Wie wichtig Siegel für antibiotikafreie Wurst erachten?

Ein deutscher Wursthersteller wirbt neuerdings damit, dass seine Wurst antibiotikafrei wäre. Das Echo darauf ist geteilt und reicht von „ganz toll“ bis „ziemlich schlimm“. Haltet ihr denn derartige und explizite Hinweise auf antibiotikafreie Wurst für wichtig und würdet ihr dann derartige Wurstprodukte bevorzugt kaufen? Wie hoch wäre denn euer Vertrauen in solch ein „Antibiotika-Frei“ Siegel?

Mir kommt es ja bald so vor, als ob unsere Fleisch- und Wurstwarenindustrie einen riesigen Imageverlust wettzumachen hat, denn solche Gütesiegel werden ja schon fast im Monatstakt erfunden und auf den Markt gebracht. Ich bewerte solche Gütesiegel jedenfalls ziemlich kritisch, weil überprüfen kann das letztendlich sowieso niemand. Am witzigsten bei dieser ganzen Siegelflut, finde ich aber immer noch das Siegel der "glücklichen Tiere" und wohl denen, die dieses vergeben können.

Bei sämtlichen Siegeln wie "Bio" und Co kann man sich doch sowieso nicht zu 100% darauf verlassen, dass das, was außen beschrieben ist, auch wirklich drinsteckt. Daher mache ich mir aus solchen Prädikaten auch gar nicht viel und richte mein Kaufverhalten nicht danach aus.

Bei Wurstwaren greife ich sowieso aufgrund der Kostenersparnis und der Praktikabilität zu abgepackten Aufschnitten vom Discounter, und ich bin mir ehrlich gesagt ziemlich sicher, dass ich damit so ziemlich die minderwertigste Qualität und die höchste Dosis an Zusatzstoffen mit einpacke, die man unter den Konkurrenzprodukten finden kann. Für das tägliche Frühstücks- und Abendbrot reicht es mir aus, und ich wäre sicher nicht gewillt, den doppelten oder dreifachen Preis für Produkte zu zahlen, die nicht wesentlich anders schmecken und aussehen, nur weil sie angeblich frei von Antibiotika sind.

Wenn mir schon nach höherer Qualität und regionaler Herstellung ist, dann gehe ich zu besonderen Anlässen zum Metzger und kaufe mir dort frische Ware, von der ich weiß, wo sie herkommt und wie sie hergestellt wird. Von Massenware aus dem Supermarkt erwarte ich generell nicht viel.

Jede Wurst in Deutschland ist antibiotikafrei. Dafür sorgen schon die Wartezeiten nach der Gabe. Fleisch mit Antibiotikarückständen wird weder Schnitzel oder Wurst noch Hundefutter. Wenn es etwas gibt, dann ist das eine antibiotikafreie Aufzucht.

Reinert schreibt dazu zusätzlich 30 Prozent mehr Platz und kleinere Herden vor. Das ist eine gute Sache, denn je besser die Haltungsbedingungen und das Herdenmanagement desto weniger Erkrankungen treten auf. Aber jetzt kommt der Haken. Das Risiko trägt der Landwirt allein. Denn muss ein Tier oder gar die Herde behandelt werden, fliegt es aus dem Programm. Und mehr Platz und bessere Haltung ist teuer.