Soziale Kontake auf dem Land pflegen, schwieriger?

vom 29.03.2018, 08:01 Uhr

Als Kind muss ich schon sagen, dass es da teilweise schwieriger war, die sozialen Kontakte zu Mitschülern zu pflegen. Da musste eben immer ein Elternteil das Taxi spielen, wenn man dann mal Freunde besuchen wollte, die eben nicht im gleichen Ort wohnten. Allerdings gab es auch viele Kinder im Ort, so dass man da auch ausreichend Freundschaften knüpfen konnte. Dennoch denke ich, dass es gerade für Kinder und Jugendliche dann durchaus schwerer ist, die sozialen Kontakte und Freundschaften regelmäßig zu pflegen, in dem man sich mal spontan nach der Schule trifft.

Mittlerweile sehe ich das jedoch anders. In einem Ort kennt man viele persönlich und ich habe einige Freundschaften geschlossen, die so nahe wohnen, dass ich zu Fuß dorthin laufen kann. Hier sind die Verkehrsanbindungen auch ganz gut, so dass man auch ohne ein Auto wegkommt, wenn man möchte. Ich würde daher nicht sagen, dass es auf dem Land zwingend schwieriger ist, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Oder neue Kontakte zu finden. In einem anderen Beitrag meint nämlich jemand, dass dies auf dem Land ja deutlich schwerer sei als in der Stadt.

Empfindet ihr es so, dass es auf dem Land schwerer ist, soziale Kontakte zu knüpfen und diese Aufrecht zu erhalten? Meint ihr, dass es Kinder da schwerer haben als Erwachsene? Wovon würdet ihr abhängig machen, ob es schwieriger ist oder nicht?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich nehme an, du beziehst dich auf meinen Kommentar aus dem Beitrag Wie viel Hobbys verträgt eine Partnerschaft? In dem konkreten Fall ist es tatsächlich schwer für die Betroffene, soziale Kontakte in ihrem Kaff zu knüpfen, sonst hätte sie mich ja nicht ständig mit Anrufen und Nachrichten belästigt, obwohl ich arbeiten musste und meilenweit weg gewohnt habe. Wenn sie genug soziale Kontakte vor Ort gehabt hätte oder hätte knüpfen können, dann hätte sie doch anders handeln können, was aber nicht der Fall war. Stattdessen wurden berufstätige Angehörige, Freunde und sogar der Partner nonstop belästigt, sodass man teilweise schon Angst haben musste, Ärger vom Chef zu bekommen. Reden hilft bei chronischem Egoismus und Beratungsresistenz auch nicht wirklich.

Abgesehen davon ist es meiner Ansicht nach deutlich schwerer auf dem Land, soziale Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen, aber das kommt immer auf das Kaff an, in dem man wohnt. Wenn die Altersgruppe nicht vorhanden ist, man zu weit auseinander wohnt oder andere Interessen bestehen, ist es einfach schwieriger. Hinzu kommt, dass es schwer ist als Neuzugang in bestehende Gruppen aufgenommen zu werden. Da wird man auf dem Land sehr gerne ausgegrenzt, weil man nicht dazu gehört. Da spielt es dann keine Rolle, wie sehr man sich bemüht, man hat eh keine Chance.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Woher willst du denn wissen, dass man auf dem Land gerne ausgegrenzt wird, wenn man neu dazu gezogen ist? Ich kann das gar nicht bestätigen und habe eher das Gegenteil erlebt. Die Meisten sind neugierig auf eine neue Person und begegnen ihr freundlich und aufgeschlossen. Ich denke, dass es da in der Stadt schon schwieriger ist, da es dort anonymer zugeht. Woher willst du wissen, ob ich nicht schon in einer Stadt gelebt habe? Das ist meine Meinung dazu und ich kann eben das schreiben, was ich selbst so erlebt habe.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es kommt schon sehr darauf an wie man sich verhält. Wenn man offen gegenüber den Leuten ist, dann wird man sicherlich auch schnell Kontakte finden und neue Freundschaften finden. Für Kinder kommt es sicherlich darauf an, ob eine Schule oder ein Kindergarten vorhanden ist. Wenn dies vorhanden ist, dann wird man sicherlich auch ein schnelles Netz an Freunden finden, immerhin muss man ja auch miteinander klarkommen und das nötigt einen ja schon zu solchen Freundschaften. Wenn dann Kinder aus dem Nachbarort kommen, ist das ja auch kein Problem das zu organisieren. Ich denke daher nicht, dass es schwieriger ist soziale Kontakte auf dem Land zu pflegen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



@Ramones: Meinst du nicht, dass das auf die Umstände ankommt? Ich habe die Erfahrung und Beobachtung machen können, dass es sehr auf das Timing ankommt. Wenn man in ein Dorf zieht und das Pech hat, dass die Strukturen schon fest sind, wird man schwer neue (dauerhafte) Kontakte knüpfen können.

Ich bin zum Beispiel im Grundschulalter aufs Land gezogen, also bin da schon vorher in die Schule gekommen. Als ich meine Klasse in der Nähe meines Wohnortes kennenlernte, waren die ganzen Grüppchen und Cliquen schon fest und als Außenstehender kommst du da nicht mehr rein, wenn die Strukturen bereits zementiert sind.

Da hast du höchstens noch eine Chance, wenn du neu in die erste Klasse kommst und die anderen sich auch nicht wirklich kennen und Freundschaften erst entstehen müssen, wobei du selbst da Pech haben kannst, wenn die anderen Kinder sich aus dem örtlichen Kindergarten schon kennen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Auf dem Land können gern mal ein paar Generationen vergehen, bis auch der letzte vergessen hat, dass jemand 1945 als Flüchtling mit nichts als den Kleidern am Leib dastand. Fragt mich nicht, woher ich das weiß. Aber Sozialkontakte und Freundschaften sind natürlich trotzdem möglich. Es kommt auf dem Land wie in der Stadt in meinen Augen vor allem darauf an, wie man sich als Neuankömmling im weitesten Sinne dabei anstellt. Wenn du daheim sitzt und lamentierst, dass dich die Nachbarn nicht mit Kaffee und Kuchen beim Einzug begrüßt haben, schaust du in jedem Fall alt aus.

In größeren Städten ist das Angebot an Kursen und Vereinen größer und vielschichtiger, sodass es einfacher ist, auf diese Art Gleichgesinnte zu finden. Auf dem Land ist meiner Erfahrung nach oft etwas mehr Anpassungsfähigkeit gefragt. Da wird man so schnell keine Freunde finden, wenn man in einer Umgebung, wo noch Wallfahrten stattfinden und die Katholische Landjugend regen Zulauf findet, beispielsweise stolz die Flagge des Atheismus fliegen lässt oder beim Schlachtfest "Iiih" macht, wenn der Kesselspeck herumgereicht wird. :wink: Aber wenn man auf die Leute zugeht und auch mal über seinen Schatten springt, halte ich es für durchaus machbar, auch auf dem Land Anschluss zu finden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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