Gehört dem Verhütungsschmuck die Zukunft?
Laut Medienberichten haben Wissenschaftler bereits in Tierversuchen den so genannten Verhütungsschmuck getestet. Bei diesem befindet sich auf der Innenseite, also dort wo der Hautkontakt ist, ein hormonelles Pflaster, das für die empfängnisverhütende Wirkung sorgen soll. Am Menschen ist dies noch nicht getestet worden und es stellt sich auch die Frage, inwiefern so ein Verhütungsschmuck akzeptiert werden würde.
Wie denkt ihr über den so genannten Verhütungsschmuck? Würdet ihr diesen verwenden wollen? Meint ihr, dass solche Pflaster durch den Schmuck akzeptierter werden? Oder meint ihr, dass sich diese Form der Verhütung eh nicht durchsetzen können wird?
Ich finde das von der Beschreibung her doch eher etwas unsicher. Was ist denn, wenn man sich bückt und die Kette nicht mehr anliegt, man mal den Schmuck kurz ablegt? Mir wäre das wirklich zu unsicher und ich würde so etwas nicht benutzen wollen, auch wenn es funktionieren würde hätte ich da durchaus meine Bedenken. Vor allem sieht es auf den Bildern nun aber auch nicht schön aus.
Mich überzeugt das Konzept nicht so wirklich, weil hier in meinen Augen allzu offensichtlich mit dem Klischee operiert wird, dass die Zielgruppe a) zu doof ist, um sich regelmäßig ein neues Verhütungspflaster aufzukleben und/oder b) zu eitel, um sich ein "hässliches" rosa Ding auf den Allerwertesten zu pappen, weil dann ja jeder gleich sehen kann, dass man verhütet. Mit diesem Frauenbild kann ich mich nicht so wirklich identifizieren.
Außerdem gibt es auch genügend Medikamente und medizinische Anwendungen, die unbedingt regelmäßig durchgeführt werden, und da geht man ja auch davon aus, dass die PatientInnen nicht zu doof sind, um regelmäßig etwa ans Blutzuckermessen o.ä. zu denken, sodass man ihnen mit Schmuck das Denken erleichtern muss. Ich habe selber jahrelang erfolgreich mit Hormonpflastern verhütet, und ich bin in der Zeit erheblich öfter ohne Ohrringe oder Armbanduhr aus dem Haus gegangen, als dass ich sonntags vergessen hätte, das verdammte Pflaster auszutauschen.
Und was den ästhetischen Aspekt angeht: Nicht jede Frau entspricht dem Klischee-Typ, der ohne Ohrringe nicht mal zum Komposthaufen geht. Natürlich war das Pflaster kein explizit "hübscher" Anblick, aber was machen dann z.B. Diabetikerinnen mit ihren Blutzuckermess-Implantat-Dingern, oder Leute mit Narben oder ähnlichen Auffälligkeiten? Meiner Meinung nach kann man es auch übertreiben mit der Eitelkeit, weil sowieso keiner so makellos ist, dass ein popliges Pflaster schon die ganze Ästhetik ruiniert. Außer bei Stripperinnen oder Prostituierten vielleicht, und die werden im Job auch nicht immer die Ohrringe dranlassen können.
In dem Artikel steht drin, dass man den Schmuck bis zu acht Stunden in der Nacht ablegen kann, ohne negative Auswirkungen auf die Hormonabgabe. Leider stand dort nicht, ob man den Schmuck umgekehrt auch dauerhaft tragen könnte oder dann Gefahr läuft, eine Überdosierung zu bekommen.
Mich spricht das Konzept auch nicht an. Beim ersten Lesen war mein spontaner Gedanke, dass die Zielgruppe vielleicht Frauen sind, bei denen Verhütung verpönt ist wie in vielen religiösen Gemeinschaften, die aber trotzdem das Kinderkriegen nicht aus der Hand geben wollen. Andererseits wird genau diese Klientel wohl nicht unbedingt heimlich verhüten wollen, aber wer weiß.
Für die durchschnittliche westliche Frau sehe ich da keinen Vorteil. Mir würde es schwerer fallen, jeden Tag an meinen Schmuck denken zu müssen als morgens eine kleine Pille zu schlucken oder einmal die Woche ein Pflaster aufzukleben. Ich trage nur wenig und sehr unregelmäßig Schmuck, sodass das tägliche Anlegen für mich kein Automatismus ist, wie es im Artikel suggeriert wurde. Abgesehen davon muss der Schmuck ja auch eine gewisse Fläche haben, um das Medikament transportieren zu müssen. Das wäre auch nicht mein Fall.
Die ursprüngliche Idee hinter Schmuck zur Verhütung ist die Versorgung von Frauen in Entwicklungsländern, die eben oft nicht frei entschieden dürfen, ob sie verhüten oder nicht. Da wird der Gatte, der seine Frau per Zwangsverheiratung ergattert hat, und nun regelmäßig zur Vergewaltigung schreitet, weil er spätestens alle zwei Jahre Nachwuchs sehen will, wird wohl kaum der Pille zustimmen. Und unauffällig sind sonst nur Implantate, Spritzen oder Spiralen. Aber dafür benötigt man zwingend Zugang zu medizinischer Versorgung, was oft nicht gegeben ist.
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