Beim Kochen keine ernsthaften Gespräche führen wollen?

Ich hatte eine Freundin zu Besuch, wobei wir gemeinsam spontan gekocht haben. Wir haben improvisiert und neue Sachen ausprobiert und das hat echt Spaß gemacht. Wenn wir zusammen kochen, dann führen wir keine ernsthaften Unterhaltungen, sondern sprechen eher über das Kochen an sich, das Rezept, welche Zutaten als nächstes reinkommen und wer eben was macht. Ich kenne schließlich meine Freundin und weiß, wie sie tickt.

Sie mag es gar nicht, wenn man während dem Kochen sich über Sachen unterhält, die nichts damit zu tun haben. Sie meinte, das würde sie ablenken und wenn sie kocht, dann möchte sie sich voll und ganz auf das Kochen an sich konzentrieren um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Ablenkung wäre hier kontraproduktiv. Wie handhabt ihr das? Führt ihr beim Kochen ernsthafte Gespräche oder eher nicht?

Koche ich ein Gericht, dessen Rezept ich in- und auswendig kenne, dann benötige ich dafür keine großartige Konzentration und kann nebenbei eigentlich auch ganz normalen Smalltalk führen. Wenn ich mich beispielsweise mit Freundinnen zum gemeinsamen Kochen verabrede, dann diskutieren wir alles mögliche, während wir die Mahlzeit zubereiten, ohne uns dabei auf essensbezogene Themen zu beschränken. Ich vermeide lediglich dann Ablenkung, wenn ich ein Rezept mit vielen Zutaten oder komplizierten Arbeitsschritten zum ersten Mal ausprobiere, weil ich dann immer wieder zwischendurch nachlesen muss, was als nächstes zu tun ist, und dabei nichts übersehen will.

Die Frage ist nun aber auch, was man unter "ernsthaften" Gesprächen versteht - denn manche Themen sollten meiner Meinung nach einfach nicht zwischen Tür und Angel besprochen werden. Selbst, wenn ich es von der Konzentration her durchaus leisten könnte, würde ich zum Beispiel mit meinem Freund keine Beziehungskrise ausdiskutieren, während ich Spaghetti Bolognese koche. Das erscheint mir einfach unangebracht. Auch würde ich nicht mit dem Hörer zwischen Schulter und Kopf ein telefonisches Bewerbungsgespräch führen und parallel Sahne steif schlagen. Aber Gespräche über Politik, die Arbeit oder den nächsten anstehenden Urlaub kann ich schon während des Kochens führen.

Wenn ich ein neues Rezept ausprobiere und dieses mehrmals während dem Koch- oder Backvorgang lesen muss, dann möchte ich keine Gespräche führen, auf die ich mich konzentrieren muss. Wenn ich aber nur einen Pizzateig knete, diesen für eine Stunde gehen lasse und ihn anschließend mit Zutaten belege, die ich mir selbst klein schneide, dann brauche ich natürlich nicht so viel Konzentration und dann kann ich auch ein ernsthaftes Gespräch führen.

Ich koche nie nach Rezept, sondern improvisiere eigentlich immer ganz gerne. Das mache ich auch so, wenn ich mit anderen zusammen koche. Sonderlich konzentrieren muss ich mich beim Kochen eigentlich nie. Natürlich achte ich darauf, was ich gerade mache, aber ich muss meine Augen nicht die ganze Zeit am Herd haben und meine Gedanken beim Essen. Von daher mag ich es gerne, mich beim Kochen zu unterhalten.

In meiner WG sind wir zu sechst, so dass man beim Kochen auch relativ selten allein in der Küche ist. Natürlich unterhält man sich dann auch miteinander, wenn eben noch andere Leute in der Küche sind. Oft redet man über das Essen oder Kochen an sich, oft aber auch über völlig andere Sachen. Es kommt eben immer darauf an, was man gerade so zu reden hat.

Ein ernstes Vier-Augen-Gespräch würde ich nun auch nicht gerade beim Kochen führen, da ich es dann schon lieber mag, mich voll und ganz auf die andere Person zu konzentrieren, ohne nebenbei etwas anderes zu machen. Mit einem Partner Schluss machen würde ich also nicht beim Kochen. Über den Alltag plaudern und auch irgendwelche Beziehungsgespräche oder dergleichen mit Freunden führen, kann ich aber durchaus und das mache ich in solchen Situationen gerne.

Bei mir kommt es dabei auch sehr darauf an, was ich koche. Wenn ich ein Gericht koche, das ich schon öfter gemacht habe und dessen Zubereitung ich auch gut kenne, dann muss ich mich dabei nicht mehr sonderlich konzentrieren, weil die Handgriffe einfach schon sitzen. Dabei könnte ich dann durchaus auch ernsthafte Gespräche führen.

Wenn ich aber improvisiere oder ein neues Gericht mache, das ich noch nie vorher gekocht habe, dann muss ich sagen, dass ich mich dann auch nicht wirklich unterhalten möchte, weil ich mich dann einfach doch noch sehr darauf konzentrieren muss und möchte, was ich da koche und dass ich da nichts vergesse.

Wenn Gäste kommen, probiere ich eher selten ein neues Rezept aus, sondern koche nur das, was ich schon kenne und wobei ich auch weiß was ich wann zu tun habe. Da kann man mit mir auch über alles reden, mit mir über alles sprechen, denn meistens dauert es ja schon eine Weile bis man alles fertig hat und gerade, wenn man dann noch Gemüse schneidet oder solche Sachen hat man ja auch Zeit, weil man da nicht so viel falsch machen kann.

Generell würde ich nun aber auch niemanden den Mund verbieten, der mit mir über etwas reden will. Das finde ich nämlich unhöflich und wenn ich mich konzentrieren muss, dann sage ich das auch einfach und man redet dann kurz danach weiter, was ja auch in Ordnung ist.