Könnt ihr freundlich aber dennoch bestimmt auftreten?

Im Beruf, im Privatleben oder aber auch mit Menschen, die in Behördensitzen, mit Vermietern oder auch mit Lehrern der Kinder muss man oft freundlich aber dennoch bestimmt auftreten. Man kann sich nicht alles gefallen lassen, aber will auch nicht unfreundlich rüber kommen.

Ich versuche immer freundlich zu sein aber dennoch eben zu sagen, was ich meine und auch meinem Gegenüber mitteile, was ich mir denke und was ich will. Das ist nicht immer einfach.. Könnt ihr bestimmt aber dennoch freundlich auftreten oder könnt ihr beides nicht miteinander vereinbaren?

Ich würde behaupten, ja. Und zwar deswegen, da ich einerseits ein sehr höflicher Mensch bin, andererseits aber ein sehr ausgeprägtes Empfinden dafür habe, was ich will oder nicht will und mir da auch nicht groß quer fahren lasse. In einem gewissen Ausmaß schon, solange es nichts Wichtiges ist und einfach im Rahmen der Höflichkeit so passiert, habe ich kein Problem damit, wenn es aber um grundsätzliche Dinge geht, oder bei mir einfach eine Grenze erreicht ist die ich nicht überschritten wissen möchte, mache ich das, bevorzugterweise auf freundliche und höfliche Art, falls nötig auch sehr deutlich.

Ich finde es schwierig sich selbst da einzuschätzen, weil man sich selbst in solchen Situationen gar nicht beobachtet. Ich habe erst kürzlich geschafft in einem freundlichen Gespräch meine Interessen durchzusetzen, wobei ich nicht finde, dass ich da sehr bestimmt gewirkt habe. Ich weiß aber, dass ich bestimmt gewirkt haben muss, denn sonst hätte ich meine Interessen vor der Person gar nicht durchsetzen können. Bei der muss man bestimmt auftreten, weil man sonst nicht ernst genommen wird. Also muss ich unbewusst was richtig gemacht haben ohne es aber wirklich gemerkt zu haben.

Ich finde schon. Natürlich kann man sich immer täuschen, weil man sich ja nie von außen erlebt, aber ich habe beispielsweise in meinem Job relativ viel Publikumsverkehr, bei dem ich den Leuten vermitteln muss, dass sie ihren Willen jetzt nicht bekommen. Punkt. Damit habe ich kein Problem, da es in meinem Metier wahrhaftig nicht um Leben und Tod oder die Frage geht, wie man die Miete zahlen soll, sondern eher darum, dass die werte Kundschaft aus purer Dusseligkeit etwas verbummelt hat und von mir Lebenshilfe erwartet.

Aber da ich mich mit den Leuten nicht streiten möchte und auch selber nichts davon habe, wenn jemand ausflippt oder sich bei meinem Chef beschwert, bemühe ich mich stets, auch bei abschlägigen Auskünften oder gar, wenn ich den Leuten Geld abknöpfen muss, freundlich und verständnisvoll zu wirken. Ich gebe mir die größte Mühe, möglichst nicht barsch oder schnippisch zu werden, die Augen zu rollen oder beleidigt einen Flunsch zu ziehen.

In meinen Augen gehört ein höfliches, aber bestimmtes Auftreten einfach dazu, wenn man im Job oder in der Öffentlichkeit ernst genommen werden will oder seinen Willen bekommen möchte. Sonst wird man sehr schnell zur Fußmatte oder als cholerische Zicke belächelt.

Mittlerweile kann ich das schon, aber ich musste es auch erst lernen, als ich in meinen Beruf eingestiegen bin. Wenn man mit Kunden umgeht, dann gehört natürlich ein freundlicher Ton immer dazu, aber gleichzeitig bestimmt auftreten konnte ich am Anfang nicht so gut. Mittlerweile gelingt mir das aber schon, zumindest würde ich das sagen. Natürlich ist es auch immer entscheidend, wie das bei den Kunden ankommt, aber bislang hatte ich den Eindruck, dass das passte.

Ich bin seit 38 Jahren in der Behörde tätig und beherrsche den sicheren Auftritt definitiv. Ich kann mich klar und gewählt ausdrücken und dabei auch freundlich sein. Je unangenehmer der Gesprächspartner, umso höflicher werde ich. Ich benutze dieses Verhalten eben durchaus auch schon einmal als Waffe.

Denn durch meine bedingungslose Freundlichkeit mache ich mich quasi unangreifbar und das wirkt auch auf den anderen eher entwaffnend.Freundlichkeit öffnet eben Tür und Tor. Es gibt aber eben auch Kolleginnen, die ebenfalls schon lange im Job sind und das eher nicht beherrschen.

Bei der kleinsten Aufregung lassen sie sich aus der Bahn bringen, werden fahrig, kommen durcheinander und machen Fehler. Der Kunde nutzt so etwas natürlich gern mal aus. Und wenn man etwas im nachhinein wieder korrigieren muss, gibt es Ärger und die Vorgesetzten werden informiert. Ich finde das sehr schade, kann dann aber nicht eingreifen, weil das die Situation nicht retten würde.

Ich würde auch behaupten, dass ich es im Allgemeinen eigentlich schaffe immer freundlich, aber dennoch bestimmt aufzutreten. Mir ist es wichtig genau so aufzutreten und rüber zu kommen, da man so in vielen Situationen den meisten Erfolg hat - sowohl beruflich als auch privat. Wenn man dort freundlich auftritt, kommt man meist weiter, als wenn man gleich unfreundlich ist und somit Ablehnung erzeugt. Wenn man dann aber zu freundlich ist und nicht bestimmt sein Anliegen vorträgt und rüber bringt, was man erwartet, dann kann man ganz schnell auf Ablehnung treffen beziehungsweise die andere Person nimmt einen dann nicht mehr ernst. Die Kombination ist es also, die den Erfolg verschafft.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Freundlichkeit weiter kommt, von daher ist es natürlich in meinem eigenen Interesse nicht bestimmt und unfreundlich aufzutreten. Wobei ich aber eh nicht zu Unfreundlichkeit neige, es muss schon viel passieren, dass ich richtig unfreundlich werde und vorher werde ich oft erst mal auf sehr ironische Weise richtig Scheiß freundlich.