Kann theoretisch jede Beziehung gerettet werden?
Ich habe vor kurzem von einer Autorin und Paarberaterin gelesen, die der Ansicht ist, dass man wirklich jede Beziehung retten könnte sofern beide Partner das auch wirklich wollen. Eine interessante These wie ich finde. Wie seht ihr das? Kann man eurer Ansicht nach wirklich jede Beziehung retten oder gibt es eurer Ansicht nach Hindernisse und Probleme, die man auch mit gutem Willen nicht aus dem Weg räumen kann?
Na wenn es eine Frau sagt, die damit Geld verdient wird es wohl stimmen oder? Natürlich kann nicht jede Beziehung gerettet werden und das ist auch gut so. Es gibt einfach Beziehungen, die man eingeht, obwohl man überhaupt nicht zusammenpasst und dann müsste sich jeder der beiden Partner absolut verstellen um miteinander glücklich werden zu können. Sollte das wirklich so sein oder sollte man sich dann nicht jemanden suchen mit dem man besser klarkommt?
Sie will damit Geld verdienen und sich Kundschaft schaffen. Deswegen stellt sie so eine Behauptung auf. Immerhin will man dann nämlich sehen, was bei ihr so besonders ist, dass es wirklich jedes Paar schaffen können soll. Andere Therapeuten sehen das nämlich durchaus anders. Ich finde auch man sollte es sich Wert sein den Partner an der Seite zu haben, der auch wirklich gut zu einem passt.
Wie will die Gute denn grundlegende Unterschiede weg therapieren oder einen schlimmen Vorfall, der eine Beziehung beendet hat?
Wenn ein Partner zum Beispiel Kinder will und der andere nicht, macht es dann wirklich Sinn diese Beziehung mit einem Kompromiss zu retten? Da muss automatisch ein Partner zurück stecken und wird nicht glücklich werden, weil es ein bisschen Eltern werden eben nicht gibt.
Oder was ist mit Fremdgehen? Und wenn das dann nicht mit der zufälligen Discobekanntschaft war sondern mit der besten Freundin oder der Schwester oder jemand anderem aus dem engen Umfeld? Wie will man das weg therapieren, dass man bei jeder Familienfeier an die Untreue des Partners erinnert wird, was dann natürlich auch immer irgendwie zwischen den Partnern stehen wird?
Außerdem stellt sich natürlich grundsätzlich die Frage ob man überhaupt jede Beziehung retten sollte. Ich habe es selber schon erlebt, dass sich ein Paar wegen der gemeinsamen Kinder extrem in das Beziehung retten wollen hinein gesteigert hat. Nur um am Ende festzustellen, dass alle Beteiligten ohne diese Beziehung glücklicher sind. Oder fast alle, diese Berater sind ja nicht gerade günstig und haben natürlich ein Interesse daran, dass ihre Kunden möglichst lange an die Beziehung glauben.
Selbstverständlich sagt diese Frau, dass theoretisch jede Beziehung gerettet werden kann. Sie will ja weiterhin Bücher verkaufen und sonstwie ihr Geld machen. Und was habe ich von einer theoretischen Rettung. In der Praxis muss es doch klappen und nicht in der Theorie. Wie sieht es zum Beispiel aus, wenn man eine Beziehung mit einem psychisch kranken Menschen führt, die irgendwann mal in die Brüche zu gehen droht.
Sagt man dann dem psychisch Kranken "Du musst das nur wollen, dann bleiben wir auch zusammen"? Wer bereits mit einem psychisch Kranken zusammen lebte weiß, dass das einfach nicht funktionieren kann. Was ist mit einem Suchtkranken? Sage ich dem das dann auch?
Was, wenn er einen Rückfall hat? Wollte er dann die Beziehung nicht mehr weiterführen? Wenn ein Mensch in seiner Beziehung keinen Sex mehr mit seinem Partner ausübt, kann man doch auch schlecht sagen, du musst nur wollen, dann klappt das auch mit unserer Beziehung. Wie soll das denn funktionieren.
Sexuelle Unlust lässt sich doch nicht verhindern, wenn einem der andere die Pistole auf die Brust setzt. Gibt sicher noch tausend andere Beispiele, die es einfach nicht mehr möglich machen, eine Beziehung fortzuführen. Ok, theoretisch schon, aber praktisch eben nicht.
Theoretisch kann man einiges bewirken, nur eben zu welchem Preis? Wenn jemand wirklich eine Beziehung retten will, findet sich die Person auch mit Lebensumständen ab, die jeden anderen schreiend davonlaufen lassen würden.
Und was heißt schon wirklich zu wollen? Wenn ich meine Beziehung retten will und es nicht schaffe, beispielsweise vom Alkohol loszukommen oder (weniger moralisch aufgeladen) ein Partner chronisch krank ist und der andere die ganze Arbeits- und Betreuungslast tragen müsste - hilft es da, wirklich zu wollen bis zum Burnout oder Zusammenbruch? Oder einer stellt sich hin und behauptet, es wirklich zu wollen, aber der Drang zum Fremdgehen sei einfach stärker?
Ich kann mir von daher vorstellen, dass es in vielen Fällen zumindest möglich ist, den Anschein einer Beziehung aufrecht zu erhalten, oder nach außen hin so zu tun, als sei alles in schönster Ordnung. Manchen Leuten ist auch tatsächlich jede Beziehung lieber als das Alleinsein, sei sie emotional auch noch so hohl und aufgesetzt, sodass sie sogar ihrem Partner gegenüber so tun, als seien sie glücklich und zufrieden. Dann sieht es zumindest so aus, als sei die Beziehung gerettet, weil man eben nicht in die Hirne und Herzen der Menschen schauen kann.
Mir geht es da wie Gerbera und ich denke auch, dass man sicherlich jede Beziehung weiterführen kann, aber welche Opfer dazu nötig sind, steht sicherlich woanders geschrieben. Ich denke, dass so manche "gerettete" Beziehung auch nicht wirklich glücklich ist, weil einer zurückstecken muss oder gewisse Ziele und Träume aufgeben musste. Nach Außen hin mag die Beziehung dann gerettet erscheinen, aber in Wirklichkeit sieht das vielleicht ganz anders aus.
Die Frage ist ja auch, wie sinnvoll es ist, eine Beziehung um jeden Preis retten zu wollen. Manchmal tut man einfach gut damit, wenn man getrennte Wege geht und durch eine Trennung vielleicht sogar ein besseres Verhältnis hat als vorher. Das nimmt ja dann auch schon einiges an Druck heraus.
Wenn beide das unbedingt wollen, dann wird das möglicherweise schon der Fall sein, allerdings ist es ja oft so, dass zumindest einer der beiden nicht wirklich will oder auch nicht kann. Wenn ich daran denke, dass mein Freund mir beispielsweise fremdgehen würde, könnte die Beziehung sicher nicht gerettet werden - auch wenn ich es mir vielleicht wünschen würde. Ich könnte aber nicht von den Gedanken loslassen und würde auch nicht wollen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Bei vielen Beziehungen ergibt es auch keinen Sinn, sie noch zu retten. Mag sein, dass man davon loskommt, sich täglich zu streiten und die Kommunikation besser wird, allerdings kann man ja auch nicht einfach so irgendwelche Emotionen für den Partner heraufbeschwören, wenn man keine Gefühle mehr für ihn hat.
Oft ist es meiner Meinung nach auch Zeitverschwendung, noch für den Partner zu kämpfen, wenn man sich einfach auseinander entwickelt hat und kaum noch etwas füreinander empfindet, was über eine Freundschaft hinausgeht. Da sollte man doch besser einsehen, dass es besser für beide ist, die Beziehung zu beenden.
Man kann eine Beziehung solange retten, solange die Gefühle für den Menschen oder die Angst vorm Alleinsein oder vor dem Gesichtsverlust einer Trennung größer sind als die vorhandenen Probleme. Ich glaube aber auch, dass manche Sachen so schwerwiegend sind, dass alles Wollen nichts hilft, weil das andere im Weg steht.
Der unterschiedliche Kinderwunsch ist der Klassiker. Ich kenne eine Frau, die mit ihrem Partner schon in den Zwanzigern über das Thema erbittert diskutiert und gestritten hat. Er hielt sie immer hin, sie wollte unbedingt Kinder, aber so richtig Nein sagte er auch nicht. Ich vermute, er hoffte auf die biologisch ablaufende Uhr. Sie hielt solange an der Beziehung fest, bis mit Ende 30 ein kinderwunschwilliger Mann des Weges kam und ab da war es vorbei. Was hätte man da noch retten wollen anstelle des ersten Mannes? Ein Kind gegen den eigenen Willen bekommen?
Es gibt noch viele andere Szenarien, wo zwei Menschen sich sehr lange über Wasser halten können, weil sie im Liebestaumel sind. Aber irgendwann wird bei einer grundlegenden Problematik diese gegenüber den Gefühlen überwiegen oder man resigniert. Daraus wird dann aber auch nichts Gutes mehr.
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