Sich von Versicherung für Rabatt überwachen lassen?
Ich habe vor kurzem von einer PKW-Versicherung gelesen, die für die Kunden sehr günstige Konditionen anbietet, wenn man sich tracken und überwachen lässt, sodass die Versicherung immer sehen kann, welche Geschwindigkeiten gefahren worden sind und so weiter. Ich weiß nun nicht, wie viele Versicherungen solche speziellen Konditionen anbieten.
Würdet ihr persönlich euch überwachen lassen von der Versicherung, um günstigere Beiträge zu zahlen? Oder käme das für euch nicht in Frage? Meint ihr, dass sich viele Menschen darauf einlassen werden? Oder nur die, die "nichts zu verbergen" haben?
Von KFZ-Versicherungen die das Fahrverhalten des Fahrers überwachen und dafür einen Rabatt einräumen, habe ich auch gehört und selbst mein KFZ-Versicherer bietet einen solchen Rabatt an, aber dies würde für mich nicht in Frage kommen.
Die Versicherungsgesellschaft, bei der ich mein Auto versichert habe, räumt einen Rabatt in Höhe von 10 Prozent ein, wenn man sein Fahrverhalten in regelmäßigen Abständen überwachen lässt, das wird durch eine App umgesetzt, die man für eine vom Versicherer festgelegte Kilometerleistung bei der Fahrt geöffnet haben muss, damit das Handy durch seine Sensoren die Fahrt aufzeichnen kann. Dies wird dann beim Versicherer analysiert. Ob diese Möglichkeit der Überwachung aber wirklich auf das tatsächliche Fahrverhalten Rückschlüsse ziehen lässt halte ich eher für fraglich.
Es gibt aber auch Anbieter die eine dauerhafte Überwachung des Fahrverhaltens voraussetzen. Das wird durch ein kleines Gerät umgesetzt, das in die OBD-Steckdose des Autos gesteckt wird und somit Zugriff auf sämtliche Fahrzeugdaten hat, darunter den Kilometerstand, das Beschleunigungs- und Bremsverhalten und einige weitere Daten. Dadurch kann man zwar etwas vom Beitrag sparen, ist aber vollkommen transparent für den Versicherer, somit gibt man preis wann man wo und wie gefahren ist. Für den Versicherer hingegen sind es wertvolle Daten, denn so kann er gleich erkennen, wenn der Kunde mehr Kilometer gefahren ist als er im Versicherungsvertrag angegeben hat und den Beitrag sofort erhöhen. Auch können die Kunden aufgrund einiger Fahrmanöver als "Risikofahrer" eingestuft werden und müssen dauerhaft einen höheren Beitrag zahlen.
Für mich kommen beide Verfahren nicht in Frage, da ich sparsam mit meinen Daten umgehe und diese nicht weitergeben möchte, auch wenn ich nichts zu verbergen habe. Außerdem möchte ich selbst entscheiden wie ich fahre, ohne dadurch einen höheren Versicherungsbeitrag befürchten zu müssen, wenn ich zum Beispiel nachts auf einer freien Autobahn mal aus Spaß ziemlich schnell fahre.
Wir haben auch schon von diesen Rabatten gehört und darüber diskutiert. Und ich kenne bisher niemanden, der tatsächlich erwägt, so ein Angebot anzunehmen, sei es von der Autoversicherung oder der Krankenversicherung, die solche Rabatte und Vergünstigungen auch anbieten, wenn man seine Lebensgewohnheiten von einem Fitnessarmband oder Smartphone überwachen lässt.
Uns ist der Eingriff in die Privatsphäre viel zu stark! Wenn ich nicht will, dass Google und Co. mein Bewegungsprofil kennen, wenn ich nicht will, dass die Polizei per Vorratsdatenspeicherung mein ganzes Bewegungsprofil schon mal hat "für alle Fälle", dann will ich genauso wenig, dass es die Versicherung hat! Und wenn die Versicherungen dann auch nicht nur die Strecken, sondern auch noch die gefahrenen Geschwindigkeiten etc. speichern, und man zudem weiß, dass sich die Versicherungen gerne im Schadensfall herausreden und nicht zahlen wollen, dann wäre ich doch schön blöd, wenn ich der Versicherung mehr oder weniger gleich die Ausrede auf dem Tablett serviere!
Dann heißt es nachher: "Sie sind in 14% der Fahrten an dieser Stelle immer zu schnell. Beweisen Sie, dass Sie heute, als es zum Unfall kam, an der Stelle die korrekte Geschwindigkeit eingehalten haben. Sonst zahlen wir nicht!" Oder weil ich oft in einem bestimmten Gebiet fahre, wo es etwa häufig zu Unfällen kommt, werden meine Beiträge erhöht. Oder es gab etwa eine Unfallflucht und ich war zur fraglichen Zeit zufällig auch in der Gegend und werde erst mal verdächtigt.
Es gibt noch viele Möglichkeiten, wie die Versicherung, speziell die Autoversicherung, die erst mal erhaltenen Daten auch noch für ihre Zwecke verwenden könnte - alles ganz legal, wenn ich ihnen erst mal die Datenerhebung erlaube! Und mir gefällt kein einziger dieser Gründe! Bei der Krankenversicherung wäre es übrigens noch schlimmer, denn die werden mit ziemlicher Sicherheit die Daten dazu benutzen, Behandlungen abzulehnen, weil man sie ja selbst verschuldet hat.
Ich habe vor zwei Wochen eine EvB Nummer für die Zulassung eines neuen Autos benötigt, weswegen ich mit meiner Versicherung telefoniert habe. Während des Gespräches fragte die Dame vom Kundenservice mich auch, ob ich einen Tracker haben möchte, um mein Fahrverhalten aufzeichnen zu lassen. Zwar habe ich mir die Konditionen erklären lassen aber für mich kam dieses Gerät nicht in Frage. Auch der versprochene Rabatt von 10% im ersten Jahr bis hin zu 30% in den Folgejahren hat mich nicht überzeugt.
Ich behaupte ja von mir, eine vorausschauende Autofahrerin zu sein, immerhin bin ich jetzt 20 Jahre unfallfrei gefahren und habe auch kein Knöllchen bekommen. Aber man weiß eben nicht, was die Zukunft bringt, und da stelle ich mir das mit dem Tracking schwierig vor. Ich verweigere ja Google schon meinen Standort, dann muss in meinen Augen meine KFZ-Versicherung auch nicht wissen, wo ich überall herumfahre.
Sicher klingt Rabatt erstmal gut und wie geschrieben habe ich mich auch weiter informiert, aber der Preis, den man da wirklich zahlt und sich freiwillig noch gläserner macht, als wir bereits in der heutigen Zeit sind, das war mir persönlich zu unangenehm. Zudem bekomme ich auf der Arbeit mit, was mit dem Tracker alles machbar ist, in unseren LKW sind diese verbaut, um Standorte und Lenkzeiten zu überprüfen, daher möchte ich so ein Gerät nicht in meinem privaten Auto haben.
Der einzige Vorteil wäre in meinen Augen vielleicht, wenn man über diesen Tracker ein gestohlenes Auto schneller finden kann aber genauso clevere wären Diebe sicher auch, und würden den Tracker schnellstmöglich aus einem gestohlenen Auto entfernen.
Mich würde vor allem interessieren, wie das Kleingedruckte bei solchen Verträgen aussieht. Wie werden die Daten gespeichert, wer hat Zugriff, wie werden die Daten analysiert und so weiter. Mit Bewegungsprofilen kann man eine Menge anstellen und man kann dafür deshalb wahrscheinlich auch gut Geld verlangen.
Natürlich wird mir die Versicherung sagen, dass meine Daten nicht für Werbung und andere Geschichten missbraucht werden, aber Tatsache ist eben, dass die Daten da sind. Und Vertragsbedingungen können sich ändern.
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