Dinge lieber erledigen, wenn Belohnung in Aussicht?

vom 07.10.2018, 17:56 Uhr

Ich habe schon oft davon gehört, dass man sich selbst belohnen sollte, wenn man irgendwelche Aufgaben erledigt, die sehr langwierig waren oder die man ewig vor sich hergeschoben hat. Wenn man weiß, was einen dann erwartet, sobald man die Aufgabe erledigt hat, soll man motivierter sein, an die Sache zu gehen und die Aufgabe dann auch eher erledigen.

Bei mir hilft das nur mäßig - zumindest dann, wenn ich mir selbst eine Belohnung vornehme. Ich kann mir theoretisch jeden Tag eine Pizza bestellen oder mir ein neues Buch gönnen, ohne dafür etwas geleistet haben zu müssen, so dass das für mich auch keine so extrem motivierende Belohnung ist. Motivierender sind für mich eher Belohnungen, die nicht ich selbst bestimmte - beispielsweise gute Noten damals in der Schule, wenn ich entsprechend gelernt habe. Erledigt ihr Dinge lieber, wenn ihr eine Belohnung in Aussicht habt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich frage mich, inwiefern so ein Belohnungssystem einen Effekt hat, wenn man erwachsen ist, sein eigenes Geld verdient und sich eigentlich kaufen kann was und wann man möchte ohne dafür irgendwelche Bedingungen (vorausgesetzt natürlich, dass genug Geld da ist) erfüllt haben zu müssen. Bei einem Kind als Erziehungsmethode sieht das jedoch anders aus. Für mich persönlich spielt eine potentielle Belohnung gar keine Rolle.

Wenn Dinge erledigt werden müssen, dann werden sie erledigt, egal wie lange es dauert. Belohnungen bringen doch gar nichts, das führt nur dazu, dass man langfristig gesehen gar nichts mehr machen möchte ohne irgendeine Form von Gegenleistung oder Belohnung zu verlangen. Ich finde, dass ein Belohnungssystem langfristig den Charakter versaut, wenn man da nicht aufpasst.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Also ich finde schon, dass man sich selbst so Belohnungen in Aussicht stellen kann. Kommt ja auch auf die Größe der Aufgabe drauf an, aber wenn ich sage "Wenn ich diese Seminararbeit geschrieben habe, dann gönne ich mir XY" kann das schon helfen. Aber da findet wohl jeder sowieso seinen eigenen Weg, ich mache es manchmal auch mit ganz kleinen Sachen, wie das ich mir sage "Wenn ich dieses Kapitel gelernt habe, gönne ich mir einen kleinen Snack" oder so in die Richtung.

» Herzdame » Beiträge: 82 » Talkpoints: 13,66 »



Ich habe mal gelesen, dass es auch für einen Erwachsenen wichtig und sinnvoll wäre, dass man sich auch mal für etwas wie gute Leistungen belohnt. Man müsste sich auch mal selbst belohnen können. Das würde der Psyche und dem eigenen Wohlbefinden gut tun.

Von mir selbst kann ich auch schon sagen, dass ich mich durchaus für etwas schon selbst belohnt habe. Es war dann eine Situation, die mir schon sehr schwer fiel und die mich viel Kraft gekostet hat. Ich hatte mir dann vorher auch gesagt, dass ich mir anschließend etwas Bestimmtes gönne, wenn ich das eben gut meister. Das ist dann schon ein besseres Gefühl, als wenn man sich einfach mal so etwas kauft. Vielleicht spielt auch dabei eine Rolle, wie sehr und lange man diese Belohnung schon haben wollte.

Ich würde aber nun nicht sagen, dass ich Dinge lieber erledige, wenn ich eine Belohnung in Aussicht habe. Mir muss man nicht immer etwas dafür bieten, damit ich bestimmte Sachen mache. Ich belohne mich selbst sehr selten mal für etwas.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich belohne mich ständig selbst, schließlich arbeite ich im heimischen Arbeitszimmer. Nur wenige Schritte entfernt steht der Fernseher mit vielfältigem Streaming-Angebot, Hunderte Bücher warten darauf gelesen zu werden und das Bett ruft. Und wenn ich mitten in der Arbeitszeit shoppen oder reiten gehe oder eine Kurztrip mache, kräht erst ein Hahn danach, wenn die Deadline verstrichen ist.

Also gibt es den Kaffee erst nach weiteren 500 Worten oder das Frühstück am Ende des Textes. Nach der Halbzeit des Tagwerks ist eine Folge einer Serie drin oder eine Stunde Lesen oder eine Trainingseinheit mit Hund. Das animiert dann doch sehr dazu, ordentlich zu schuften und nicht bei einer Zeitung, auf YouTube oder hier zu versumpfen. :D

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde es schon komisch, wenn man das als erwachsener Mensch immer noch so macht. Bei einem Kind kann ich so etwas ja noch verstehen, aber ich muss mich doch nicht wirklich belohnen, damit ich etwas mache. So bekomme ich für meine Arbeit Geld, fürs Aufräumen ein Gefühl des Wohlfühlens und so weiter, man bekommt eben etwas anderes, aber ich finde nicht, dass man sich unbedingt immer für alles belohnen muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn ich das Glück hätte, im heimatlichen Arbeitszimmer mein Tagwerk verrichten zu können, würde bzw. müsste ich es wohl so ähnlich halten wie cooper, um nicht völlig zu versumpfen. :D Wenn man aus den ganzen Ablenkungen "Belohnungen" macht, ist es gefühlsmäßig einfacher, bei der Stange zu bleiben. Im Studium habe ich es mit wechselndem Erfolg auf ähnliche Art probiert: "Wenn du das Kapitel gegengelesen hast, darfst du den Fernseher einschalten!"

Aber in meinem jetzigen Arbeitsalltag finde ich es aus genannten Gründen weniger praktikabel, weil ich mir erstens schwer tue, eine künstliche Verknappung zu erzeugen, wenn ich mir die "Belohnung" theoretisch jederzeit leisten kann. Ich bin da ja sehr bescheiden und sehe einen Kaffeehausbesuch oder ein gebrauchtes Taschenbuch schon als Belohnung an, Und zweitens fühle ich mich meistens schon belohnt genug, wenn die Aufgabe an sich erledigt ist. Ich habe nur selten Riesenprojekte in der Arbeit, die mich über Wochen fordern. Und der ganze Alltagskram ist zwar manchmal lästig, aber ich habe ja sowieso keine Wahl. Belohnung oder nicht, die Steuererklärung muss fertig werden, sozusagen.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das funktioniert natürlich nur, wenn du dir eben nicht jeden Tag ein Buch und eine Pizza kaufst, auch wenn du das tun könntest. Du musst dich dann eben bewusst dafür entscheiden so lange kein Buch und keine Pizza zu kaufen bis XY erledigt ist.

Mich würde das aber wahrscheinlich auch nicht sonderlich motivieren. Erstens ist es trotzdem mein eigenes Geld, egal wann ich mir das Buch und die Pizza kaufe, und zweitens bin ich nicht so konsumorientiert. Mich motiviert das Ergebnis meiner Erledigungen am meisten. Das führt dann natürlich dazu, dass ich extrem unmotiviert bin wenn ich den Sinn in etwas nicht sehe, aber das kommt im Erwachsenenleben ja eher selten vor.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ein bekloppter Frauenarzt hat vor vielen Jahren mal einen angeblichen Knoten in meiner Brust ertastet. Das aber auch nur, weil er mich fragte, ob ich meine Brust regelmäßig untersuchen würde und ich das verneinte. Ich erzählte das dann meinem Hausarzt, welcher mich sofort zur Mammografie überwies.

Als ich das negative Ergebnis hatte, was ja für mich mehr als positiv war, habe ich mich als Entschädigung für meine Ängste, die ich davor auszustehen hatte, selbst belohnt und mir ein schönes Kleidungsstück gekauft. Bevor ich mal mein Gewicht reduzierte, hatte ich mir auch vorgekommen, mich mit einem guten Buch zu belohnen. Das gab es dann letzten Endes auch und ich hatte gut an Gewicht abgenommen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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