Wird Untreue in Partnerschaft zu wenig thematisiert?
Laut einer Paartherapeutin würden die meisten Paare viel zu wenig über das Thema Untreue sprechen. Ich weiß gar nicht, wie viel diese Dame denn als "angemessen" empfindet. In meiner Beziehung wird das Thema Untreue wenig besprochen, eben weil es keinen Grund dazu gibt. Wie wissen beide, wo die Grenze ist und was wir beide noch als "treu" empfinden und mehr gibt es da meiner Ansicht nach auch nicht zu besprechen.
Wie ist das bei euch? Findet ihr, dass das Thema Untreue zu wenig in Beziehungen thematisiert wird? Wie oft und wie lange wird das Thema in eurer Partnerschaft besprochen? Was wäre noch in Ordnung und was ist eurer Ansicht nach viel zu wenig?
Warum sollte man in der Partnerschaft über einen Sachverhalt reden, der doch so gar nicht existent ist? Hätte gern näheres über die Aussage der Paartherapeutin erfahren. Ihre Intension würde mich schon sehr interessieren. Sicher hat sie diese Aussage nicht alleinstehend gemacht. Sicher hat sie diese Aussage, dass Partner über Untreue reden sollten, obwohl die nicht wirklich existent ist, begründet.
Schade, dass darauf so gar nicht eingegangen wurde. Würde mein Partner fragen, ob ich ihm treu wäre, würde ich reinen Gewissens eine bejahende Antwort geben können. Wenn der mich gut kennt, merkt er ja auch, dass das die reine Wahrheit ist. Aber ehrlich, einen kleinen Stich würde diese Frage bei mir hinterlassen. Ist sie doch ein Ausdruck von Misstrauen.
Daher würde ich so etwas meinem Partner nicht zumuten. Irgendwann erkennt man schließlich Anzeichen von Untreue. Erst recht, wenn man zusammen lebt und jeden Tag zusammen ist. Für Untreue braucht man ja schließlich auch eine gewisse Freizeit, die dann eben nicht mit dem Partner verbracht wird. Bei einschlägigen Anzeichen, und nur dann, würde ich schon meinen Partner befragen und dann sehen wir halt weiter.
Natürlich wird Untreue in Beziehungen zu wenig thematisiert. Denn solche Vereinbarungen wie Täubchen haben doch alle, die eine monogame Beziehung anstreben. Trotzdem gehen ganz viele fremd. Das passiert doch nicht, weil der untreue Partner dachte, dass er gar nicht untreu ist.
Normalerweise ist etwas in der Beziehung nicht in Ordnung oder mindestens ein Partner ist nicht für Monogamie gemacht. Wenn man die Bereitschaft entwickelt, Fremdgehen zu wollen, dann merkt man das vorher. Und dann ist der Zeitpunkt gekommen zu reden.
Über Untreue redet man sicherlich erst richtig, wenn es schon zu spät ist und etwas passiert ist, was einem Partner nicht gefallen hat. Allgemein steckt man schon grob fest, was man machen kann und was nicht, das ist ja auch normal, aber man wird nicht bis ins letzte Detail und jeden Tag darüber reden, das würde dann ja auch nicht produktiv sein, sondern auch der Beziehung schaden. Letztendlich gibt es auch nicht das eine Modell einer Beziehung, was für jeden Menschen gut ist und daher finde ich solche Ratschläge höchst fragwürdig.
Mein Freund und ich haben bisher auch nur einige ganz wenige Male über Untreue gesprochen und das auch nur ganz kurz und am Rande. Für uns ist von Anfang an klar, dass wir eine monogame Beziehung wollen und dass Untreue ein sofortiger Trennungsgrund wäre. Als das geklärt war, gab es für mich dann nie mehr einen Anlass dafür, Untreue noch weiter thematisieren.
Wenn beide die Regeln und Grenzen kennen und sich einig sind, gibt es doch auch keinen weiteren Klärungsbedarf und ich wüsste auch nicht, weshalb man denn ständig und immer wieder über dieses Thema reden sollte. Was will man denn damit bezwecken? Irgendwann weiß man doch, wie der Partner über das Thema denkt und was Sache ist. Und wenn sich beide einig sind, dass bei Untreue des anderen Schluss wäre, gibt es da auch nichts mehr zu diskutieren.
Klar sollte man das Thema unbedingt ansprechen, wenn es denn irgendwann mal dazu kommen sollte, dass einer der beiden untreu war. Solange aber alles geklärt ist und man sich gegenseitig treu ist, sehe ich keinen Grund dazu, dieses Thema immer und immer wieder zu behandeln. Das macht doch auch keinen Sinn und es gibt auch definitiv schönere Themen, über die man sich als Paar miteinander unterhalten kann.
Als Paartherapeutin hast du natürlich eine ganz andere Sicht der Dinge, weil du vor allem mit Paaren zu tun bekommst, bei denen einiges im Argen liegt und auch jedes unschöne Detail vor dir ausgebreitet wird, was oft nicht mal die engsten Freunde und Familienmitglieder zu hören bekommen. Da bekommt man ganz andere Einsichten in die Faktoren, die Paare zusammenhalten oder eben auch auseinanderbringen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das Thema Untreue in Partnerschaften gerne ausgeblendet wird, auch wenn es schon an unterschiedlichen Ecken kokelt und die erste Verliebtheit lange verflogen ist. Und man kann sich ja so vieles schönreden: Untreue beginnt für gewöhnlich nicht mit dem Kopulationsakt, also kann man ja mit der attraktiven Kollegin oder dem Vereinskameraden so ein bisschen flirten und sich näher kommen und so weiter.
Wenn nicht beide Partner rigide der Meinung sind, dass alles in Ordnung sei, solange sich kein fremder Penis in die Vagina (oder umgekehrt) verirrt, sehe ich also schon Gesprächsbedarf in Bezug auf die unterschiedlichen Formen der Untreue.
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