Von Haushaltsgröße auf Beziehungsstatus schließen?
Eine Bekannte von mir kam neulich bei einem Treffen auf Zahlen des Statistischen Bundesamts zu sprechen, wonach es ca. 40 Millionen Single-Haushalte in Deutschland gibt. Da sie ein absoluter Beziehungsmensch ist und mit ihrem Ehemann zusammen lebt, hatte sie dann direkt Mitleid mit den Menschen aus Ein-Personen-Haushalten. Laut ihrer Logik ist man automatisch Single, nur weil man seinen Haushalt nicht mit anderen Menschen teilt, was ich so gar nicht nachvollziehen kann.
Ich habe noch versucht dagegen an zu argumentieren, habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass sie total in ihrem Film drin ist und gar keine Argumente oder Meinungen, die von ihrer Ansicht abweichen, hören möchte und dafür gar nicht empfänglich ist. Ich habe zu Studienzeiten mehrere Jahre alleine gelebt ohne Single zu sein, daher verstehe ich sie nicht. Könnt ihr nachvollziehen, wie man von der Haushaltsgröße auf den Beziehungsstatus schließen kann?
Nein, das kann ich auch nicht vorstellen. Ich habe früher auch nicht mit meinen jetzigen Mann zusammen gewohnt. Zunächst hatte ich noch im Elternhaus gewohnt und dann eine eigene Wohnung, bis wir dann erst zusammengezogen sind. Wir waren in dieser Zeit beide keine Singles. Daher kann ich der Aussage nicht zustimmen. Es gibt auch Familien, die aufgrund ihres Berufes getrennt wohnen. Teilweise handelt es sich dabei auch um verheiratete Pärchen, die eine Zweitwohnung haben, da die Fahrerei jeden Tag zu kostspielig und zeitintensiv wären. Diese Menschen sind dann auch nicht Singles.
Somit handelt es sich bei der Aussage um eine pauschale Verallgemeinerung, die auch etwas nachvollziehbar ist, aber eben nicht zutrifft. Es gibt nämlich auch Wohngemeinschaften, bei denen mehrere Singles zusammen wohnen, diese werden bei der Aussage ja gar nicht berücksichtigt. Und ob Singles nun Mitleid bräuchten, glaube ich auch nicht. Ein frisch getrennter Ehemann benötigt bestimmt kein Mitleid. Vielleicht gibt es ja auch Menschen, die ihr Singlesein lieben, da sie keine Grenzen gesetzt bekommen, nichts beachten müssen und niemanden etwas Recht machen müssen.
Das ist wirklich ein bisschen kurz gedacht. Es gibt doch viele Paare, die eine Fernbeziehung führen oder bei denen einer auf Montage ist und nicht jeden Tag nach Hause kommen kann. Meine Schwiegereltern sind dafür ein gutes Beispiel. Der Mann ist die gesamte Woche in einem komplett anderen Bundesland und kommt dann nur am Wochenende nach Hause oder hat mal ein paar Tage am Stück Arbeit und kommt dann wieder für ein paar Tage. Die beiden sind ja dennoch verheiratet.
Vor allem ist es aber auch so, dass gewisse Phasen das vielleicht auch gar nicht zulassen, dass man immer zusammenwohnt. Beispielsweise ist ja ein WG Zimmer günstiger als eine Zweiraumwohnung mit dem Partner. Wie man auf die Idee kommt, dass die Haushaltsgröße mit dem Beziehungsstatus zusammenhängt, erschließt sich mir also nicht, aber manchmal hat man eben seine feste Meinung und lässt sich dann nicht abbringen, auch wenn man absolut falsch liegt.
Im Einzelfall kann man natürlich nicht von der Haushaltsgröße auf den Beziehungsstatus schließen, aber wenn man die Gesamtanzahl der Singlehaushalte kennt, dann kann man durchaus Vermutungen anstellen. Wenn es in zwei Regionen mit vergleichbarer Anzahl und Größe von Wohnungen, ähnlichen Mietpreisen, ähnlicher Arbeitslosigkeit und anderen verglichenen Faktoren einmal fünf Prozent und das andere Mal fünfzig Prozent Singlehaushalte gibt, würde ich auch Hypothesen über den Beziehungsstatus der Menschen aufstellen, die natürlich noch zu verifizieren wären. Aber wie gesagt kann man nicht im Einzelfall darauf schließen.
Das ist doch wirklich sehr naiv gedacht. Es gibt doch wirklich unzählige WGs, wobei alle Bewohner Single sein können - dennoch ist eine WG ja kein Single-Haushalt. Ich wiederum wohne zu zweit mit meinem männlichen Mitbewohner zusammen, der allerdings nicht mein Partner ist, auch wenn das viele vielleicht denken könnten.
Wer alleine wohnt, muss ja auch nicht Single sein. Ich war früher quasi ständig bei meinem Exfreund zu Besuch, der allerdings eine Einzimmerwohnung für sich allein hatte, die er auch auf sich selbst angemeldet hat. Die Haushaltsgröße sagt im Endeffekt also rein gar nichts über den Beziehungsstatus aus.
Natürlich gibt es ganz viele verschiedene Konstellationen und Gründe, warum ein Single-Haushalt nicht bedeuten muss, dass der Bewohner keine Beziehung hat und ein Mehrpersonenhaushalt nicht automatisch auf eine Beziehung schließen lässt. Natürlich kannst du nicht eine Person aus den 40 Millionen heraus picken und mit Sicherheit sagen wie deren Beziehungsstatus aussieht.
Aber die Zahl der Menschen, die tatsächlich Single sind oder die in einer unverbindlichen Partnerschaft sind ist ja schon gestiegen und das spiegelt sich mit Sicherheit auch in der steigenden Zahl der Single-Haushalte wieder. Alle anderen Erklärungen wären irgendwie abwegig wenn man sich die Entwicklung der Mietpreise anschaut.
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