Frauen unzufriedener mit eigenem Körper als früher?
Angeblich sollen heutzutage mehr Frauen denn je mit ihrem Körper und ihrem Aussehen unzufrieden sein. Ich frage mich, was überhaupt dran ist an dieser Aussage. Denn es kann ja auch genauso gut sein, dass Frauen früher genauso selbstkritisch waren, nur mit dem Unterschied, dass es früher vielleicht nicht so offen gezeigt und kommuniziert worden ist. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass Frauen früher viel zufriedener mit ihrem Aussehen waren als heutzutage? Oder meint ihr, dass das Unsinn ist?
Das macht doch Sinn. Ich meine, eine Unzufriedenheit entsteht oft erst durch den Vergleich mit anderen. Zunächst einmal gibt es heute viel mehr Vergleichsmaterial als früher. Viel mehr leicht bekleidete Frauen in den Medien und allgemein auch ein viel größeres Medienangebot. Und dann bildet dieses Vergleichsmaterial ja nicht die Realität ab weil Bildbearbeitung so extrem einfache geworden ist, dass das jeder Amateur hinbekommt.
Es gibt Untersuchungen über Körperbild und Instagram und da kam heraus, dass die meisten Frauen sehr genau wissen, dass diese Bilder nicht die Realität zeigen, aber sie vergleichen sich trotzdem und lassen sich trotzdem davon beeinflussen. Und auch das Retuschieren der eigenen Bilder führt anscheinend nicht dazu, dass man sich selber wohlen in seinem Körper fühlt. Was mich jetzt nicht wirklich wundert, denn der Spiegel hat schließlich kein Photoshop eingebaut.
Ich denke nicht, dass Frauen heutzutage unzufriedener sind. Denn eine deutliche Vorgabe, wie der Körper gefälligst auszusehen hat, gibt es schon ewig. Man denke nur an das Korsett und maximal 40 Zentimeter Taillenumfang für unverheiratete Damen. Und eine Heirat war lebenswichtig.
Oder der Körperkult der Nazis. Das Buch Mensch und Sonne war ein Bestseller und die Anforderungen an Männer und Frauen war hoch, wenn man sich die Bilder anschaut. Leni Riefenstahl hat auch nur Bilder mit "besten Körpern" gemacht.
Später wurde es auch nicht besser. Jane Fonds und Sydney Rome hätten vor 40 Jahren nicht Millionen gescheffelt, wenn Frauen zufrieden gewesen wären. Deren Aerobic Kram ging weg wie geschnitten Brot. Weight Watchers gibt es seit 1953. Frsuenzeitschriften sind schon immer voller Rezepte zum Abnehmen. Die Zeitschrift Brigitte propagiert seit 1969 die gleichnamige Diät. Anorexie kennt die Wissenschaft seit Sechszehnhundertschlagmichtot.
Doch, ich könnte mir so einen Zusammenhang auch gut vorstellen. Es gab zwar immer schon Schönheitsideale, man war ihnen in seinem Leben aber früher nicht optisch so ausgesetzt wie heute. Da hat man vielleicht mal ein Star-Modell wie Claudia Schiffer oder Cindy Crawford kurz im Fernsehen oder in einer Werbeanzeige gesehen, aber den Rest seines Alltags hat man ohne Medien mit einem realistischen Frauenbild verbracht. Und da sahen, damals wie heute, eben die meisten nicht so trainiert und gestylt aus wie in Hochglanzmagazinen.
Früher hat man so ein Magazin nach einigen Minuten wieder in die Ecke gelegt und vergessen, heute aber haben junge Leute ihr Smartphone Dutzende von Malen am Tag in der Hand und klicken sich durch Instagram und die Profile von Beauty-Gurus und Fitness-Ikonen, die ihre Sixpacks und zwei Zentimeter langen Wimpern in die Kamera halten. Und irgendwann wissen die Leute wahrscheinlich gar nicht mehr, wie Menschen auf Fotos ohne Bildbearbeitungsprogramm aussehen. Es gibt Leute, meist Frauen, die ohne diese Tricks ein Foto gar nicht mehr hochladen würden, weil die Realität ihnen zu schrecklich erscheint.
Und das müssen nicht mal ganz junge Frauen sein, erst vor kurzem erzählte mir eine Freundin, dass sie auf Bildern für soziale Netzwerke sogar ihre Nase modelliert. Wenn man all diese scheinbar perfekten Beispiele ständig vor Augen hat, hat das sicher einen beeinflussenden Effekt auf die eigene Wahrnehmung.
Heute sieht man mit diesen ganzen Filtern und ständiger Internetpräsenz nur noch perfekte Frauen. Sich da als normale Frau manchmal nicht schön zu finden ist doch eigentlich normal. Ich denke schon, dass das durch das Internet noch schlimmer geworden ist und früher zwar auch Frauen auf ihr Äußeres bedacht waren, aber heutzutage hat das doch wirklich kranke Züge angenommen. Ich meine es gibt Frauen, die sich wie ein Filter aus dem Handy gestalten lassen von Ärzten, ist das normal? Hat das etwas mit einem normalen Selbstbild zu tun? Nein.
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