Egoistisch wenn man seinen Hobbys nachgeht?

Ich finde es wichtig, dass jeder ein Hobby hat, dass ihm Spaß macht und vielleicht auch etwas aus dem Alltagsleben heraus holt. Je nach Zeit haben manche sicherlich auch mehrere Hobbys und ich habe dies bisher nie als egoistisch betrachtet. Man muss eben auch mal etwas für sich selbst tun und das halte ich durchaus für gut und auch wichtig.

Nun ist es aber so, dass sich ein Freund sehr über seine Partnerin aufregt. Diese hat wohl einige Hobbys und er sieht sie deswegen nur wenig. Er fühlt sich daher auch vernachlässigt und irgendwie zurückgesetzt. Nun hat seine Freundin auch 3 oder 4 Hobbys, denen sie regelmäßig in Vereinen und nach Feierabend nachgeht. Sie kommt dann oftmals nach der Arbeit gar nicht nach Hause, sondern fährt direkt eben dorthin, wo sie ihren Hobbys nachgehen kann. Das zum Leidwesen ihres Freundes. Dieser hat sich wohl auch schon öfter darüber beklagt, aber es änderte sich wohl nichts.

Er geht nun mittlerweile so weit und meint, dass es doch sehr egoistisch von seiner Freundin wäre, dass sie ständig ihren Hobbys nachgehen würde und er dabei auf der Strecke bleiben würde. Nun meint sie aber, dass sie diese ganzen Hobbys als Ausgleich zum Job brauchen würde und sich ihr Freund ja auch selbst noch mehr Hobbys suchen könnte. Ihm geht es aber wohl eher darum, dass er gerne mehr oder überhaupt mal Zeit mit seiner Freundin verbringen kann.

Kann es wirklich egoistisch sein, wenn man seinen Hobbys nachgeht? Wann ist es für euch da Egoismus? Was würdet ihr noch akzeptieren oder vielleicht tolerieren? Ist es nicht normal, dass man seinen Hobbys auch nachgehen möchte und dies eben so oft wie möglich?

Ich denke, in der Situation geht es weniger um Egoismus. Wahrscheinlich würde sich der Freund einfach wünschen, dass es seiner Freundin mehr gefallen würde, wenn sie Zeit mit ihm verbringt. Dass ihr das auch zur Entspannung oder zum Ausgleich dient. Anscheinend ist das aber nicht der Fall.

Ich denke, es verletzt ihn einfach, dass sie Zeit mit ihm nicht als Entspannung ansieht. Vielleicht findet sie es langweilig, mit ihm vor dem Fernseher auf der Couch zu sitzen. Wenn ihm das aber gefallen würde, ist diese Uneinigkeit in der Beziehung einfach unschön.

Am besten wäre es, wenn sie sich gemeinsame Hobbies suchen, bei denen sie für beide das beste rausholen. Es wäre aufregender als ein Fernsehabend, aber sie würden dennoch Zeit miteinander verbringen.

Dass sie ihre Hobbies aber nicht aufgibt, nur weil sie in einer festen Beziehung ist, finde ich in Ordnung. Wenn sie Spaß daran hat und das auch schon seit Jahren macht, wäre es ja unsinnig, damit aufzuhören. Allerdings muss man eben auch schauen, dass der Partner da reinpasst und ihn nicht zeitlich an den Rand drängen. In einer Beziehung muss man Zeit miteinander verbringen. Ansonsten hat es ja irgendwie gar keinen Sinn.

Bienenkönigin hat geschrieben:Am besten wäre es, wenn sie sich gemeinsame Hobbies suchen, bei denen sie für beide das beste rausholen. Es wäre aufregender als ein Fernsehabend, aber sie würden dennoch Zeit miteinander verbringen.

Die Hobbys hatte die Freundin vorher so noch nicht. Da hatte sie gerade mal ein Hobby, als sich die Beiden kennen gelernt haben. Es kamen dann mit der Zeit aber immer mehr Hobbys dazu. Eben zu seinem Leidwesen.

Ihm scheint es eher darum zu gehen, dass er gerne mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen würde. Da geht es nicht speziell um Nähe. Er wünscht sich wohl einfach, dass sie auch mal gemeinsam etwas unternehmen und sich seine Freundin auch mal wieder Zeit für ihn nimmt. Er meint, dass ihm ein Abend in der Woche doch zu wenig wäre, wenn sie ansonsten nur unterwegs ist und auch am Wochenende schon ausgebucht ist.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich da irgendwann zurückgesetzt fühlt und sich vielleicht auch fragt, ob der Partner gar kein Interesse mehr an einem hat, wenn er eben so viele Hobbys hat und nicht kürzer treten möchte.

Was ist daran so neu, dass sich auch die Interessen und die Hobbys im laufe einer Beziehung ändern und mal mehr und mal weniger werden? Oder muss man in einer Beziehung dann immer nur starr das gleiche machen, was man vorher auch gemacht hat und darf sich nichts neues mehr suchen, nur weil der Partner klammert und es nicht auf die Reihe bekommt seinen Mund aufzumachen.

Ich sehe das Problem hier ehrlich gesagt in der Kommunikation. Er beklagt sich einfach nur, dass sie zu viele Hobbys hat und wartet Zuhause bis sie mal kommt. Anstatt direkt mal den Mund aufzumachen und zu sagen, dass er auch gerne mit ihr etwas mehr Zeit verbringen würde und Vorschläge liefern z.B. feste Abende zu planen, jammert er herum. Da wäre ich auch nicht bereit meine Hobbys aufzugeben, damit ich mich abends mit dem Jammerlappen aufs Sofa setze und begrabbeln lasse nur damit er seine Bedürfnisse befriedigen kann, während ich auf der Strecke bleibe und meinem Hobby dann nicht nachgehen darf.

Jeder hat seine Bedürfnisse, der eine will mit dem Partner auf dem Sofa sitzen und der andere will lieber raus. Da ist es einfach notwendig, dass man den Mittelweg findet und beide ein Stück von ihren Vorstellungen auf den anderen zugehen und einen Kompromiss machen. So ist es doch nun wirklich ein einfaches zu sagen, dass der Mittwoch dem Paar gehört und demnach dort kein Hobby stattfindet, oder auch der Freitag usw. aber andererseits muss er sich dann auch damit anfreunden, dass die Partnerin eben Montags nicht nach der Arbeit heim kommt und auf dem Sofa sitzt, sondern in ihrer Strickgruppe oder sonst etwas ihren Ausgleich findet und den Interessen nachgeht.

Egoistisch ist es so oder so wenn man nicht miteinander spricht, aber das ist auch rein menschlich. Jeder ist sich selbst der nächste, auch wenn er in einer Beziehung ist. Somit zählen die eigenen Bedürfnisse immer mehr, als die des anderen. Alles andere was man sich schön redet mit "für meinen Partner würde ich sterben und alles aufgeben" ist nur eine Selbstaufgabe des eigenen Instinktes danach der das ganze auslöst. Mit dem Mittelweg kann man sich arrangieren wenn man nicht zu stur und starr nur auf seine Bedürfnisse bedacht ist.

Eine Partnerschaft ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn das gut funktioniert dann klappt es auch meistens mit der Beziehung. In einer Partnerschaft braucht jeder seine Freiräume, besonders wenn sie schon länger besteht. Hobbys sind wichtig und ich halte es auch für wichtig festzustellen dass es nicht unbedingt ein gemeinsames Hobby sein muss.

Ich selber bemale gerne Figuren oder besuche einschlägige Veranstaltungen wie Ritterturniere oder so etwas in der Art. Damit kann meine Frau überhaupt nichts anfangen und sie kommt auch nicht mit wenn ich sie dazu einlade. Natürlich sitze ich dann auch gerne stundenlang in meinem Bastelzimmer um irgendetwas zu kramen. Ich bin froh dass mich niemand dabei stört und ich vergesse auch gerne die Zeit dabei. Das wird so akzeptiert und das ist auch gut so.

Natürlich weiß ich aus dass ich es nicht übertreiben darf. Meine Aufgaben darf ich nicht vernachlässigen und allzu häufig sollten die Ausflüge auch nicht sein. Samstagabend verzichte ich auf jegliche Aktivitäten, dann find ich mich zum gemeinsamen Filmabend ein. Aussuchen kann meine Frau.

Sie dagegen hat Spaß an ihrem Garten und Opern und alles was so damit zusammenhängt. Ich bringe mich da auch ein, aber nur marginal.

Für egoistisch halte ich mich nicht, wir machen ja auch noch viel Gemeinsames. Aber wie gesagt, die Menge macht es und wenn mir ein entsprechender Vorwurf gemacht werden würde dann würde ich natürlich auch versuchen daran etwas zu ändern. So kenne ich es eigentlich auch von anderen Paaren, man kann doch über alles reden.

Hobbys schaffen einen Ausgleich zum Stress im Alltag. In einer Partnerschaft müssen die Hobbys auch beileibe nicht hundertprozentig übereinstimmen - sich gegenseitig Freiraum zu geben, ist natürlich auch sehr wichtig. In besten Fall bereichern unterschiedliche Hobbys eine Partnerschaft ja sogar und machen sie vielseitiger.

Problematisch wird’s nur, wenn - so wie in dem Fall, den Du geschildert hast - eigentlich so gut wie gar keine gemeinsamen Interessen vorhanden sind. Ich denke, dass so etwas langfristig nicht funktioniert. Dass Dein Freund sich dabei zurückgesetzt fühlt, kann ich gut verstehen - insbesondere, wenn sich seine Partnerin bis auf ein Hobby alle anderen erst zugelegt hat, als die beiden schon zusammen waren. Mir würde es da vermutlich ganz genauso gehen - vielleicht würde ich sogar denken, dass die Hobbys kein Ausgleich zum Job, sondern zur Beziehung sind.

Sorae hat geschrieben:Anstatt direkt mal den Mund aufzumachen und zu sagen, dass er auch gerne mit ihr etwas mehr Zeit verbringen würde und Vorschläge liefern z.B. feste Abende zu planen, jammert er herum.

Natürlich ist es prinzipiell nicht egoistisch, seine eigenen Bedürfnisse zu stillen und somit bestimmten Hobbys nachzugehen - wenn niemand anderes darunter leidet und man noch die Zeit findet, seinen Verpflichtungen nachzugehen. Solange die Arbeit, die Freunde, die Haustiere, die Familie oder der Partner nicht darunter leiden, kann man sich so viel Zeit für seine Hobbys nehmen, wie man nur möchte. Das ist ja in dem genannten Beispiel aber nicht der Fall.

Es ist immer problematisch, wenn unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche in der Beziehung vorhanden sind. Man muss sich ja nicht immer absolut einig bei allem sein, allerdings muss man sonst eben einfach Kompromisse schließen, mit denen beide gut zurechtkommen können. Das bedeutet, dass man dem anderen entgegenkommen muss.

Der eine sollte dann einfach mehr Verständnis entgegenbringen, der andere sollte versuchen, seine Hobbys einzuschränken oder zumindest so zu legen, dass es den anderen dann weniger oder nicht stört. Ansonsten kann man auch versuchen, die Zeit so zu planen, dass beide zeitgleich den Hobbys nachgehen, so dass man die restliche freie Zeit komplett gemeinsam verbringen kann oder auch mal einige Hobbys einfach gemeinsam ausführen.