Sich nicht mit Menschen umgeben, die einen runterziehen?

Laut Medienberichten soll die Sängerin Jennifer Lopez gesagt haben, dass sie sich nicht mit Menschen umgeben würde, die sie runterziehen würden. Meint ihr, dass das grundsätzlich möglich ist, sich mit Menschen zu umgeben, die einem ausschließlich gut tun und die einen nicht runterziehen? Oder hat man als "Normalo" nicht immer die Wahl und muss auch lernen mit Menschen klarzukommen, die sich nicht gerade positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken? Wie sind eure Erfahrungen in dieser Hinsicht? Habt ihr Strategien entwickelt, um mit Menschen klarzukommen, die euch runterziehen oder selektiert ihr diese Menschen konsequent aus eurem Leben aus?

Mit Freunden beziehungsweisen dann Bekannten halte ich es schon so, dass ich mich nicht von Menschen umgeben möchte, die mich herunterziehen. Das bringt ja auch nichts, bei Menschen die man sich aussuchen kann. Allerdings kann man sich nicht unbedingt die Gesellschaft von allen Menschen aussuchen. So kann man das bei der Familie nicht und sicherlich kann man diese meiden, aber Familie ist Familie.

Meine Mutter ist beispielsweise eine Person, die mich sehr herunterziehen kann und dennoch haben wir Kontakt. Ich möchte dass meine Kinder eigene Erfahrungen mit meinen Eltern machen können, nicht ohne Aufsicht und nicht ewig, aber sie können selber entscheiden, wie sie Oma und Opa einschätzen und ich versuche dennoch dass es für mich nicht so schlimm wird. Wobei meine Eltern sich in letzter Zeit auch mehr Mühe geben.

Leider kann man meiner Erfahrung nach Menschen aus dem Umfeld nicht einfach "selektieren", weil einem ihre Lebenseinstellung nicht gefällt. Es gibt genügend Leute, die beispielsweise ihre ältere Verwandschaft, die nicht mehr so hip und vorzeigbar ist und auch gerne mal jammert, eiskalt links liegen lassen und zweimal im Jahr anrufen, bis die alten Grantler endlich das Zeitliche segnen, weil es ja doof, langweilig und deprimierend ist, das Gesabbel der schon leicht senilen Tante Hildegard über sich ergehen zu lassen. Das zeugt nicht gerade von Anstand und Charakter.

Und wenn man einen ganz normalen Beruf und ein Privatleben hat und anders als diverse Stars nicht von Lakaien umgeben ist, die man ebenfalls nach Belieben feuern kann, muss man sich wohl oder übel mit Menschen umgeben, die einem auf die Nerven gehen. Anders als Jennifer Lopez kann ich nicht mit den Fingern schnippen, und irgendwelche Gorillas kommen und tragen meine quengelnde Kollegin aus dem Büro. Man kann sich Leute auf Abstand halten und nicht zwanghaft Freundschaften eingehen, aber sich nur mit Leuten umgeben, die einem genehm sind, funktioniert nur ab einem gewissen Geldpegel, und wirklich gesund kann das auch nicht sein.

Ich finde die Einstellung im Prinzip nicht falsch und natürlich ist es nicht angenehm, sich mit Menschen umgeben zu müssen, die einen aber nur runterziehen. Aber als normale Person finde ich auch, dass das nicht unbedingt so möglich ist.

Man kann sich zwar die Freunde aussuchen und da den Kontakt zu denjenigen abbrechen, die einem nicht gut tun, aber schon bei den Kollegen geht das ja nicht. Deswegen kann es einfach immer sein, dass man sich mit Menschen umgibt, die einem nicht gut tun, aber da muss man einfach irgendwie mit zurechtkommen und umgehen.

Jeder Mensch hat ja mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Phase, so dass ich meinen Freunden nun nicht direkt die Freundschaft kündigen würde, nur weil es ihnen nicht gut geht und sie mich mit ihrer schlechten Laune auch mal runterziehen. So etwas kommt eben vor und niemand kann jederzeit fröhlich sein. Immerhin geht es einem selbst ja auch nicht immer gut und da freut man sich, wenn man sich dennoch auf seine Freunde verlassen kann, auch wenn sie einen runterziehen.

Anders ist es, wenn die Freunde quasi dauerhaft und immer schlecht drauf sind und am besten auch noch grundlos. Auf so etwas hätte ich dann auch weniger Lust. Ich würde mich daher nicht mit Menschen abgeben wollen, die immer nur dafür sorgen, dass es mir schlecht geht und die nie das Gegenteil bewirken. Damit schadet man sich ja nur.

Allerdings ist das eben auf Freunde und Partner bezogen. Wenn man entsprechende Arbeitskollegen hat, kann man ja auch nicht immer etwas dagegen tun, wenn man nun nicht gerade seinen Job wechseln will. Da kann man höchstens versuchen, die Personen zu ignorieren.

Mir ist das schon einmal passiert. Da war ich noch jung und unerfahren. Jetzt bin ich da eher vorsichtiger geworden. Ich bekam mal eine neue Kollegin, mit ihr hatte ich ein Büro zusammen. Nach kurzem Beschnuppern und einer gewissen Höflichkeitsphase dann, begann sie zu erzählen. Und sie hatte viel zu erzählen, sehr viel. Alles war durch die Bank war negativ. Was sie früher durchmachen musste, mit ihren Eltern, mit ihren Männern.

Was die Söhne alles angestellt hatten. Wie schwer es war, sie allein großzuziehen. Und so weiter, und so fort. Ich merkte das gar nicht gleich, wie sich alles um mich legte, wie die Arme einer Krake. Sie hielten mich fest und ich wurde heruntergezogen. Meine Stimmung wurde immer schlechter und war irgendwann echt im Keller. Ich war in einem fort traurig und niedergeschlagen.

Erst als es fast zu spät war, erkannte ich endlich, dass es am Umgang mit der Kollegin lag. Ich nahm dann zu allem, was sie betraf innerlich Abstand und distanzierte mich etwas. Kurz darauf wurde sie zum Glück umgesetzt. Und seitdem weiß ich, dass so etwas passieren kann. Das war mir halt nicht bewusst vorher. Und ich habe meine Lektion diesbezüglich gründlich gelernt.