Bewerbern vor Patienten die Praxis zeigen?
Ich war neulich beim Arzt, wobei ich im Wartezimmer saß, als ich mitbekommen habe, wie sich eine potentielle Mitarbeiterin vorgestellt hat. Das Gespräch selbst wurde nebenan geführt, wo das kein Patient eben mitbekommen hat. Anschließend bekam die junge Frau jedoch die ganze Praxis gezeigt, wobei es niemanden gestört hat, dass das Wartezimmer voller Patienten war.
Ich habe so gesehen noch nie mitbekommen, dass sich angehende Mitarbeiter/ Azubis so offensichtlich ins Sichtfeld der Patienten drängen oder gedrängt werden. Gut, ich gehe jetzt nicht jeden Tag zum Arzt, daher kann ich nicht beurteilen, ob das normal ist. Ich hatte aber angenommen, dass so etwas in der Pause geregelt wird oder wenn die Patienten eben alle weg sind, kurz bevor die Praxis schließt. Habt ihr schon mitbekommen, wie einem Bewerber die ganze Praxis gezeigt worden ist während Patienten im Wartezimmer Platz genommen haben? Findet ihr das gut oder eher schlecht? Wie wirkt so etwas auf euch als wartenden Patienten?
Beim Arzt habe ich das auch noch nicht erlebt, aber an sich finde ich das normal. Ich habe letzte Woche zur Probe in einem Gasthof gearbeitet und das natürlich auch, als Gäste anwesend waren. Immerhin sollte ich ja den normalen Tagesablauf ein bisschen kennenlernen. Ich habe auch ein bisschen dabei geholfen, Gäste auszuchecken. Das hat dann halt ein bisschen länger gedauert, weil mir das Programm am Computer erklärt wurde.
Dabei sollte ich natürlich auch beweisen, dass ich mich dabei nicht allzu doof anstelle. Das Probearbeiten ist ja nicht nur für den Bewerber gedacht, sondern vor allem auch für den potentiellen Arbeitgeber. Dieser will ja sehen, wie der Bewerber mit den Abläufen im Betrieb und auch mit den Gästen, Kunden oder Patienten umgeht. Und dafür müssen diese eben anwesend sein.
Daher finde ich das ganz selbstverständlich, dass ein Bewerber während einer ganz normalen Schicht rumgeführt wird. Als Gast oder Patient würde mich das deswegen auch gar nicht stören.
Was soll daran so ungewöhnlich sein? Das handhabt jede Praxis so, wie sie es möchte. In der Tierklinik, in der ich am längsten gearbeitet habe, lagen Bewerbungsgespräche immer kurz vor der Nachmittagssprechstunde. Da waren dann eine Assistentenzärztin und eine Auszubildende frei, um das Gespräch zu führen.
Damit geriet der Bewerber zwar mitten in die Anmeldung für den Nachmittag und konnte das Ende der laufenden Operation sehen, aber organisatorisch passte es dann am einfachsten. Zeigte man nach dem Gespräch die Räume, waren die natürlich in Gebrauch. Der einzige Grund dafür war die vergleichsweise dicke Personaldecke um diese Uhrzeit. Das werden andere Praxen auch so halten.
Ich muss sagen, dass ich das auch nicht gerade ungewöhnlich finde. Man muss ein Bewerbungsgespräch eben so legen, dass es passt und der Personalleiter oder Chef die Zeit dafür aufbringen kann. Dass dann auch Patienten da sind und der Betrieb normal weiterläuft, das finde ich nicht schlimm. So sieht ein Bewerber auch die normale Situation und kann sich ein Bild davon machen. Wenn ich als Patientin in dem Moment warten würde, dann würde mich das sicher nicht stören.
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