Wann fasst ihr Kritik als persönlichen Angriff auf?
Kritik kann sehr hilfreich sein - indem man jemandem sagt, was einem an ihm stört oder was er besser machen könnte, wird ihm so vor Augen geführt, was seine Schwachstellen sind und woran er arbeiten kann. Nicht immer sieht man Kritik allerdings als gerechtfertigt an, so dass es schnell passieren kann, dass man sich angegriffen dadurch fühlt. Das ist auch dann der Fall, wenn man nicht das Gefühl hat, dass jemand einem durch die Kritik helfen will, sondern einen stattdessen nur fertig macht.
Wann fasst ihr Kritik als persönlichen Angriff auf? Seid ihr in dieser Hinsicht sehr empfindlich und seid schnell verletzt und beleidigt oder versucht ihr aus jeglicher Kritik, etwas für euch herauszuziehen und etwas daraus zu lernen oder euch zumindest einen Denkanstoß zu holen?
Um ehrlich zu sein ist das bei mir über 10 Jahre her, dass ich Kritik das letzte Mal als persönlichen Angriff gewertet habe. Mittlerweile kommt das gar nicht mehr vor, egal wie heftig die Kritik formuliert worden ist und von wem sie stammt. Das liegt bei mir einfach daran, dass ich ausgeglichen bin und in mir ruhe. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass Menschen sehr schnell Kritik persönlich nehmen, wenn sie innerlich nicht ausgeglichen sind und ein angeknackstes Selbstwertgefühl haben so wie ich damals. Wenn man aber innerlich stabilisiert ist, haut einen so schnell nichts mehr um. Das ist ein Lernprozess.
Ich denke, dass Kritik möglichst sachlich angewandt werden sollte. Selber bin ich kein Fan von Kritik. Wir sind eigentlich in der Ausbildung darauf geschult worden, positives Verhalten zu bestärken und negatives Verhalten zu ignorieren. Deshalb wäre Kritik in meinem Beruf eigentlich völlig sinnlos. Ich merke auch bei den Kindern, dass ich mit dieser Pädagogik die besten Ergebnisse erziele und das beste aus den Kindern heraus holen kann.
Im Berufsleben lässt es sich aber wohl kaum vermeiden, dass man einmal kritisiert wird. Oder auch bei Elterngesprächen stehen wir oft vor der Aufgabe, auch unsere Wünsche den Eltern nahe zu bringen. Da ist auch Kritik unumgänglich. Dann verwende ich meistens die Sandwich Theorie. Man sagt zuerst etwas Positives, dann formuliert man die Kritik etwas sachlich und dann sagt man wieder etwas Positives.
Mit dieser Taktik habe ich bis jetzt jedes Elterngespräch positiv geführt und es hat dann auch seine Wirkung gezeigt. Die Eltern haben unsere Anliegen durchaus positiv aufgenommen und auch gut mit gearbeitet. Ich kann dies nur weiter empfehlen. So erreicht man beim Gegenüber am meisten, ohne ihn zu verletzen, weil man auch die positiven Dinge erkennt und nicht nur alles immer schlecht redet.
Gerade heutzutage finde ich wirklich, dass man ständig an allem herum kritisiert. Da muss ein Umdenken statt finden. Es gehört mehr das Positive gesehen und auch verstärkt.
Wenn die Kritik konstruktiv ist und sachlich und freundlich vorgebracht wird nehme ich Sie nicht persönlich. Ich versuche schon möglichst viel aus einer Kritik heraus zu holen und die Sache die kritisiert wurde somit zu ändern. Ich sehe Kritik also vor allem als einen Denkanstoß bzw. eine Hilfestellung. In der Regel bekommt man ja Kritik nicht ungefragt sondern wenn man jemanden nach seiner Meinung gefragt hat. Das setzt schon voraus das ich dafür offen bin und ggf. etwas an der Sache (oder mir) ändern will. Deshalb fasse ich Kritik in der Regel positiv auf und finde das Sie einem viele Chancen bietet.
Aber natürlich gibt es auch Kritiken die ich persönlich nehme. Diese sind aber, Gott sei Dank, sehr selten. Es gibt nämlich durchaus Menschen die einen nicht sachlich kritisieren wollen sondern schlicht beleidigen. Wenn dies der Fall ist kann ich Sie durchaus auch einmal persönlich nehmen. Auch wenn ich ansonsten ein dickes Fell habe. Meistens stehe ich aber darüber und lasse Kritik die nicht konstruktiv ist an mir abprallen.
Außerdem kommt es noch darauf an von wem die Kritik kommt. Wenn Sie von Menschen kommt die ich schätze, wie Freunde oder Arbeitskollegen, nehme ich Sie ernster als wenn Sie von Fremden kommt. Wenn also ein Fremder eine nicht konstruktive Kritik an mir übt kann ich diese leichter ignorieren als wenn diese von einem guten Freund oder einem Mentor kommen würde.
Ich finde Kritik auch richtig und wichtig, aber bei mir kommt es ganz stark darauf an, wie diese ausgesprochen wird. Wenn Kritik sachlich geäußert wird, dann bin ich die erste, die sich Gedanken darüber macht und dann auch schnell zugibt, wenn die Kritik berechtigt war.
Aber wenn Kritik schon verletzend geäußert wird, dann muss ich sagen, dass ich das dann schon als persönlichen Angriff empfinde und dann erst mal schlucken muss. Trotzdem denke ich dann auch darüber nach und versuche, etwas daraus zu lernen. Nur dann dauert das einen Moment länger als bei sachlich geäußerter Kritik.
Wenn ich ganz ehrlich bin: schon manchmal. Es wird ja immer so getan, als sei Kritik immer angemessen und gerechtfertigt und jeder, der kritisiert wird, hat gefälligst zumindest darüber nachzudenken und nach Möglichkeiten daraus zu lernen und bitteschön an seinen auf diese Art aufgedeckten "Schwachstellen" zu arbeiten.
Und wenn mein Chef mich wegen einer sinnvollen, messbaren Geschichte, die direkt mit meinem Job zu tun hat, kritisiert, mache ich das auch brav und fasse es natürlich nicht als persönlichen Angriff auf. Aber wie oft kommt das schon vor, verglichen mit den immer wieder auftretenden Kommentaren zu irgendwelchen Banalitäten oder persönlichen Entscheidungen, die andere Leute eigentlich gar nichts angehen?
In so vielen Fällen läuft die Kritik auf: "Sei bitte anders, das gefällt mir nicht!" hinaus, und da sehe ich es überhaupt nicht ein, wieso ich darüber nachdenken soll, wenn schnippischer Kollegin X mein Kleidungsstil nicht gefällt oder neugierige Nachbarin Y gar nicht fassen kann, wieso ich keine Scheibengardinen aufhänge. Meiner Meinung nach kommt es viel öfter vor, dass Kritik zumindest subtil oder indirekt als "persönlicher Angriff" gemeint ist denn als sinnvoller und hilfreicher Hinweis darauf, wie man etwas besser machen kann.
Das heißt zwar nicht, dass ich mich mit den Leuten, die glauben, mir dreinreden zu müssen, immer gleich anfange zu streiten, aber ich schaue schon sorgfältig darauf, wo die Kritik herkommt, wie sie gemeint ist und ob ich etwas damit anfangen kann, ehe ich sie im Zweifelsfall umsetze. Bei vielen Kritikern frage ich mich sowieso, woher die die Arroganz hernehmen, meine Lebensentscheidungen, die sie nicht betreffen, zu hinterfragen.
Ich glaube, dass es immer auf die Art ankommt, wie die Kritik formuliert wird. Eine sachliche Kritik wird, denke ich jedenfalls, kaum jemand sehr persönlich nehmen beziehungsweise als Angriff auffassen. Aber dafür muss sie auch entsprechend gut und wirklich sachlich formuliert werden, wodran es bei den meisten Leuten ja schon scheitert. Die wenigstens Leute sind in der Lage Kritik wirklich ehrlich und sachlich rüber zu bringen, sodass es dann meist doch auf eine Art persönliche Ebene rutscht und die andere Person sich dann natürlich entsprechend persönlich angegriffen fühlt und die Kritik dann nicht mehr annehmen kann, was ja auch verständlich ist.
Ansonsten denke ich, dass es auch darauf ankommt, von wem die Kritik kommt. Die Kritik von Familien oder Freunden nimmt man natürlich eher an als welche, die von Fremden Leuten kommt, die man kaum kennt und die vielleicht noch nicht mal auf der Arbeit wirklich etwas mit einem zu tun haben. Wenn man die Leute gut kennt und sie auch mag, dann weiß man auch, dass sie mit der Kritik meist nur das Beste für einen wollen, auch, wenn man selbst es manchmal erst später merkt.
Es gibt tatsächlich Kritik, die nicht auf eine sachliche Auseinandersetzung mit einem Thema abzielt sondern ganz offensichtlich als persönlicher Angriff gedacht ist. Und nicht jede Kritik ist automatisch konstruktiv und hilfreich, es gibt auch Leute, die einfach meckern weil sie meckern wollen und weil sie deine Nase nicht mögen.
Ich bin schon in der Lage so eine passiv-aggressive Nummer von echter Kritik zu unterscheiden und sehe natürlich den persönlichen Angriff dahinter. Die Frage ist nur ob und wie ich darauf reagiere. Dem anderen zeigen, dass er erreicht hat, was er wollte, ist jedenfalls keine gute Idee.
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