Wie sieht ideale psychische Betreuung nach Operation aus?

vom 22.04.2019, 10:23 Uhr

Laut Medienberichten soll bald eine Leitlinie für psychische Betreuung nach einer Transplantation bearbeitet und anschließend veröffentlicht werden. Wie würde eurer Ansicht nach die ideale psychische Betreuung nach einer Operation im Allgemeinen - aber auch nach einer Transplantation - aussehen? Welche Kriterien müssten hierbei in euren Augen absolut erfüllt werden? Seid ihr auch schon operiert worden? Wie wurdet ihr anschließend psychisch betreut und was hat euch da gefehlt und was fandet ihr gut?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hatte bisher nur 2 Kaiserschnitte, mit denen ich psychisch gut klar kam, aber sicherlich hätte es da auch Hilfe im Krankenhaus gegeben, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Nach einer normalen Operation würde ich dies aber wirklich nur bei einer schweren und lebensveränderten Operation normal finden, wenn man da professionelle Hilfe anbietet. Meine Schwiegermutter hatte vor kurzem eine schwere Operation und danach in der Reha dann auch einen Psychologen, mit dem sie reden sollte. Ansonsten wurde sie aber auch im Krankenhaus immer wieder gefragt wie es ihr damit geht.

Ich finde es schon sinnvoll, dass man die Möglichkeit heutzutage bekommt über das Erlebte reden zu können. Nicht jeder verarbeitet alles immer so gut und schnell. Für den einen ist vielleicht eine Transplantation oder was auch immer ein Segen und der andere Mensch denkt dann daran, dass da jemand erst dafür versterben musste und belastet sich damit selber.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde hier schon ziemlich entschieden differenzieren zwischen "irgendeiner Operation" und einer Organtransplantation. Wenn ich mir den Knöchel breche und irgendwelche Platten und Nägel verpasst bekomme, ist das natürlich nicht lustig, aber normalerweise auch psychisch verkraftbar. Für mich zumindest - eine Profisportlerin oder -tänzerin, deren Karriere dadurch gekillt wird, wird ganz andere psychische Betreuung brauchen als eine genervte Bürokraft, die drei Monate krankgeschrieben wird und gut ist. Alleine schon deswegen versteige ich mich nicht zu Pauschalaussagen, welches Programm man frisch Operierten um die Ohren hauen muss, damit die Psyche nicht abkackt.

Die Belastung ist doch eine ganz andere, wenn TransplantationspatientInnen erstens ewig warten und oft genug schon dem Tod ins Auge schauen, wenn es heißt: Wenn wir nicht bald einen Spender finden, werden Sie die Operation wohl kaum noch überleben. Und zweitens schlägt dann das Herz eines Fremden in ihrer Brust oder sie müssen generell damit leben, dass jemand anders gestorben ist und sie jetzt von Teilen am Leben gehalten werden, die eigentlich tot sein sollten.

Dass da Schuldgefühle und generell psychischer Stress eine Riesenrolle bei der Nachbehandlung spielen, erscheint mir völlig nachvollziehbar. Aber daraus zu schließen, dass bei jeder Pipifax-OP auf einmal psychologische Nachsorge nötig sein sollte - mal ehrlich, in welcher Welt soll das denn der Fall sein?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meine Erfahrung mit "psychischer Betreuung" nach einer Operation sieht so aus, dass mich ein Psychologe auf einen ordentlichen Kaffee eingeladen hat. Ich habe ihn zufällig im Aufenthaltsraum kennengelernt und irgendwie kamen wir im Gespräch auf den schlechten Krankenhauskaffee und die Kaffeemaschine mit gutem Kaffee in seinem Büro.

Da habe ich dann erfahren, dass er eine ganze Reihe ehrenamtlicher Kollegen hat, die verschiedene Weltanschauungen vertreten und verschiedene Nationalitäten haben. Natürlich bin ich nicht unbedingt die Zielgruppe von solchen Angeboten, aber ich fände es schon sinnvoll wenn man alle Patienten direkt bei der Anmeldung informieren würde was für Angebote es überhaupt gibt für Menschen, die nicht nur medizinische Betreuung brauchen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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