Schlimme Erlebnisse besser im Kopf behalten als gute?

vom 09.04.2019, 21:57 Uhr

Ich habe bemerkt, dass ich schlechte Ereignisse, Erlebnisse und Situationen mit der Zeit immer viel besser und detaillierter im Kopf behalten kann, als schöne Situationen. Natürlich kann ich mich auch an sehr schöne und bedeutende Erlebnisse noch nach Jahren oder Jahrzehnten gut erinnern, allerdings kommt es mir so vor, als wenn ich mich besser in die Situationen und Emotionen von früher hineinversetzen kann, wenn es sich um schlechte oder schlimme Erlebnisse handelt.

Teilweise fühle ich mich dann auch wieder richtig schlecht, wenn ich daran zurückdenke und vieles geht mir noch nach vielen Jahren sehr nah. Ist es bei euch auch so dass euch schlimme Erlebnisse über die Jahre viel besser und detaillierter im Kopf bleiben als gute und schöne Situationen? Weshalb ist das denn so und was kann man vielleicht dagegen tun? Immerhin ist das ja sehr schade.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich verdränge eigentlich viele schlechte Dinge eher und beschäftige mich damit nicht unbedingt so detailliert. Ich denke zwar immer mal daran, versuche es dann aber irgendwann zu verarbeiten und gut ist. An schöne Dinge hingegen denke ich gerne mal zurück und auch oft zurück. So gibt es Kleinigkeiten, die mich schon zu einem Lächeln bringen, weil ich sie mit einer schönen Sache verbinde. Tatsächlich kann ich mich an diese Dinge auch viel detaillierter erinnern.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube das menschliche Gehirn ist eher so gestrickt, dass man eher die schlechten Erlebnisse vergisst und verdrängt und sich die liebsamen besser und länger einprägt. Zumindest ist das bei mir so. Was man dagegen tun kann? Die wirklich schlimmen Erlebnisse vielleicht einfach mal ruhen lassen und nicht andauernd gedanklich wieder hochholen.

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» €uro » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei mir ist es eigentlich immer umgekehrt - viele schlechte Ereignisse, also die, die nicht extrem und sehr dramatisch schlecht waren, verdränge ich eigentlich. Meist erinnere ich mich dann erst wieder Monate oder sogar Jahre später daran, um es dann, nach einem kurzen Schämen / Ärgern / Sauer / Traurig sein dann wieder zu verdrängen für eine sehr lange Zeit. :-D Gott sei Dank. An manche Sachen möchte man sich auch einfach nicht erinnern.

Ich denke aber, dass man die wirklich schlimmen Sachen - zum Beispiel Todesfälle, Überfall, Raub, Vergewaltigung und andere Sachen, die ähnlich schlimm sind, nicht einfach so verdrängen kann. Solche Sachen bleiben dann wohl wirklich eher im Gedächtnis als die guten Sachen, wie zum Beispiel als der Freund einem mit einem selbstgekochten Essen überrascht hat oder die Freundin einen spontan besuchen kam. Ich denke, dass hier die Relationen eine große Rolle spielen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das Hirn ist eine Dramaqueen. Es wurde nachgewiesen, dass schlimme Erlebnisse tatsächlich länger im Kopf herumschwirren als gute Momente. Bei Menschen, die schlimme Dinge erlebt haben, wie sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Vernachlässigung, Folter nimmt das Ganze sogar noch eine Sonderstellung ein. Dort greift der Kopf teilweise auf Urinstinkte wie Fluchtverhalten, Totstellen oder Ähnliches zurück, wenn der Mensch sich in einer an sich harmlosen, negativen Situation befindet.

Ich leide selbst unter der sogenannten PTBS, ist recht uncool, wenn mein Kopf und Körper wieder in den Panikmodus rutschen. Aber ich weiß, dass da zum Beispiel Urinstinkte mit einspielen, das limbische System aktiviert sich und ich rutsche in den Angst-Panik-Modus. Ich habe auch gute Momente, das weiß mein Kopf auch, aber bei gewissen Triggern geht es halt mal ab und ich kann es nicht verhindern. Aber man kann damit umgehen lernen, auch wenn es sehr schwierig ist.

Was kann man dagegen tun? Negative Erlebnisse muss man verarbeiten. Ich habe mittlerweile angefangen über alles zu reden, ich schreibe mir viel auf. Außerdem nehme ich mir am Tag 20 Minuten Zeit, um darüber nachzudenken, danach mache ich Entspannungsübungen. Wird es zu krass, gehe ich laufen, um den Stress umzuwandeln. Und ich versuche immer mal was Positives zu finden, zum Beispiel, dass heute Freitag ist und ich früh Feierabend machen kann.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12582 » Talkpoints: 9,16 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich habe gemischte Erfahrungen gemacht und denke, dass es darauf ankommt, wie schlimm die Erlebnisse wirklich waren. Ich hatte bisher ein wirklich schlimmes Erlebnis, bei dem ich wirklich Todesangst hatte und ein paar Tage gebraucht habe, um den Schock zu verarbeiten. Ich habe danach noch einige Tage gezittert am ganzen Körper und konnte nicht wirklich fassen was passiert ist. Das Erlebnis habe ich sehr detailliert im Kopf behalten und das wird sich so schnell auch nicht ändern.

Bei allen anderen Erlebnissen ist das jedoch nicht so. Interessanterweise kann ich mich an die schlimmen Erlebnisse kaum noch erinnern und weiß nur noch, welche Lektion oder Lehre ich daraus mitgenommen habe, mehr aber auch nicht. An die guten Erlebnisse erinnere ich mich dagegen viel besser.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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