Kann eine psychische Störung mehrere Jahre andauern?
Seit einigen Jahren ist eine Bekannte schon in der Psychiatrie, weil sie eine psychische Störung hat. Wie sich das geäußert hat, kann ich nicht genau sagen. Ich habe davon erfahren, als sie schon eingewiesen war. Sie muss wohl lebensmüde gewesen sein. Ich frage mich schon, ob eine psychische Störung denn so lange dauern kann, obwohl sie behandelt wurde und wird. Ist es wirklich so, dass man jahrelang werden einer psychischen Störung behandelt wird und immer noch in der Psychiatrie ist?
Natürlich gibt es psychische Erkrankungen, die so lange andauernd. Manche können sogar ein Leben lang vorhanden sein. Man kann dann manchmal zwar Besserungen erzielen, aber ganz werden die Betroffenen diese Erkrankungen dann nicht wieder los. Die wenigsten psychischen Erkrankungen sind irgendwann wirklich ganz geheilt und verschwunden.
Ein gutes Beispiel sind Magersüchtige oder Bulemiker, diese müssen dann wirklich ein Leben lang daran arbeiten, dass sie nicht wieder rückfällig werden. Aber es geht vielen so, die eine psychische Krankheit haben, dass sie zwar damit leben können, aber doch immer wieder daran arbeiten müssen.
Die meisten psychischen Störungen dauern lange an und lassen sich nicht über wenige Wochen bis Monate hinweg heilen. Tatsache ist, dass es für viele psychische Störungen an sich auch keine allgemeinen Heilungsarten gibt, so dass man sagen könnte, jemand hat das und das und bekommt dagegen eben das Gegenmittel. Oftmals muss man sich erstmal auf Ursachenforschung begeben und da es meist nicht sehr einfach ist, von den Erkrankten das zu hören, was man hören möchte, dauert das ganze eben auch ein Weilchen.
Selbst wenn die Ursachen bekannt sind, gibt es kein patentiertes Heilmittel dagegen, dies muss individuell berücksichtigt und ausprobiert werden und es gibt durchaus auch Fälle, wo letztendlich niemals von einer vollkommenen Genesung gesprochen werden kann.
Ich denke, dass du eine psychische Erkrankung daher in einem falschen Licht siehst und sie eher als etwas betrachtest, was eben mit einer körperlichen Erkrankung gleichzusetzen ist, welche meistens nach einigen Wochen, Monaten geheilt werden kann. Ein psychischer Schaden ist weitaus komplexer und der Heilungsprozess ist langwierig.
Es gibt eine ganze Menge psychische Störungen, die sich niemals (!) vollständig heilen lassen, und bei denen dann nur jeweils die auftretenden Krankheitsschübe behandelt werden können. Nicht jede psychische Störung lässt sich überhaupt therapieren!
Der menschliche Geist ist keine Maschine. Menschen sind komplexe Wesen, und man weiß noch gar nicht so viel über die menschliche Psyche. Eigentlich weiß man sogar fast gar nichts. "Behandlung" psychischer Erkrankung läuft in vielen Fällen leider darauf hinaus, dass man den Betroffenen irgendwelche Pillen verschreibt, deren Wirkungsweise man im Grunde gar nicht versteht, und das beste hofft. In manchen Fällen schlägt die Behandlung dann auch positiv an, in manchen Fällen ist sie völlig wirkungslos, und in wieder anderen Fällen gibt es üble Nebenwirkungen.
So wie du das beschreibst leidet deine Bekannte wohl an einer Depression? Da gibt es keine "Wunderpille", die das Problem einfach mal so in kurzer Zeit behebt.
Ist es wirklich so, dass man jahrelang werden einer psychischen Störung behandelt wird und immer noch in der Psychiatrie ist?
Ist sie volljährig? Ist sie freiwillig dort? Denn an sich gibt es keine freiwilligen Aufenthalte in reinen Akutpsychiatrien, die so lange dauern. Da findet sich auch kein Kostenträger für. In Pflegeheimen für psychisch kranke Menschen wäre eine so lange Unterbringung möglich. Sowohl freiwillig wie auch als Zwangsmaßnahme.
Mir selbst fallen spontan zwei Fälle ein, die mehrere Monate in einer Psychiatrie waren. Also am Stück. Es gibt durchaus auch Fälle, die alle paar Tage/ Wochen wieder dort sind. Ansonsten kenne ich es eher so, dass man eher zu früh entlässt und auch Patienten die begründet länger freiwillig dort bleiben wollen, entlassen werden.
Einer der beiden genannten Fälle war mit einem richterlichen Beschluss von einem Jahr (oder mehr) dort untergebracht. So weit ich weiß allerdings nach einer Straftat. Der wurde dann aber in die Forensik verlegt.
Der andere Fall war eine Frau, die durch einen Unfall mehrfachbehindert war. Unter anderem halt auch geistig und psychisch. Die war über ein Jahr dort. Weil sie auch rein von ihrem Altern noch nicht alt genug für ein Altenheim war. Und einen passenden Platz zu finden hat gedauert. Die wurde dann aber auch urplötzlich in eine für sie passende Einrichtung verlegt.
Ich kenne sonst noch Alkoholiker, die ja durchaus zum Entzug eben in die Psychiatrie gehen. Meistens gibt es da aber noch andere, vor allem psychiatrische Diagnosen. In der Regel bleiben die Patienten aber hier maximal eine gute Woche und werden dann wieder entlassen. Zumindest wenn sie öfters dort sind. Und da sind mir durchaus Fälle bekannt, in denen der Patient entlassen wurde und nur ein oder zwei Tage zu Hause war und dann wieder dort war. Aber eben nicht am Stück.
Die meisten psychischen Erkrankungen sind nicht wirklich heilbar. Man kann die Symptome lindern und den Betroffenen einen Umgang mit ihrer Erkrankung bei bringen. Das erfordert in der Regel aber keine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Ziel ist es immer, den Betroffenen in den Alltag wieder ein zu gliedern. Und dazu gibt es eine Vielzahl ambulanter Möglichkeiten.
Natürlich kann eine psychische Erkrankung so lange andauern. Sie kann mehrere Jahrzehnte andauern oder sogar bis an das Lebensende des Betroffenen. Manchmal ist es so, dass eine psychische Erkrankung mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen verschwindet. Das ist aber sehr selten und dann in der Regel durch Schlüsselereignisse ausgelöst. In der Regel funktioniert das aber leider auch nur bei psychischen Erkrankungen, welche ebenfalls durch ein Schlüsselereignis ausgelöst worden sind.
Einigen Erkrankten kann man ja über Medikamente wieder ein ganz normales Leben ermöglichen, weil die Medikamente die Störungen unterdrücken. Aber das gelingt nicht bei allen Erkrankten und natürlich gibt es auch nicht für jede psychische Störung ein Medikament. Wenn man unter starken Persönlichkeitsstörungen leidet, dann kann man dagegen medikamentös leider nicht viel machen. Dann braucht man eine Therapie.
Therapien schlagen aber ja nun einmal auch nicht bei jedem an. Nicht umsonst heißt es, dass jemand nicht therapierbar ist. Solche Menschen gibt es wirklich und diese werden dann teilweise lebenslang unter Sicherheitsverwahrung gehalten, wobei häufig nicht die Sicherheit anderer Personen im Vordergrund steht, sondern die der Betroffenen selber. Teilweise ist es nämlich leider nicht möglich, den erkrankten Personen wieder ein sicheres Leben mit einem gewöhnlichen Alltag zu ermöglichen und deswegen werden sie eben noch nicht entlassen, auch wenn sie schon seit mehreren Jahren in einer bestimmten Einrichtung untergebracht gewesen sind.
Eine psychische Erkrankung ist nicht wie eine Grippe, wo nach zwei Wochen die Symptome weg sind, die Pathogene gekillt worden sind und man wieder geheilt durch die Gegend hüpfen kann. Eine psychische Erkrankung ist viel vielschichtiger und es ist viel komplizierter, den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen, weil jede Erkrankung anders ist, jede Ursache anders ist und dementsprechend jede Therapie angepasst werden muss.
Ich leide selbst unter einer psychischen Störung und ich bin wahrscheinlich schon seit Jahren dran, auch wenn ich erst seit drei Jahren die offizielle Diagnose erhalten habe. Und ich merke auch, dass der Genesungsprozess sehr anstrengend und von Rückfällen gezeichnet ist und mich teilweise auch ziemlich zurückwirft. Also ich denke, dass ich ein paar Jährchen damit zu tun haben werde und ich würde somit auch sagen, dass eine psychische Störung sehr lange benötigen kann, bis sie genesen ist. Ich denke nämlich nicht, dass es die Spontanheilung schlechthin gibt.
Hier kann ich als betroffener etwas beitragen. Hast du einmal eine psychische Störung, dann hast du die für immer. Eigentlich kann man hier die Antwort schon beenden. Es ist nun so, dass solche Krankheiten immer in Phasen beziehungsweise schubweise verlaufen. Ich selbst zum Beispiel habe Depressionen, wobei ich dann nicht tieftraurig bin und weine, sondern ich werde absolut unsicher und traue mich nicht vor die Tür und solche Sachen.
Auch eine Depression ist sehr vielschichtig. Ich habe gelernt damit umzugehen, weiß jedoch auch ganz genau das immer mal wieder Tage kommen, an denen die Krankheit mit voller Härte zuschlägt. Inzwischen kann ich ganz gut damit umgehen und dadurch sind die Schübe selten und kürzer geworden. Vielleicht verschwinden sie irgendwann ganz, jedoch ist man nie gänzlich geheilt. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
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