Hoffen, dass der Zug noch mehr Verspätung bekommt

Ich habe meinen jüngsten Sohn heute zum Hauptbahnhof München begleitet, von wo aus er nach einem Besuch bei mir wieder heim nach Berlin fährt. Schon die Bereitstellung des Zuges verzögerte sich um 45 Minuten. Jetzt hofft mein Sohn, dass der Zug noch zusätzlich 15 Minuten Verspätung bekommt, damit er die Stunde voll bekommt, ab der er 25 Prozent des Fahrpreises als Entschädigung erhält.

Mir ging es mal ähnlich, 50 Minuten war der Zug schon zu spät, aber die Stunde hat er dann leider nicht geschafft. Habt ihr auch schon mal auf zusätzliche Verspätung gehofft, um die Entschädigung zu bekommen?

Ich fahre seit über 10 Jahren regelmäßig mit dem Nahverkehr und ich kann mich auch daran erinnern, dass ich auf noch mehr Verspätung gehofft hatte. Das lag aber nicht daran, dass ich darauf spekuliert habe, einen Teil des Fahrpreises erstattet zu bekommen - den Anspruch hätte ich sowieso nicht gehabt.

Ich hatte erst immer das Semesterticket und nun nutze ich das Jobticket und da sind keine Erstattungen vorgesehen. Ich fahre im ganzen Bundesland damit im Nahverkehr. Wenn ich mal auf Verspätung gehofft habe, dann lag es eher daran, dass ich keine Lust hatte zu lange auf den Anschluss zu warten. Etwa 50 Minuten beispielsweise auf den nächsten Zug bei der Kälte im Winter zu warten ist auch kein Zuckerschlecken.

Ich habe auch schon auf mehr Verspätung gehofft. Bei mir war es so, dass der Zug letztendlich 1,5 Stunden später kam und ich schon die ganze Zeit im Kalten stand und nicht mal eben wo hin konnte, weil da einfach nichts war. Ich hoffte schon noch darauf, dass er kam, aber ich hoffte, dass er dann auch länger brauchen würde und ich so einen Anschlusszug noch bekomme, weil ich sonst noch eine Stunde hätte warten müssen. Letztendlich hat das dank einer Baustelle auch geklappt.

Mir ging es durchaus schon so, dass ich gehofft habe, dass der Zug noch mehr Verspätung bekommt. Das war vor allem immer dann so, wenn ich meinen eigentlichen Anschlusszug auf jeden Fall verpassen würde, es aber noch ewig bis zum nächsten Anschlusszug dauern würde. Bei einer größeren Verspätung müsse ich dann nicht mehr so lange am Bahnhof warten.

Es kommt da aber immer drauf an, wie viel Gepäck ich dabei habe, welcher Tag und welche Uhrzeit es ist. Manchmal kann man die Wartezeit ja gut überbrücken, indem man einen kleinen Spaziergang macht, einen Kaffee trinken oder sogar in die Innenstadt geht.

Wenn man aber mitten in der Nacht im Winter in einem Kuhdorf landet, dann ist das natürlich ganz schön blöd und da wünsche ich mir schon immer sehr eine entsprechende Verspätung, so dass ich dann nicht mehr so lange draußen warten muss, sondern am besten direkt in den anderen Zug einsteigen kann.

Wenn ich mit dem Zug unterwegs bin spekuliere ich eigentlich nicht darauf, dass ich einen Teil des Fahrpreises wieder heraus holen kann. Ich weiß von vorne herein was die Fahrt kostet und war bereit diesen Preis zu bezahlen.

Wenn ich auf mehr Verspätung hoffe dann nur wegen der Anschlüsse. Vor Kurzem saß ich in einem Zug, die Strecke vor uns war gesperrt und ich wusste, dass ich meinen Anschlusszug nicht mehr erreichen werde. Der nächste Zug ging erst eineinhalb Stunden später und natürlich wollte ich diese Zeit lieber in einem geheizten ICE mit gratis Internet verbringen als in einer kalten Bahnhofshalle.

Manchmal sind auch die Anschlüsse generell so ungünstig getaktet, dass man fahrplanmäßig einen Aufenthalt von beispielsweise 50 Minuten hat. In solchen Fällen bin ich auch immer froh, wenn der erste Zug Verspätung hat, weil diese Verspätung die Wartezeit am Bahnhof verkürzt.