Umgang mit Ergebnissen von kritischen Experimenten?
Das Durchführen von Experimenten, Studien und Untersuchungen ist ja das zentrale Mittel in der Wissenschaft, um zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Ein wichtiger Schritt dabei ist, im Vorfeld zu prüfen, ob das Experiment, welches man durchführen will, auch wirklich ethisch ist, also niemand zu Schaden kommt, die Teilnehmer mit Respekt und Achtung behandelt werden, und viele weitere einzuhaltende Anforderungen.
Allerdings gibt es in der Historie beispielsweise im Bereich der Psychologie einige Experimente, die man heute aus ethischen Gründen (zum Glück) niemals erlauben würde, weil diese Richtlinien nicht erfüllt wurden, aber viele Erkenntnisse z.B. im Bereich der Konditionierung und des Lernens gewonnen wurden.
Würdet ihr sagen, dass man diese Erkenntnisse aus den Umständen, unter den sie gewonnen wurden, nicht nutzen sollte, weil es im höchsten Maße unmoralisch ist? Oder seid ihr eher der Meinung, dass man, gerade weil es mit Opfern verbunden ist, diese Ergebnisse bestmöglich "ausnutzen" sollte, damit es nicht umsonst passiert ist?
Das Milgram-Experiment scheint hier die Steilvorlage zu dieser Fragestellung zu sein. Gerade diese Thematik ist aufgrund der unrühmlichen deutschen Vergangenheit hierzulande soweit tabuisiert, dass man die "Drecksarbeit" lieber anderen Ländern überlässt.
Wenn man einigen Pressemitteilungen Glauben schenken darf, dann werden im Gegensatz dazu in bestimmten Ländern zum Tode verurteilte Straftäter dann milder behandelt, oder die Strafe in ein "lebenslänglich" umgewandelt, wenn sich die Delinquenten zur Teilnahme an hierzulande und in Ländern mit vergleichbaren hohen moralischen Standards verbotenen medizinischen oder psychologischen Versuchen bereit erklären.
Um jetzt auf die Fragestellung einzugehen, dann bedeutet dies einerseits, dass man Ergebnisse aus derartigen Versuchen schon allein deswegen nicht verwerten sollte, weil davon auszugehen ist, dass diese "unmoralischen" Methoden dann zum Standard werden könnten.
Auf der anderen Seite rühmen die meisten Koryphäen auf dem Gebiet der Anatomie die Sammlungen der Nazi-Doktoren, auch wenn Vivisektion heute unter Strafe steht und es durchaus nicht klar ist, ob es auch mit rechten Dingen zugegangen ist bei der Erstellung der Präparate und Anschauungsobjekte. Man sollte deswegen die bestehenden Sammlungen nicht ignorieren, falls tatsächlich daraus eine auch für heute noch wertvolle Wissensbereicherung resultierte.
Da käme der weitere Gedanke des Fragestellers ins Spiel, man solle diese Sache nicht als "umsonst" passiert bezeichnen. Man sollte es aber zur Gewohnheit machen, bei wissenschaftlichen Publikationen und bei Bezugnahme auf derartige Präparate, Arbeiten und Versuchsergebnisse eine eindeutige Distanzierung von der Methode, wie diese entstanden sind, einzuflechten, mit dem eindeutigem Statement, das sich derartige Unmenschlichkeiten keinesfalls in der Zukunft wiederholen dürfen, so groß ein eventuelles wissenschaftliches Interesse daran auch bestünde.
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