Beim Einkauf Mitleid mit anderen Menschen?
Von Mitleid kann sich keiner etwas abbeißen, und in meinen Augen stellt es eine verschleierte Form von Verachtung dar. Man kommt sich auf billige Art als guter Mensch vor, aber in Wirklichkeit schaut man auf die Mitmenschen doch nur herab, wenn man sich denkt: "Du arme Sau, kannst dir keine Marken-Nudeln leisten" oder "... bist wohl zu dumm für gesunde Ernährung!".
Ich finde so eine Herangehensweise, auch wenn man sie mir als "Mitleid" verkaufen will, schon ausgesprochen arrogant. Auf diese Art beweist man auch nicht, dass man einen guten Charakter hat, sondern nur, dass man sich in seine Mitmenschen nicht hineinversetzen kann und stupide und kleinkariert immer von der eigenen Sichtweise ausgeht.
Beispielsweise kann es ja sein, dass die Kunden aus Sparsamkeit zu Eigenmarken greifen, sprich in den Augen mancher "billige Waren" kaufen. Ich könnte mir durchaus Marken-Nudeln leisten, da ich einkommensmäßig fest in der Mittelschicht verankert bin, aber mir schmecken die 08/15-Nudeln genauso, und ich kaufe ja schließlich nicht ein, um meine Mit-Einkäufer zu beeindrucken. Auch bin ich im Supermarkt zwischen Klopapier und Wursttheke nicht immer top gestylt und zurechtgemacht, was aber nicht bedeutet, dass ich deswegen das Mitleid derer verdient habe, die sich ohne Pickelabdeckstift nicht mal zum Komposthaufen trauen.
Und wenn ich Fertiggerichte, Chips und Süßigkeiten kaufe, braucht mich wirklich niemand zu "bemitleiden", weil ich mir das Zeug immerhin leisten kann. Und ob man sich gesund ernährt oder nicht ist ja wahrhaftig nicht das Problem irgendwelcher Außenstehender, die oft genug lieber vor ihrer eigenen Tür kehren sollten.
Mitleid, weil jemand ungesunde Lebensmittel kauft, ist schon ein wenig herablassend. Am Ende geht es doch niemanden etwas an und man weiß nicht mal, ob die Person zuhause den ganzen Kühlschrank voller Gemüse hat oder in der Firma in einer Kantine täglich die Salatbar stürmt. Oder ob jemand einfach nur für eine Party Snacks einkauft oder was auch immer. Und selbst wenn die Person ungesund isst, davon wird sie auch nicht gleich tot umfallen. Das ist ja kein Arsen oder Zyankali. Unter dem Gesichtspunkt finde ich hier Mitleid schon sehr unangebracht.
Vielleicht hat der Mensch durchaus das Geld, aber gar keine Lust auf gesunde Ernährung und hat sich im vollen Bewusstsein für so eine Ernährung entschieden. Oder es wird generell nicht sonderlich viel Wert auf allerlei Essen gelegt. Da fände ich es schon komisch, jemanden anderen zu bedauern, weil er es einfach nicht besser zu wissen scheint. Und nur weil jemand bescheiden einkauft, lässt das nicht per se Rückschlüsse auf den finanziellen Zustand zu. Es gibt Leute, die gehen Anfang des Monats großspurig zu Rewe, weil da gerade die Stütze frisch aufs Konto kam und hauen das Band mit teurem Braten, Bio-Lebensmitteln und weiß der Geier was noch für teurem Zeug zu, um dann spätestens am zwanzigsten des Monats wieder ins Minus zu rutschen.
Andere sind finanziell sehr gut situiert und sparen trotzdem beim Einkauf. Selbst wenn man jetzt jemanden als armen Rentner mittellos einschätzt, kann man fatal daneben liegen. Und selbst wenn man richtig liegt, was dann? Es will doch niemand Almosen zugesteckt bekommen, weil man so ärmlich erscheint, das ist eine furchtbare Vorstellung. Wenn du helfen willst, dann biete dich den Tafeln als ehrenamtlicher Helfer an oder spende dein Geld an eine Organisation.
Ich muss mich auf meinen Einkauf konzentrieren und daher schaue ich andere Menschen im Supermarkt noch nicht einmal an. Ist schon vorgekommen, dass ich gegrüßt wurde und erst einmal verdutzt hoch schaute. Ich gucke auch niemandem in den Einkaufswagen.
Und wenn ich einen Einkaufszettel dabei habe, der auch schon in der Reihenfolge des Marktes geschrieben ist, geht das zack zack bei mir und ich bin ratzfatz durch mit dem Einkauf. Da gucke ich nicht erst in der Weltgeschichte herum.
Rein und wieder raus, geschafft. Ist ja wohl klar, dass ältere Menschen eher kleine Mengen einkaufen, wie sollten sie denn einen Berg von Einkäufen nach Hause tragen? Auch haben diese Menschen viel Zeit und gehen halt täglich oder jeden zweiten Tag zum Markt. Ein ehemaliger Partner von mir, arbeitete nicht mehr und ging jeden Tag zum Discounter.
Darauf hätte ich nicht mal Lust, wäre ich täglich daheim. Ich interessiere mich nicht für die Einkäufe anderer und das denke ich von anderen genauso. Was sollten die denn denken, wenn ich am Samstagabend bei Netto zwei Tafeln Schokolade, ein Eis, eine Tüte Chips und eine Cola light aufs Band lege? Dass ich mich ungesund ernähre? Könnte ja auch für meine Oma sein.
Quasselfee hat geschrieben:Rein und wieder raus, geschafft. Ist ja wohl klar, dass ältere Menschen eher kleine Mengen einkaufen, wie sollten sie denn einen Berg von Einkäufen nach Hause tragen?
Ich denke, ich bin auch schon älter. Unabhängig davon kaufe ich ebenfalls meistens kleinere Mengen ein, weil ich mitten in der Stadt wohne und meine Sachen relativ tagesaktuell einkaufe. In unmittelbarer Umgebung meiner Wohnung gibt es fast alle Geschäfte, die ich brauche, weswegen ich normalerweise keinen Großeinkauf mache, sondern eben beim Heimweg schnell die Sachen mitnehme, die ich gerade brauche.
Ob sich andere Menschen insgeheim beim Anblick meiner Einkäufe über mich Gedanken machen könnten, habe ich mir bislang noch nicht überlegt. Und wenn, dann muss es mich eigentlich nicht weiter kümmern, da ich diese Leute sowieso nicht kenne, und sie mich ebenfalls nach wenigen Minuten wieder vergessen haben werden. Selbst wenn jemand auf den Gedanken käme, einen armen Schlucker vor sich zu haben, könnte er sich am nächsten Tag wahrscheinlich schon nicht mehr konkret an mich erinnern. Insofern ist mir das egal.
Ach du Schreck. Mir war gar nicht bewusst, dass ich ein mitleiderregendes Einkaufsverhalten habe. Ich gehe lieber jeden Tag einkaufen - Geschäfte liegen eh auf dem Weg - anstatt einmal die Woche einen ganzen Wagen voll Lebensmittel nach Hause zu schleppen. So sind die Sachen frischer und ich habe einen besseren Überblick, so, dass nichts im Kühlschrank vergessen wird und später nicht mehr genießbar ist.
Und ja, ich kaufe auch günstige Eigenmarken, weil es bei Nudeln, Reis und Co. geschmacklich absolut keinen Unterschied macht ob da eine Marke drauf steht oder ob es von Aldi kommt. In Tests schneiden diese Produkte auch regelmäßig genauso gut ab wie die Marken. Und nein, du musst mich nicht dafür bemitleiden, dass ich gerne da spare, wo sich dadurch an meiner Lebensqualität überhaupt nichts ändert.
Du brauchst mich auch nicht bemitleiden wenn ich wie gestern den Supermarkt mit vier Paketen Kaffee und einem Eis am Stil verlasse. Ich habe keine extrem ungesunden Ernährungsgewohnheiten, das Zeug war schlicht und einfach im Sonderangebot und Kaffee hält sich ja lange. Und das Eis am Stil war mein erstes in diesem Jahr.
Wenn ich ehrlich bin, dann interessiert es mich überhaupt nicht, was andere Menschen um mich herum für Waren in ihren Einkaufskorb laden, wie sie gekleidet und frisiert sind und ob sie ihre Einkäufe zu Fuß nach Hause tragen oder in ihren Mercedes einräumen. Ich käme nicht auf die Idee, im Supermarkt penibel zu beobachten, wer welche Produkte kauft, und mir darauf dann auch noch einen Reim zu machen. Zum einen finde ich das ganz schön unhöflich und aufdringlich, und zum anderen habe ich meist ein knappes Zeitfenster und möchte einfach möglichst schnell mit meinem Einkauf durchkommen. Da habe ich keine Geduld, andere Einkäufer zu stalken.
Abgesehen davon kann man keinesfalls sicher von der Preiskategorie der eingekauften Lebensmittel auf die finanzielle Situation und vom äußeren Erscheinungsbild die Lebensumstände schließen. Ich kenne genug sehr gut gestellte und verdienende Menschen, die am Samstagmittag trotzdem in Jogginghosen und ungeschminkt zum Aldi fahren, um dort ihren Wocheneinkauf zu tätigen. Ich selbst verdiene nicht gerade schlecht und kaufe aber trotzdem zu 98% Discounter-Produkte, weil ich der Meinung bin, dass diese nicht schlechter schmecken als die Markenkonkurrenz, und weil ich es dann wiederum nicht einsehe, unnötig mehr dafür zu bezahlen. Zudem kaufe ich immer relativ wenig und fast nur einfache Lebensmittel fürs Frühstück und Abendbrot, weil mein Freund und ich Vollzeit arbeiten und nur selten zuhause kochen.
Würde man mich also durch den Supermarkt spazieren sehen, könnte man auch denken, ich wäre ein armer Bafög-abhängiger Student, der sich mit Aushilfsjobs und Schnorrerei gerade so über Wasser halten kann. Mir ist es aber auch egal, wenn dieser Anschein entsteht, da mich die Meinung der anderen ebenso wenig kümmert wie deren Einkaufsverhalten.
Mich interessiert es eigentlich nicht, was andere Menschen im Einkaufskorb haben. Es kann schon sein, dass ich, wenn ich an der Kassa stehe und warte, schaue, was andere Leute eingekauft haben. Aber das dann nur, damit ich vielleicht noch bemerke, wenn ich etwas zu Einkaufen vergessen haben.
Aber darauf zu schließen, ob jemand arm oder reich ist, nur weil er top gestylt ist oder weil er teure Artikel einkauft, ist unmöglich. Man kann nicht hinter die Fassade sehen und weiß nicht, wie oft ein Mensch einkaufen geht. Außerdem gibt es ja ein Sprichwort "von den Reichen kannst du sparen lernen". Das würde bedeuten, dass gerade Menschen mit viel Geld billige Produkte einkaufen.
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