelesen, dass Ärzte vermehrt zu Suchtmittelkonsum neigen eben weil der Beruf als so stressig empfunden wird. Aber achtet ihr als Patient darauf, ob ein Arzt zu Suchtmittelkonsum neigt? Oder meint ihr, dass Patienten das grundsätzlich nicht merken werden, unabhängig von den Umständen? Welche Indikatoren können dem Patienten zeigen, dass der Arzt ein Suchtproblem hat? Wäre das für euch ein Grund, den Arzt zu wechseln?

Wenn der Arzt nicht gerade eine Alkoholfahne hat, kann man das als Außenstehender nicht immer bemerken. Man kann es vermuten. Aber mit solchen Behauptungen sollte man dann auch vorsichtig sein. Denn auch wenn man es vermutet muss es ja nicht so sein und wenn ich bei einem Arzt das vermute, versuche ich halt zu einem anderen Arzt zu gehen. Sicher ist das nicht einfach, wenn man im Krankenhaus behandelt wird.

Mittlerweile habe ich eine kleine Antenne entwickelt bei Menschen, die zu viel Alkohol konsumieren. Aber das hat eine ganz lange Zeit gebraucht. Ich habe lange Jahre mit einem Alkoholiker zusammen gelebt und erst mit der Zeit bemerkt, dass was nicht stimmt. Das hätte ich aber nicht bemerkt, wenn ich diesen Menschen nur kurz gesehen hätte. Denn da spielen Sachen eine Rolle, die man nur dann sehen kann, wenn man Veränderungen bemerkt, die nicht jeden Tag gleich sind.

Bei Drogen wird das noch schwerer sein. Denn die hinterlassen keinen großen Müll wie Flaschen. Außerdem gibt es so viele verschiedene Drogen, bei denen man die Wirkung nicht kennt. Nehmen wir einfach mal das Medikament Ritalin. Bei gesunden Menschen führt es dazu, dass man lange durchhält und lange wach bleiben kann und "fit" wirkt. Kein Außenstehender kann auch nur erahnen, dass der Mensch Ritalin genommen hat. Ich finde es sehr schwer als Patient behaupten zu können, dass ein Arzt Drogen oder Alkohol zu sich nimmt.

Was man direkt bemerkt ist, wenn man selbst Nichtraucher ist, dass der Arzt raucht. Da kenne ich einige, die nach Qualm stinken und den Patienten aber sagen wollen, dass Rauchen ungesund ist und man aufhören soll.

Man bekommt das doch gar nicht so mit. Außerdem ist es doch nicht immer zu erkennen. Wie will man denn merken, dass der Arzt sich aufgepusht hat? Er funktioniert ja nur ganz normal. Realistisch betrachtet kann das aber auch kein Mensch ohne irgendwelche Mittel schaffen, auch wenn es nur Koffein ist, aber es nimmt doch jeder irgendetwas, eben nur nicht jeder dieser dauerhaft schadhaften Dinge. Es gibt ja Pillen, die man sich einwerfen kann und da kommt man schnell dran. Ich selber kenne auch eine Person, der nicht mehr in seinem alten Bereich arbeiten kann, weil er da Pillen zu sich genommen hat um wach bleiben zu können. Alkohol riecht man, aber Pillen bekommt man ja nicht mit.

Wie willst du das denn bitte feststellen können? Süchtige Menschen schaffen es oft selbst vor Angehörigen relativ lange ihre Sucht zu verheimlichen, aber bei Menschen, mit denen man in der Regel nur unregelmäßig und kurz zu tun hat, soll man das dann merken? Wohl kaum.

Natürlich gibt es Zeichen, die auf eine Sucht hindeuten können, aber wenn du als Patientin das schon mitbekommen würdest, könntest du doch wohl davon ausgehen, dass die Kollegen, mit denen dieser Arzt täglich zu tun hat, das schon längst bemerkt und entsprechend gehandelt haben, oder?