Unterstützung vom Dorf, aber schlechter Umsatz?
In vielen Städten und Dörfern Deutschland schließen kleinere Betriebe und es gibt auch schon einige Orte, wo es gar keine Metzger, Bäcker und andere Kleinbetriebe gibt, da diese sich einfach nicht mehr halten können. Wenn es nach der Bevölkerung geht, dann findet das aber natürlich keiner gut, alle wollen das die kleinen Betriebe erhalten bleiben.
Neulich habe ich im Fernsehen gesehen wie ein Metzger um seine Existenz kämpfen musste, aber er war nicht allein. Das Dorf hat ihn Tatkräftig unterstützt, denn niemand konnte sich eine Stadt ohne Metzger vorstellen. Der Metzger wurde finanziell unterstützt und auch beim Umzug. Es gab sogar eine Demonstration für ihn. Drei Monate nach dem Umzug ging es ihm noch sehr gut. Ein halbes Jahr danach aber gar nicht mehr.
Der Umsatz war stark gesunken und der Metzger schimpfte darüber, warum die Menschen sich dafür eingesetzt hätten, dass er bleibt, wenn sie gar nichts bei ihm kaufen würden. Könnt ihr nachvollziehen warum eine Stadt so ein Theater um einen Metzger macht und nachher doch nichts bei ihm kauft? Letztendlich muss er dann doch schließen, denn die Leute unterstützen ihn nicht. Wie seht ihr die Sache? Ich würde mich nicht für einen Metzger einsetzen, wenn ich wüsste, dass ich da eh nicht einkaufen werde.
In vielen Fällen sind die Betreiber der Geschäfte selbst schuld, wenn der Umsatz zurück geht. Wenn ich da nur an meinen früheren Heimatort denke. Die Preise beim privaten Bäcker übersteigen die Preise von unseren Bäckern, die auch alle kleine Betriebe sind, um ein Vielfaches. Wenn du dort zum Frühstück ein paar Semmeln holst und den Preis genannt bekommst, haut es doch aus den Socken.
Selbes gilt für dem Metzger, wo man dann noch erleben darf, dass man als Kunde mehr Ahnung vom Fleisch hat, als der Metzger selbst. Wenn ich dem alles erklären soll und dann noch die Preise sehe, dann kann es einem der Appetit auf den Braten vergehen.
Bis Anfang des Jahres hatte man noch einen kleinen Einkaufsmarkt. Bist du dort zum Montag einkaufen gegangen, lag noch das gammelige Obst und Gemüse da, was schon am Freitag vorhanden und nicht mehr frisch war. Ergo, man kauft dort auch nur noch die Waren ein, die man nicht aus der Stadt ranschleppen will, wenn man auf Bus und Bahn angewiesen ist.
Ich kenne aber auch positive Beispiele von kleinen Geschäften auf dem Land. Und die bieten auch vernünftige Preise an und versuchen nicht darüber, dass sie keine direkte Konkurrenz haben, ihren Umsatz zu steigern. Da gibt es dann auch genug Kunden, die regelmäßig einkaufen und am Ende stimmt dort auch der Gewinn.
Ich denke, dass die Menschen schon einen Metzger im Ort wollten. Der Protest war bestimmt ernst gemeint. Aber wann geht man denn zum Metzger? Doch nur, wenn man etwas Besonderes braucht. Wegen ein paar Würstchen oder etwas Hack geht man doch eher in den Supermarkt und wer in einem kleinen Ort wohnt, der kauft vermutlich am Arbeitsort ein.
Der Metzger ist schon gewollt, aber er wird dann eben nicht so oft in Anspruch genommen, wie er sich das vorstellt. In kleinen Orten kann der Umsatz dann eben zu wenig werden. Aber der Metzger kann sich ja darauf einstellen.
Bei uns im Ort bietet die Fleischerei auch fertig gekochtes Mittagessen an. Das ist bestimmt auch in kleinen Orten gefragt, wo es viele Ältere gibt, die das nicht mehr schaffen, alleine zu kochen. Man muss eben, wenn das eigene Angebot weniger gefragt ist, sich noch andre Nischen suchen.
Ich bin sowieso immer skeptisch bei Fernsehberichten, in denen sich "das ganze Dorf" zusammentut, um irgend jemandem zu helfen und alle glückstrahlend mit anpacken. Solange die Medienaufmerksamkeit da ist und vielleicht sogar das Fernsehen berichtet, genießen viele Leute meiner Meinung nach das ganze Theater.
Aber sobald wieder der Alltag einkehrt, kümmern sich die Leute wieder schwerpunktmäßig um ihre eigenen Probleme, was ja auch ganz normal ist. Ich wüsste ebenfalls nicht, ob ich für den Erhalt einer Metzgerei demonstrieren würde, da ich sowieso kaum Fleisch esse. Meiner Meinung nach sollte es reichen, wenn man ein Geschäft dadurch unterstützt, dass man regelmäßig dort einkauft. Alles andere sind sowieso nur Strohfeuer.
Es ist ja auch eine Frage von Zeit, Geld und Ressourcen, ob man einer Familie oder einem Betrieb in einer Notlage aus der Patsche hilft oder ob man als Gemeinschaft quasi ein dauerhaftes Wohltätigkeitsprojekt daraus machen muss. Irgendwann wird der Aufwand wohl einfach zu groß, und die Helfer springen nacheinander ab.
Wir wissen zudem ja auch gar nicht, ob der Metzger auch wirklich hochwertige Produkte liefert und die Kundschaft zuvorkommend bedient und berät. Wenn ich ein derartiges Geschäft mit meinem Einkauf unterstützen möchte, erwarte ich auch einen gewissen Service, der über den des Discounters um die Ecke im Idealfall hinaus geht. Dafür würde ich auch etwas tiefer in die Tasche greifen, aber bestimmt nicht nur, um dem Besitzer einen Gefallen zu tun.
Ich bin der Meinung, dass auch kleine und unabhängige Geschäfte heutzutage noch eine Chance haben, wenn sie sich innovativ geben, neue Nischen für ihre Produkte finden und der Kundschaft einen Mehrwert bieten. Aber nur hinter der Ladentheke zu sitzen und zu jammern, dass die Kunden ausbleiben, erscheint mir nicht als optimale Strategie.
Manche Menschen haben einfach große Probleme mit Veränderungen. Ich meine, wenn man es Jahrzehnte gewöhnt ist, dass in dem auffälligen Gebäude X auf der Ecke zur Hauptstraße der Metzger oder der Bäcker sein Geschäft hat, dann will man das immer so haben und wehrt sich gegen Veränderungen. Es könnte ja mal sein, dass man da hin will und Bedarf hat und wenn dann nichts mehr da ist, schaut man blöd aus der Wäsche.
Es ist doch auch die Frage ob sich jeder den örtlichen Metzger leisten kann. Ich könnte mir vorstellen, dass man vor den Nachbarn im Dorf vielleicht nicht blöd dastehen will, aber letztendlich auch nicht das Geld hat immer zum Metzger zu gehen und dann vielleicht doch lieber im Supermarkt kauft. Außerdem ist es doch auch eine Frage wie sich der Metzger organisiert. Von einem kleinen Dorf alleine kann keiner leben.
Wenn man nun aber auch etwas in der Gegend anbietet, vielleicht auch Pausenbrote für Firmen anbietet und so weiter, kann man sich bestimmt gut organisieren, da muss man nicht allein den Leuten die Schuld geben, sondern selber aktiv werden. Immerhin geht es ja auch um die eigene Existenz und da können einem die Leute im Dorf doch recht egal sein. Außerdem sollte man vielleicht mal fragen, warum keiner kommt, was man besser machen kann.
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