Menschen die Zeit haben, als unwichtig ansehen?

Eine Bekannte hat gerade ihren Job verloren, da sie längere Zeit durch eine psychische Krankheit ausgefallen ist und eben nicht arbeiten konnte. Deswegen hat sie nun viel Zeit. Sie meinte nun aber, dass sich kaum Bekannte oder Freunde bei ihr melden würden, jetzt wo sie Zeit hätte. Es käme ihr schon so vor, als würde sie nun als unwichtig betrachtet werden.

Als sie durch die Arbeit eingespannt war, hätte sich dauernd jemand bei ihr gemeldet, der sich dann mal mit ihr treffen wollte oder ähnliches. Da hätte sie aber oft absagen oder die Person vertrösten müssen. Nun würde sich niemand melden, obwohl sie nun viel Zeit hätte.

Ich habe schon den Verdacht, dass es ihr einfach eher so vorkommt, dass sich jetzt kaum jemand bei ihr meldet. Immerhin hat sie ja viel mehr Zeit, da wird einem das schon anders vorkommen, als wenn man beruflich sehr eingespannt ist und dann eben Anrufe bekommt.

Meint ihr, dass Menschen wirklich als unwichtig angesehen werden, die mehr Zeit haben? Oder liegt das vielleicht an der Krankheit meiner Bekannten? Ist es auch möglich, dass sie sich einfach nur einbildet, dass sich kaum jemand bei ihr meldet? Eben weil sie nun viel mehr Zeit hat als sonst?

Nein, das kann ich nicht bestätigen. Ich finde es ganz angenehm, wenn ich Zeit mit einem Menschen verbringe, der etwas mehr Zeit zu diesem Zeitpunkt hat. Beispielsweise war ich mit einer ehemaligen Klassenkameradin zum Stadtbummel verabredet, wobei sie mich nach drei Stunden praktisch in der Stadt stehen gelassen hat, da sie wieder los müsste.

Auch wollte ich vor kurzem einem Freund von mir eine längere Geschichte erzählen, wobei ich mittendrin gemerkt habe, dass er mich abwimmeln wollte. Ich fragte ihn, ob mein Gefühl richtig ist und ob er keine Zeit hätte, was er bestätigte. Er wollte nicht unhöflich sein, aber er musste zu seinem Tanzkurs, so dass er keine Zeit mehr für mich hatte. Ich war nicht böse, aber ich fühlte mich nach diesem Gespräch unbefriedigt.

Menschen, die viel Zeit haben, sind für mich nicht unwichtig. Aber manchmal schiebt man die gemeinsame Zeit mit Menschen vor, die nicht so viel Zeit haben und mit denen man nicht ständig rumhängen kann.

Nelchen hat geschrieben:Als sie durch die Arbeit eingespannt war, hätte sich dauernd jemand bei ihr gemeldet, der sich dann mal mit ihr treffen wollte oder ähnliches. Da hätte sie aber oft absagen oder die Person vertrösten müssen. Nun würde sich niemand melden, obwohl sie nun viel Zeit hätte.

Das meine Bekannte sich nicht bei ihren Freunden meldet, kann natürlich auch sein. Darüber hat sie so direkt nichts gesagt. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sie sich durchaus meldet, aber die anderen im Gegenzug nicht. Aber das war nur eine Vermutung, die natürlich nicht stimmen muss.

Mal ehrlich, nur weil sie auf einmal Zeit hat, müssen alle anderen auch Zeit haben? Es ist wohl nicht so, dass ihr komplettes Umfeld seinen Job hingeworfen hat und auch seine anderen Dinge komplett vernachlässigt oder aufgegeben hat, dass diese auch massig Zeit haben. Es mag einem so vorkommen, dass man unwichtig ist aber wenn das restliche Umfeld noch arbeiten geht, einen Job hat, Haushalt hat, Kinder haben, Vereine und andere Interessen, dann wollen diese auch gepflegt werden und werden sicherlich nicht hinten angestellt nur weil einer gerade mal mehr Zeit hat, da er keinen Job hat.

Deine Bekannte sollte sich darüber auch mal klar werden, dass sie nicht der Mittelpunkt des Universum ist und wenn sie schon jammert, dass niemand mehr Zeit hat, hat sie es denn mal versucht mit einer Anfrage und einer Einladung? Diese sollten dann auch zu den Zeiten kommen, wenn andere Zeit haben und nicht auf 10 Uhr morgens am Werktag bestehen, wenn die restlichen Menschen in ihrem Umfeld auf ihrer Arbeitsstelle sind und nicht dafür einen Tag Urlaub opfern, nur damit sie diese sehen können.

Auch kann man sich selbst etwas anderes suchen wenn man keinen Job hat, denn dann vergeht die Zeit ebenfalls. Ich war auch schon einige male ohne Job und habe die Zeit anderweitig genutzt, indem ich mehr im Haushalt gemacht habe, mir Beschäftigungen gesucht, Jobsuche hat auch täglich Zeit in Anspruch genommen und dann war es auch schon Nachmittags oder Abends und das restliche Umfeld kam von seinen Stellen nach Hause und hatte dann auch Zeit für ein Treffen, wenn man sich denn mal gemeldet hat.

Es ist nun kein Geheimnis, dass wenn man Zuhause ist und keine Kontakte unter der normalen Arbeitszeit hat, dass man damit eher unscheinbar ist da man nicht täglich gesehen wird. Da meldet man sich dann selbst und macht sich da mit präsent anstatt hinter dem Rücken in der stillen Kammer sich zu Bemitleiden und zu jammern.

Natürlich ist es schön wenn jemand Zeit hat und nicht absagt wenn ich eine Einladung ausspreche oder ein Treffen vorschlage und natürlich ist es auch schön, wenn jemand nicht ständig auf die Uhr schaut wenn ich gemütlich einen Kaffee trinken und mich unterhalten will, weil ich nur einer von mehreren Terminen an diesem Tag bin.

In dem Fall geht es ja aber nicht um eine Person, die Zeit für ihre Freunde hat sondern eine Person, die zur Zeit wahrscheinlich den ganzen Tag zu Hause hockt. Solche Leute finde ich tendenziell schon uninteressant, weil ich einfach nicht weiß, was ich mit einer Hausfrau, die täglich stundenlang den Fernseher laufen hat, groß für Gemeinsamkeiten habe.

Es ist jetzt nicht so, dass ich andere Menschen über ihren Job definiere. Ich kenne sehr interessante Menschen, die in Elternzeit oder schon in Rente sind oder auch mal längere arbeitslos waren. Aber das sind alles keine Menschen, die von sich behaupten würden, dass sie viel Zeit haben und auf Anrufe warten. Bei manch einem habe ich eher das Gefühl, dass seine ganzen Hobbys und Projekte mehr als ein Vollzeitjob sind.

Ich denke mal, dass deine Bekannte das Gefühl trügt oder dass sie vielleicht auch wegen ihrer Erkrankung so empfindet. Außerdem würde ich es auch mal wissen wollen, wie oft sie sich denn selber bei Freunden und Bekannten meldet. Wenn sie das auch nicht macht oder die Leute es wegen ihrer psychischen Erkrankung nicht recht wissen, wie sie ihr begegnen sollen, dann ist das nicht so einfach.

Ich würde auf jeden Fall nicht sagen, dass Menschen, die Zeit haben, als weniger wichtig angesehen werden. Sie hat nun einfach auch mehr Zeit, die sie ausfüllen muss und so hat sie sicher auch Langeweile und würde sich in der Zeit sicher wünschen, dass sich jemand meldet. Aber wenn die Freunde und Bekannten alle arbeiten gehen, dann haben sie nicht so viel Zeit.

Das sollte man dann nicht vergessen, nur weil man selber eben die Zeit hat und sich wünscht, dass jemand sich meldet. Ich denke auch, dass sie vor allem mal selber aktiv werden sollte und dann werden sich die Freunde sicher auch selber mal melden, wenn sie Zeit haben, damit mal gemeinsam etwas unternommen werden kann.

Es kann ja auch durchaus sein, dass die Bekannte das Gefühl hat die Leute würden sich weniger melden, weil sie mehr Zeit hat und die Leute melden sich genauso oft. Vielleicht ist man bei ständigen Absagen aber auch irgendwann frustriert und will dann nicht mehr ständig nachfragen. Man muss ja auch nicht sofort mitbekommen haben, dass sie nicht mehr arbeitet. Gründe gibt es da viele, damit man das logisch erklären kann.

Wobei ich es schon einigermaßen vermessen finde zu erwarten, dass die Freunde nun springen nur weil man zu Hause ist und nun endlich mal wieder Zeit hätte. Sie sollte sich wohl eher auf ihre Gesundung konzentrieren und das sie sich vielleicht auch mal ein Hobby sucht, damit sie auch anders beschäftigt ist und nicht noch mehr frustriert wird, weil sich die Freunde nicht melden. Unwichtig wird man einen richtigen Freund nicht finden nur weil er mehr Zeit hat. Vielleicht war die Vergangenheit einfach etwas schwierig für die Freunde und nun erwartet sie ja auch dass alle sofort springen, was auch etwas komisch ist.