Wissenslücken bei Depressionen immer noch groß?

In einem anderen Beitrag hier im Form schrieb eine Userin, dass doch mittlerweile jeder wissen müsste, was Depressionen sind und wie sich diese äußern. Ich habe allerdings jetzt noch gelesen, dass viele die Krankheit nicht ernst nehmen und kaum etwas darüber wissen. Dann sind solche Sätze wie " Iss doch mal etwas Schokolade, die macht glücklich" oder " Lächle doch mal wieder" durchaus noch üblich. Viele wissen anscheinend noch nicht, dass dies eine Krankheit ist, die Veränderungen im Gehirn verursacht und das den Betroffenen nicht geholfen ist, wenn man ihnen solche "aufmunternden" Dinge sagt.

Was meint ihr, woher kommen die Wissenslücken bei Depressionen noch immer? Interessieren sich viele einfach nicht dafür? Oder ist das doch immer noch ein Thema, über das eher nicht gesprochen wird? Woran liegt es eurer Meinung nach?

Was hat denn das mit einer Wissenslücke zu tun? Meiner Ansicht nach resultiert dieses mangelnde Verständnis eben aus fehlender Empathie. Versuch du dich mal in Situationen hineinzufühlen, die du so nie erlebt hast. Meiner Ansicht nach kann man viele Dinge erst dann wirklich verstehen, begreifen und nachvollziehen, wenn man sie selbst erlebt hat.

So wird zum Beispiel ein Einheimischer nie wissen, wie es ist, als Migrant in einem anderen Land komplett neu anzufangen, die Sprache zu lernen und diverse Probleme und Hürden zu meistern. Ich habe eine Bekannte, die Lehrerin ist. Laut ihren Aussagen hat sie volles Verständnis für Migrantenkinder, aber man merkt eben, dass das nur eine Phrase ist, die sie irgendwo aufgeschnappt und wiederholt hat und dass es ihr eindeutig an Empathie fehlt. Die kann sie aber auch nicht haben, wenn sie das selbst nie durchgemacht hat.

Da viele eben nicht wissen, wie sich "echte Depressionen" anfühlen wird projiziert und man vergleicht das dann mit schlechter Laune. Womit soll man das sonst vergleichen, wenn man keine eigenen Erfahrungen in dieser Hinsicht hat? Meiner Ansicht nach hast du nicht verstanden, worum es bei dieser Thematik wirklich geht. Nur, weil man theoretisches Wissen über etwas hat, kann trotzdem Empathie und Verständnis fehlen, wenn die Erfahrung nicht da ist.

Ich glaube nicht, dass man da von einer Wissenslücke reden kann. Man weiß ja durchaus grob was das ist, was das machen kann und so weiter. Nun gibt es Menschen, die das schon mitbekommen haben und andere Menschen, die das eben nicht nicht erlebt haben. Es gibt emphatische Menschen und Menschen, denen andere Menschen egal zu sein scheinen.

Ich denke es liegt maßgeblich daran, dass man das so nicht mitbekommen hat. Mein Onkel beispielsweise hatte sehr schwere Depressionen und hat sich letztendlich umgebracht. So etwas prägt mehr als irgendein Geschreibe im Internet oder in einem Buch.

Was gibt es da zu diskutieren? Natürlich hat man als medizinischer Laie "Wissenslücken". Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass man sich mit jeder Krankheit auskennen muss wenn man das nicht beruflich macht? Oder haben Depressionen für dich irgendwie einen Sonderstatus und eine immer noch große "Wissenslücke" bei Rheuma, MS oder Parkinson wäre für dich normal?

Wenn man selber oder das Umfeld von einer bestimmten Krankheit betroffen ist befasst man sich in der Regel auch mit dieser Krankheit, ansonsten wahrscheinlich eher nicht. Und es gibt auch Betroffene, die sich nicht im Detail mit einer Diagnose befassen wollen, das muss man auch akzeptieren.

Für mich sind Depressionen einfach nur eine Verlegenheitsdiagnose, wenn dem Arzt sonst nichts einfällt was der Kunde haben könnte. Dann hat er halt Depressionen. Wenn ich aber zum Arzt gehe dann kann man sich sicher sein, dass ich wirklich krank bin. Ich gehe da nämlich erst hin, wenn ich wirklich körperlich am Ende bin.