Keine Ahnung haben, aber andere belehren wollen

vom 01.05.2019, 12:24 Uhr

Mir ist es nun schon öfter untergekommen, dass andere Leute meinten, mich belehren zu müssen, aber offensichtlich selbst keine Ahnung hatten. Ich frage mich, ob das normal ist und wie die Leute darauf kommen, andere mit ihrem Unwissen belehren zu wollen.

Konkret handelte es sich etwa um eine Freundin, mit der ich mal etwas gekocht habe. Es gab in diesem Gericht unter anderem Lauch/Porree. Sie wusch die Stange ab und fing dann mit dem Schneiden an, wo ich ihr etwas befremdet zusah. Sie zerkleinerte nämlich die Lauchstange vom oberen grünen Ende her und schnitt dann das weiße Ende ab und warf es in den Bio-Müll. Als ich nachfragte, warum sie das mache, fing sie an, wie aus dem Lehrbuch zu dozieren und hielt mir einen Vortrag darüber, wie gut Chlorophyll für den Körper sei und dass man von Lauch deshalb nur das Grüne essen solle und nicht das Weiße. Meinen Einwand, dass man für die Aufnahme von Chlorophyll vielleicht eher grünes Gemüse essen sollte wie Brokkoli, Spinat oder Bohnen, ließ sie nicht gelten.

Ein weiteres Beispiel ist eine Nachbarin, die sich vor kurzem einen Hund angeschafft hat. Sie behauptet von sich immer wieder, sehr hundeerfahren zu sein, denn sie hatte ja schon einmal neun Wochen einen Hund. Der habe sich damals allerdings bei ihr nicht wohl gefühlt, weil er in der Stadt nicht zurecht kam, und sie hat ihn wieder abgegeben. Sie belehrt uns dann immer wieder, was wir angeblich in der Hundeerziehung falsch machen und wie wir beim Zusammentreffen mit ihrem Hund zu handeln hätten.

Ich weiß, dass das Thema Hundeerziehung recht problematisch ist, aber wenn man auf die Ergebnisse sieht, finde ich es doch recht eindeutig: Ihr Hund Marci ist nicht nur zu dick, sondern richtiggehend fett. Wenn Marci liegt, sieht man den Bauch vor Fett richtig schwabbeln. Marci hört auf nichts - nicht auf den Namen, nicht auf irgendeinen Befehl. Nur wenn man ein Leckerchen in der Hand hat, setzt sie sich mal hin. Marci bellt ständig alles an, was unsere Nachbarin sehr nervt. Wenn es klingelt, wenn jemand anruft, wenn draußen ein Hund zu hören ist, bellt Marci und ist kaum wieder zu beruhigen. Sie hat Besucher auch schon so sehr gezwickt, dass es blutete.

Trixie ist meine dritte Hündin. Sie hört aufs Wort, lässt sich sogar aus wildem Spiel oder einer Rauferei abrufen. Sie ist leise in der Wohnung, lässt allenfalls ein leises Grummeln hören, wenn es klingelt oder draußen ein Hund bellt. Und von ihrem kastrationsbedingten Übergewicht ist kaum noch etwas übrig, sie hat fast wieder Idealgewicht. Gebissen oder auch nur gezwickt hat sie noch nie.

Trotzdem belehrt uns diese Nachbarin. Unser Hundefutter sei Mist. Sie würde Marci ja nur das Beste füttern. Hunde dürften ja gar kein Gemüse fressen und auch kein Getreide oder Kartoffeln. Damit würde es Marci toll gehen. Dass sie mit Marci bereits mehrfach wegen Verdauungsproblemen zum Tierarzt musste, blendet sie bei der Belehrung irgendwie aus. Und Hunde bräuchten gar nicht so eindeutige Kommandos. Das ginge auch anders. Mit Marci würde es ja auch toll funktionieren. Sie sei ja so ein lieber Hund und toll im Umgang mit jedem.

Das sind nur zwei Beispiele, wo Menschen meinten, mich belehren zu müssen. Ich frage mich dann immer, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht. Warum verhalten die sich so? Natürlich ist man manchmal einfach auf dem Holzweg mit seinen Ansichten, manchmal weiß man es nicht besser. Aber zum einen sage ich generell anderen Leuten nicht, was sie zu tun oder zu lassen haben. Und zum anderen bin ich auch immer daran interessiert, neues zu lernen. Wenn also jemand mir etwas ganz Neues erzählt, denke ich darüber nach und informiere mich noch aus weiteren Quellen. Ich sage demjenigen nicht, dass er Unsinn erzählt und mein Wissen das allein richtige sei.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Was mir jetzt beim Lesen auffällt, ist dass du Menschen einfach zu nahe an dich heran lässt. Das führt dann bei denen dazu, dass diese distanzlos und verbal übergriffig werden. Das gilt jetzt nicht für die Freundin mit der du kochtest, sondern speziell für die Nachbarin.

Es hat überhaupt keinen Wert, auch nur eine Minute darüber nachzudenken, was in deren Kopf vorgeht. Außerdem sind die Gedanken immer noch frei. Und das ist doch auch gut so. Rechthaberische Menschen gibt es nun mal. Und wenn man damit nicht zurecht kommt, meidet man sie eben.

Ein kurzer Gruß im Vorbeigehen reicht doch völlig aus. Ich halte mich nicht auf mit Menschen, die eher dozieren und schwafeln und wo ich kaum zu Wort komme. Das könnten die daheim auch vor ihrem Spiegel tun. Dazu brauchen die mich doch gar nicht.

Dass man andere Menschen nicht gleich auf ihre Irrtümer hinweist, wenn man sie gar nicht richtig kennt, ist einfach nur höflich. Wie schon geschrieben, beim nächsten Mal einfach grüßend vorbei gehen und gut ist.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ehrlich gesagt finde ich die erste geschilderte Situation mit dem Lauch überhaupt nicht belehrend. Sie hat in einer bestimmten Art und Weise gehandelt und es wurde nach dem Grund gefragt, den sie dann offen gelegt hat. Warum ist das dann gleich eine herablassende Belehrung? Sie hat nur ihre Überzeugung auf Nachfrage dargeboten. Abgesehen davon, dass ich auch immer versuche, so viel wie möglich vom Grünen des Lauchs zu verwenden, allerdings aus anderen Gründen. :wink:

Wenn man sich über die Maßen schnell zu Unrecht belehrt sieht, liegt das möglicherweise in einem selbst und einer gewissen Unsicherheit begründet. Ich zum Beispiel hätte mir erst einmal bei den Ausführungen der Nachbarin über die richtige Ernährung des Hundes bei seinem Verhalten und Anblick meinen Teil gedacht. Aber du gehst gedanklich in Konkurrenz zu ihr und lässt dich auf dieses verbale Vergleichs-Battle zumindest im Kopf ein. Wenn man sich sicher ist, braucht man das nicht.

Abgesehen davon würde ich dieser Nachbarin und ihrem Geschwafel auch aus dem Weg gehen. Es spricht auch nichts dagegen, bei passender Gelegenheit auf das Übergewicht des Hundes hinzuweisen, wenn sie wieder anfängt. Oder gleich blöd stehen lassen, grüßen, weitergehen. Mir wäre so ein Kontakt einfach zu anstrengend.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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