Wann aus Höflichkeit seine Zeit absitzen?

Es kommt ja durchaus vor, dass man mit Situationen konfrontiert wird, wo man eben warten muss. Das wäre zum Beispiel am Bahnhof oder in Wartezimmern der Fall. Aber in welchen Situationen sitzt man eurer Ansicht nach seine Zeit aus Höflichkeit ab? Lässt sich dies eurer Ansicht nach gut vermeiden oder ist das eher problematisch? Wann und warum habt ihr schon aus Höflichkeit eure Zeit abgesessen? Welche Strategien fallen euch ein, dass man drumherum kommt? Oder lässt sich das nicht vermeiden?

Ich denke, dass so etwas schnell mal passieren kann, wenn man beispielsweise bei jemanden eingeladen ist, den man eigentlich mag, der aber gerade nicht wirklich etwas Gutes zu erzählen hat. Dann sitzt man aus Höflichkeit seine Zeit ab, erzählt selber etwas und gut ist. Es ist nun mal nicht immer alles perfekt und man selber hat als Gastgeber ja auch nicht immer nur gute Tage.

Mir fallen auch vor allem Familienfeiern und Verwandtenbesuche ein. Man kann sich nicht immer drücken, Alkohol ist auch nicht immer eine Option, und dann sitze ich eben auf der Eckbank und lausche Onkel Konrads weitschweifigen Ausführungen darüber, wieso uns die Ausländer die ganzen Arbeitsplätze wegnehmen oder warte höflich darauf, dass der zweijährige Sohn meiner Cousine soundsovielten Grades aufhört zu schreien und mit seinem Spielzeugauto auf seinen Teller zu hauen, damit ich mein eigenes Wort wieder verstehen kann.

Und in der Sekunde, in der es nicht mehr unhöflich ist, etwa, weil der Tisch abgeräumt ist oder Großtante Dorothee Anstalten macht aufzubrechen, haue ich dann auch ab. In solchen Situationen kann ich nicht behaupten, mich auch nur ansatzweise zu amüsieren oder wohlzufühlen. Als Kind bin ich bei Anlässen aller Art früher oder später spielen gegangen, als Teenager habe ich gelesen, aber diese Optionen gelten bei Erwachsenen natürlich als unhöflich. Das Essen ist jedoch meistens gut.

Gerade bei Verwandtenbesuchen geht es mir oft auch so, dass ich nicht einfach die Flucht ergreifen will, wenn sich jemand zu mir setzt und sich unterhalten möchte, ich jedoch nicht. Dann sitze ich meine Zeit ab und gehe dann erst nach angemessener Zeit, damit sich diese Person nicht weggestoßen fühlt.

Mir ist letztens auch eine Situation passiert, in der ich meinen Sohn bei einem Spielkameraden abgesetzt habe und dann eben noch aus Höflichkeit mit der Mutter des Spielkameraden einen Kaffee in ihrer Küche getrunken habe, obwohl ich eigentlich nicht so gerne wollte. Aber ich wollte nett sein und die Einladung nicht ausschlagen, und meistens entwickeln sich ja doch recht interessante Gespräche, wenn man sich darauf einlässt. Nach dem Kaffee bin ich dann aber auch schnell gefahren, weil es durch fehlenden Gesprächsstoff langsam unangenehm wurde.

Mir sind bei der Überschrift auch direkt einige Verwandtenbesuche oder auch Familienfeiern eingefallen, die man nicht immer umgehen kann, auf die man vielleicht aber auch nicht immer so ganz viel Lust hat. Zum Glück hält sich das bei mir wirklich in Grenzen, aber das ist einfach so eine Situation, in der ich auch aus Höflichkeit weiter da sitzen würde, auch wenn ich eigentlich keine große Lust darauf habe.

Mir sind auch diese typischen Familienfeiern oder Verwandtschaftsbesuche in den Sinn gekommen. Darüber wurde aber schon reichlich berichtet. Ansonsten kenne ich es auch, dass man auf Raucher wartet und nicht eher losgeht, bis sie ihre Zigarette fertig geraucht haben. Aus Solidarität steht man dann mit ihnen draußen und wartet, bis sie mit ihrem Glimmstängel fertig sind, auch wenn man den Geruch nicht mag und viel lieber wieder reingehen möchte.

Das war bei mir sicher schon beim einen oder anderen Verwandtenbesuch so. Nicht immer hat man ja Lust auf diesen Besuch, wobei man sich doch dazu durchringt und einfach einige Stunden bleibt, um es für einige Zeit hinter sich zu haben. Dann gar nicht zu kommen oder nur ein paar Minuten zu bleiben, ist ja auch nicht wirklich höflich.